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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nicht sicher, ob Web überhaupt die Absicht hat, es zu benutzen. So wie er es gesagt hat, klang es, als wolle er mir helfen. Ich habe mich in keinster Weise von ihm bedroht gefühlt, und er schien es mir auch nicht schlicht unter die Nase reiben zu wollen. Es war mehr, als habe er mich zu Ehrlichkeit mit Flink drängen wollen, umso besser zu ihm durchzudringen.«
    »Hm«, erwiderte der alte Mann nachdenklich und band auch die zweite Tasche zu. »Gib mir doch mal den Teekessel.« Er goss sich einen Becher ein. »Web ist ein Rätsel, nicht wahr? Der Mann weiß eine Menge und zwar nicht nur diese Geschichten der Zwiehaften, die er immer erzählt. Ich würde ihn nicht gebildet nennen, aber wie er es ausdrücken würde: Er hat immer einen Weg gefunden, das zu lernen, wovon er geglaubt hat, es wissen zu müssen.« Chades Blick wanderte in eine unbestimmte Ferne. Offensichtlich hatte er schon öfter über Webs Bedeutung nachgedacht. »Mir hat Gentils Vorschlag nicht gefallen, Pflichtgetreu solle eine >zwiehafte Kordiale< bilden, da ihm keine Gabenkundigen zur Verfügung stünden. Öffentlich ist nichts davon verlautbart worden; dennoch scheint sie irgendwie gebildet worden zu sein. Da ist Gentil Bresinga mit seiner Katze, dieser Barde Kräusel und Web. Sie alle planen, uns auf dieser Reise zu begleiten, und ich fühle, dass sie eine Art >Kordiale< darstellen, auch wenn der Prinz nicht darüber sprechen will. Wenn sie sich alle in einem Raum befinden, zeigen sie eine Nähe zueinander, die mich ausschließt. Web ist offensichtlich das Herz der Gruppe. Er ist jedoch mehr ein Priester denn ein Anführer. Das heißt, er befiehlt nicht, sondern berät sie nur, und oft redet er davon, dem >Geist der Welt< oder dem >Göttlichen< zu dienen. Es macht ihm nicht das Mindeste aus, dass diese Worte ihn in den Augen mancher als dumm erscheinen lassen. Tatsächlich wäre er ein ausgesprochen gefährlicher Mann, würde er über den entsprechenden Ehrgeiz verfügen. Mit dem, was er weiß, könnte er uns alle zu Fall bringen. Ich habe das Gefühl, als wolle er uns zu etwas drängen. Hm.«
    »Nun.« Ich zählte die Möglichkeiten an meinen Fingern ab. »Vielleicht wollte Web schlicht, dass ich ehrlich zu Flink bin; aber da der Junge jetzt fort ist, ist das nicht mehr von Belang. Doch vielleicht wollte er auch, dass ich allen enthülle, wer ich wirklich bin. Oder vielleicht will er, dass die Weitseher die Zwiehaftigkeit des Prinzen zugeben. Und würde man beides gleichzeitig bekannt geben, könnte man genauso gut sagen, dass die Weitseher eine zwiehafte Familie sind.« Und dann fror meine Zunge ein. Hatten die Weitseher die Alte Macht tatsächlich im Blut? Der letzte Prinz, der definitiv über sie verfügt hatte, war der Gescheckte Prinz gewesen, und der hatte keine Nachkommen hinterlassen. Die Krone war an einen anderen Zweig der Weitseher gegangen. Vielleicht hatte ich die Alte Macht von meiner in den Bergen geborenen Mutter geerbt und sie weitergegeben, als Veritas von meinem Körper Besitz ergriffen hatte, um Pflichtgetreu zu zeugen. Das war ein Teil des Rätsels, das ich Chade nie offenbart hatte und ihm auch niemals preisgeben würde. Pflichtgetreu, davon war ich überzeugt, war der Sohn von Veritas Geist. Dennoch fragte ich mich jetzt besorgt, ob Veritas durch das Benutzen meines Körpers einen Teil meiner verdorbenen Magie an seinen Sohn weitergegeben hatte.
    »Fitz«, sagte Chade, und ich erschrak beim Klang seiner Stimme, denn meine Gedanken hatten mich weit fortgetragen. »Mach dir nicht soviel Sorgen. Würde Web uns schaden wollen, hätte er es dir nicht erzählt. Warum auch? Das hätte ihm keinen Vorteil gebracht. Außerdem begleitet er uns auf der Queste des Prinzen, sodass wir ihn im Auge behalten können.
Und
wir werden mit ihm reden können. Besonders du solltest mit ihm sprechen. Tu so, als wolltest du mehr über die Alte Macht erfahren. Das wird ihn auf deine Seite ziehen.«
    Ich seufzte leise. Ich war all diese Täuschungsmanöver leid. Das sagte ich auch Chade, doch er schnaufte nur gefühllos.
    »Du bist zur Täuschung geboren, Fitz. Dafür
geboren
.
Genauso wie ich dafür geboren worden bin. Alle Bastarde sind dafür geboren. Wir sind etwas ausgesprochen Verzwicktes: Söhne, aber keine Erben, von königlichem Blut, aber keine Prinzen. Ich hätte gedacht, dass du das inzwischen akzeptiert hättest.«
    Ich sagte nur: »Ich werde versuche, Web auf der Reise besser kennen zu lernen, und herausfinden, was er im Sinn

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