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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kleinen, offenen Boot zu nehmen. Er weinte, und dicke Tränen rannen ihm über die Wangen, während unsere kleine Schaluppe von jeder Welle hochgehoben wurde. Ich blinzelte ins helle Sonnenlicht und blickte über das sich bewegende Wasser zu den Anlegestellen und Häusern von Zylig - eine recht betrübliche Aussicht. Ich konnte Peottre Schwarzwassers Verachtung für die Stadt nachempfinden.
    In Zylig fanden sich die schlimmsten Seiten einer jeden lebhaften Hafenstadt. Die Anlegestellen und Kais ragten willkürlich in die Bucht hinein, und alle möglichen Fahrzeuge drängten sich an ihnen. Bei den meisten handelte es sich um dickbäuchige, schmierige Walfänger, die nach Tran und Blut stanken. Auch ein paar Kauffahrer aus den Sechs Provinzen hatten hier angelegt. Ich sah ein Schiff, das aus Chalced zu stammen schien; ein anderes sah jamailianisch aus, und dazwischen fuhren die kleinen Fischerboote, welche die geschäftige Stadt täglich mit Nahrung versorgten. Zwischen ihnen wuselten noch kleinere Schaluppen umher, die Räucherfisch, getrockneten Seetang und anderen Proviant zu den größeren Schiffen brachten. Die Masten der großen Schiffe beherrschten den Horizont, und die Ankerlieger wuchsen mit jedem Riemenschlag, den wir ihnen näher kamen.
    Hinter ihnen erhaschte ich erste Blicke auf Lagerhäuser, Seemannstavernen und Versorgungsdepots. Die meisten Gebäude waren aus Stein, und schmale Straßen, kaum breiter als Pfade, wanden sich zwischen den dicht gedrängten Häusern hindurch. An jenem Ende der Bucht, wo das Wasser zu flach und zu felsig war, als dass man dort hätte ankern können, säumten kleine Steinhäuser das Ufer. Ruderboote wurden aus dem Wasser gezogen, und an Stangen hingen Fische zum Trocknen. Räucherfeuer unter diesen Gerüsten machten den Fang nicht nur haltbar, sondern verliehen ihm auch Geschmack. Eine Gruppe Kinder rannte fröhlich kreischend über den Strand.
    Jener Teil der Stadt, dem wir uns näherten, schien erst vor kurzem gebaut worden zu sein. Im Gegensatz zum Rest der Siedlung waren die Straßen dort breit und gerade. Der einheimische Stein war mit Fachwerk verstärkt, und die meisten Gebäude waren größer als anderswo. Einige besaßen milchige Glasfenster in den oberen Stockwerken. Ich hatte davon gehört, dass die Drachen der Sechs Provinzen Tod und Zerstörung über diese Stadt unserer ehemaligen Feinde gebracht hatten. Und tatsächlich waren die Gebäude in diesem Stadtteil alle im gleichen Alter und in genauso gutem Zustand wie die Straßen. Es war irgendwie seltsam, etwas so Ordentliches in der ansonsten chaotischen Stadt zu sehen, und ich fragte mich, wie es hier wohl ausgesehen hatte, bevor Veritas-als-Drache vorbeigekommen war. Seltsamer war jedoch noch die Vorstellung, dass etwas derart Sauberes aus den Verwüstungen des Krieges erwachsen konnte.
    Über dem Hafen erhoben sich felsige Hänge. An geschützten Stellen wuchsen dunkle, immergrüne Pflanzen. Feldwege wanden sich die Hänge entlang, wo Schafe und Ziegen grasten, und Rauch stieg aus kaum sichtbaren Hütten zwischen den Bäumen empor. Die Berge und höheren Hügel jenseits davon waren noch immer mit Schnee bedeckt.
    Wir waren bei Ebbe eingetroffen, und das Dock ragte über uns empor, gestützt auf dicht mit Muscheln überzogene Balken und mit Seetang an den Pollern. Der Prinz und etliche Edelleute waren bereits an Land gegangen. Weitere Adelige taten es ihnen gleich, als wir uns näherten. Knurrend machten sie Platz, damit die Garde des Prinzen die Leitern hinaufklettern und ihren Herrn zur Begrüßung eskortieren konnte.
    Ich war der Letzte, der das schaukelnde Boot verließ, nachdem ich einen stöhnenden Dick vor mir die Leiter hinaufgeschoben hatte. Oben angekommen wurde ich durch die Menge weiter nach vorne geschoben. Ich schaute mich um. Flankiert von seinen Ratgebern wurde der Prinz vom Hetgurd begrüßt. Mich ließ man bei Dick zurück. Ich musste ihn auf jeden Fall aus der Öffentlichkeit hinausbringen und an einen für ihn angenehmen Ort schaffen. Nervös fragte ich mich, ob es nicht klüger gewesen wäre, wenn ich mit ihm an Bord geblieben wäre. Die offen angewiderten und bestürzten Blicke, die man ihm zuwarf, deuteten nicht gerade auf ein warmherziges Willkommen. Offensichtlich hegten die Outislander die gleichen Ressentiments gegenüber Missgebildeten wie das Bergvolk. Wäre Dick in Zylig geboren worden, er hätte nicht einen einzigen Tag überlebt.
    Sowohl als Bastard als auch als Assassine hatte

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