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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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»Nun... Ich nehme an... falls sie sich unserer Sache wirklich dienlich erweisen sollten, werden sie auch irgendeine Form von Kompensation erwarten.«
    Der Prinz sprach in ruhigem Ton, doch ich fühlte deutlich, wie sehr er sich zurückhalten musste. »Und wenn sie eine Gabenkordiale wären? Welche Gegenleistung sollten sie deiner Meinung nach dann für ihre Hilfe fordern?« Er klang so sehr wie Chade, als er diese Fangfrage formulierte, dass ich fast laut aufgelacht hätte.
    »Das wäre etwas vollkommen anderes«, antwortete Chade aufbrausend. »Die Gabe ist deine Erbmagie und zudem noch weit mächtiger als die Alte Macht. Dass du dich mit deiner Gabenkordiale verbrüderst und sowohl ihren Rat als auch ihre Freundschaft annimmst, wird von dir erwartet.« Er hielt . unvermittelt inne.
    Pflichtbewusst nickte langsam. »Das Alte Blut ist ebenfalls meine Erbmagie, und ich gehe davon aus, dass weit mehr in ihr steckt, als wir auch nur ahnen. Und ja, Chade, ich empfinde sowohl Freundschaft als auch Vertrauen jenen gegenüber, die diese Magie mit mir teilen. Es ist, wie du gesagt hast, nicht anders zu erwarten.«
    Chade öffnete den Mund, um etwas darauf zu erwidern, schloss ihn dann aber wieder. Hin und her gerissen zwischen Verärgerung und Bewunderung sagte er schließlich: »Also gut. Ich kann deinen Gedanken folgen. Ich stimme nicht notwendigerweise mit der Schlussfolgerung überein, aber ich weiß, wie du darauf gekommen bist.«
    »Mehr verlange ich gar nicht«, erwiderte der Prinz, und in seinen Worten hörte ich das Echo des Monarchen, der er dereinst sein würde.
    Chade richtete den Blick wieder auf mich. »Warum hast du dieses Thema zur Sprache gebracht?«, fragte er mich abermals gereizt, als hätte ich einen Streit zwischen ihm und dem Prinzen provozieren wollen.
    »Weil ich wissen muss, was Web im Schilde führt. Ich fühle, dass er sich bei mir einschmeichelt, dass er versucht, mein Vertrauen zu gewinnen. Warum?«
    An Bord eines Schiffes gibt es keine wirkliche Stille. Holz und Wasser, Wind und Segel unterhalten sich ständig; doch diese Stimmen waren eine Zeit lang die einzigen, die die Kabine erfüllten. Dann stieß Pflichtgetreu ein leises Schnaufen aus. »Auch wenn du etwas anderes denken magst, vielleicht will er einfach nur dein Freund sein. Ansonsten wüsste ich nicht, was er dadurch gewinnen könnte.«
    »Er kennt ein Geheimnis«, sagte Chade säuerlich. »Ein Geheimnis zu kennen, bedeutet immer Macht.«
    »Und Gefahr«, konterte der Prinz. »Dieses Geheimnis zu enthüllen, ist für Web genauso gefährlich wie für Fitz. Denkt nur einmal darüber nach, was geschehen würde, sollte er das tun. Würde das nicht meine Herrschaft untergraben? Würden dann einige der Edelleute sich nicht gegen meine Mutter, die Königin, wenden, weil sie dieses Geheimnis so lange vor ihnen verborgen und Fitz am Leben gelassen hat?« Und leiser fügte er hinzu: »Vergesst nicht, dass Web auch sein eigenes Leben in Gefahr gebracht hat, als er Fitz enthüllt hat, seine Identität zu kennen. Das ist ein Geheimnis, für dessen Bewahrung Menschen töten würden.«
    Ich beobachtete, wie Chade Pflichtgetreus Argumente im Geiste abwog. »Sicher, deine Herrschaft ist genauso bedroht wie Fitz«, gab er schließlich besorgt zu. »Für den Augenblick hast du Recht. Web ist am besten gedient, wenn das Geheimnis ein Geheimnis bleibt. Solange deine Regierung den Zwiehaften freundlich gesonnen ist, haben sie keinen Grund, dich zu beseitigen. Aber was, wenn du dich gegen sie wenden solltest? Was dann?«
    »In der Tat, was dann,?«, spottete Pflichtgetreu. »Chade, frage dich selbst, was du mich so oft gefragt hast: >Was geschieht als Nächstes ?< Sollten meine Mutter und ich gestürzt werden, wer würde dann die Macht ergreifen? Vermutlich die, die uns gestürzt haben, und das wären Feinde der Zwiehaften, härtere Feinde als alle, denen sich das Alte Blut zu meiner Zeit gegenüber gesehen hat. Nein. Ich glaube, Fitz' Geheimnis ist sicher. Mehr noch: Ich glaube, dass er seine Vorsicht ablegen und Webs Freund werden sollte.«
    Ich nickte und fragte mich, warum mich dieser Vorschlag so nervös machte.
    »Ich sehe trotzdem noch immer keinen großen Nutzen in dieser Zwiehaften Kordiale«, murmelte Chade.
    »Wirklich nicht? Warum fragst du mich dann jeden Tag, was Webs Vogel gesehen hat? Beruhigt es dich nicht zu wissen, dass es sich bei allen Schiffen, die er Web gezeigt hat, um ehrliche Kauffahrer oder Fischer gehandelt hat? Und denk nur

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