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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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befand. Winzige Edelsteine waren scheinbar willkürlich auf der Karte verteilt, jeder mit einer Rune markiert. Einige schienen mit einem inneren Licht zu glühen, und ein vollkommen weißer glitzerte auf Aslevjal. Vier, im Quadrat angeordnet, funkelten nahe der Mundung des Bocksflusses. Es fanden sich auch noch eine Hand voll anderer über die gesamten Sechs Provinzen verteilt, einige hell, andere matt. Im Bergkönigreich waren es sogar noch mehr, und in der Regenwildnis sah ich eine ganze Reihe von ihnen in regelmäßigen Abständen entlang des Flusses. Ich nickte bedächtig vor mich hin. Natürlich.
    Vage war ich mir bewusst, dass meine Arme und mein Rücken schmerzten. Doch mir kam nie der Gedanke, meine Last abzusetzen und mich eine Weile auszuruhen. So unausweichlich wie der Sonnenuntergang erwartete mich in der Ecke eine weitere Tür zu einer anderen Treppe. Ich ging hindurch. Die Treppe war schmaler als die erste, die Stufen waren steiler. Das Licht veränderte sich langsam, während ich hinaufstieg. Das bläuliche Glühen verblasste und wurde vom trüben Licht des echten Tages ersetzt. Dann betrat ich ein gläsernes Turmzimmer. Ein Panel war gerissen, und alle Fenster waren mit Frost überzogen. Ich legte mein Auge an den Riss und spähte hinaus. Schnee. Wehender Schnee. Mehr als das konnte ich nicht sehen.
    In der Mitte des Raums befand sich ein Gabenpfeiler. Die Runen auf seinen Seiten waren so sauber gearbeitet, als wären sie gerade erst angefertigt worden. Langsam ging ich um die Runen herum, bis ich eine fand, von der ich gewusst hatte, dass sie da sein würde. Ich nickte mir selbst zu, drückte den Narren an mich und sagte sanft in sein blutverschmiertes Ohr: »Dann lass uns zurückkehren.«
    Ich öffnete eine Hand, und wir gingen in den Gabenpfeiler.
    Vielleicht hatte die Übung der letzten Zeit meine Gabe verstärkt, oder vielleicht arbeitete der Pfeiler schlicht besser als die, die ich bis jetzt gekannt hatte. Den Narren in meinen Armen trat ich vom Winter in den Sommer, von einem Steinturm auf die Überreste eines Marktplatzes. Überall um mich herum summte der Sommer im Wald, der mich umgab. Ich tat zwei weitere Schritte und sank dann auf die Knie, sowohl vor Schwäche als auch aus Dankbarkeit. Hier fühlte es sich plötzlich nicht mehr wie Blasphemie an, ihn auf die Erde zu legen.
    Ich setzte mich neben ihn und ruhte mich aus. Eine Zeit lang war alles ruhig, abgesehen von den Vogelrufen und dem Summen eifriger Insekten. Ich blickte die überwucherte Straße hinunter, die sich wie ein Tunnel durch den Wald wand. Wenn ich ihr folgte, würde sie mich zu dem Steingarten führen, wo die Drachen der Uralten schliefen. Ich schaute auf den verwitterten Pfeiler, wo einst ein junger Narr gehockt und ich gesehen hatte, wie er in ein weißes Mädchen mit einer Hahnenkrone verwandelt worden war. »Das ist ein guter Ort«, sagte ich leise. »Ich bin froh, dass wir wieder hierher zurückgekommen sind,« Ich legte mich zurück und schloss die Augen. Ich schlief.
    Es dauerte einige Zeit, bis die Wärme des Nachmittags in mich eingedrungen war. Als ich wieder aufwachte, war mir tatsächlich zu warm. Der gefrorene Körper des Narren taute allmählich auf. Ich schälte mir die Winterkleidung vom Leib, als würde ich mich häuten, bis ich nur noch Tunika und Hose trug. Nun, da wir hier waren, allein und zusammen, fühlte ich mich nicht mehr so gedrängt wie noch im Eis. Hier hatten wir Zeit. Zeit, die nur ihm und mir gehörte. Zeit, die Dinge ordentlich zu machen.
    Ich holte Wasser aus dem Bach, aus dem wir einst gemeinsam getrunken hatten. Sanft wusch ich ihm das Gesicht, wischte das Blut von den Lippen und strich das Haar über seinem zerfetzten Ohr glatt. Dort, wo es mir möglich war, zog ich das Sackleinen vom rohen Fleisch. Was ich sah, machte mich zunächst benommen. Ja, sie hatte Recht gehabt. Nun bereute ich es, ihr den Rücken zugekehrt zu haben, anstatt ihr den qualvollen Tod zu bereiten, den sie verdient hätte. Doch während ich seine steifen, gequälten Glieder so gut es ging streckte und mit Gras den Dreck und das geronnene Blut abwischte, schwand mein Hass mehr und mehr dahin. Hier war mein Narr, und wenn ich ihn schon nicht vor dem Tod hatte retten können, so würde ich ihn wenigstens mit Würde aus diesem Leben entlassen.
    Schützend hatte er sich um seinen letzten Schatz zusammengerollt. Er hielt die Hahnenkrone in den leblosen Händen. Vorsichtig nahm ich ihm das mattgraue Holz aus den nagellosen

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