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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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lehren, was ich aus den Gabenschriften gelernt habe! Du hast die Kraft, diese Magie zu führen! Heile mich, und ich werde dir den Weg zur Macht zeigen! Du wirst der rechtmäßige König der Sechs Provinzen sein, der Äußeren Inseln und auch der Verfluchten Küste! All das wird dir gehören! Ich werde dir alles geben, was du dir je erträumt hast, wenn du nur zurückkommst!«
    Mein Traum lag tot in meinen Armen. Ich ging weiter.
    Ich hörte, wie sie mit den verbrannten Stummeln ihrer geschmolzenen Arme über das Eis kratzte. Es erinnerte mich an einen Käfer, der in einer Waschschüssel auf den Rücken gefallen war. Ich blickte nicht zurück. Kurz fragte ich mich, ob sie diesen Augenblick je vorhergesehen hatte, ob sie sich je vorstellt hatte, meinen Rücken zu sehen, wenn ich einfach wegging. Nein. Das wusste ich plötzlich. Der Schwarze Mann hatte es mir gesagt. Ich ging jetzt durch die Welt des Narren, lebte in der Zukunft, die er gestaltet hatte. Sie konnte hier nichts sehen, ihre Prophetie war nichts mehr wert. Diese Zeit war nicht die ihre. Es war die Zeit, die er gewählt hatte.
    Ich glaube nicht, dass ich von Natur aus grausam bin, und doch habe ich nie Gewissensbisse wegen dem gehabt, was ich getan habe. Ich hörte sie schreien wie ein Tier in der Falle, doch ich drehte mich nicht um. Ich bog um eine Ecke und ging weiter, folgte dem Weg, den ich gekommen war.
    Ich war unaussprechlich müde, mir war kalt, und ich hatte Hunger. Doch nichts von alledem verzehrte mich so sehr wie meine Trauer. Schließlich traten mir die Tränen in die Augen. Sie fielen auf das goldene Haar des Narren und ließen meine Sicht verschwimmen. Vielleicht verpasste ich deshalb eine meiner Markierungen an der Wand. Ich bemerkte es, machte kehrt und fand mich in einem mir unbekannten Gang wieder. Ich erreichte eine erodierte Eistreppe und versuchte, sie hinaufzusteigen. Doch mit der Last, die ich trug, ging das nicht. Also drehte ich mich abermals um und trottete weiter, hoffnungslos verloren.
    Schließlich breitete ich meinen Mantel auf dem Boden aus und schlief eine Zeit lang, den Arm schützend um den gefrorenen Leichnam gelegt. Nachdem ich wieder erwacht war, durchwühlte ich meinen Rucksack, fand ein Stück Marschbrot und aß es. Ich trank aus meiner Flasche, befeuchtete dann den Saum meines Mantels und wischte damit etwas Blut und Dreck ab, die sein verzerrtes Gesicht bedeckten. Den Schmerz konnte ich ihm jedoch nicht aus dem Gesicht wischen. Dann stand ich auf, hob ihn wieder hoch und ging weiter, vollkommen desorientiert in dem fahlen Licht der Leuchtkugeln. Vielleicht hatte ich schon den Verstand verloren.
    Ich erreichte eine Stelle, wo eine Wand aus Eis, eine andere aus Stein bestand. Ich hätte umkehren sollen, doch wie eine Motte, die zum Licht gezogen wird, folgte ich dem Gang, der mich stetig nach oben führte. Ich kam zu einer aus Stein gehauenen Treppe und stieg sie hinauf. Das bläuliche Licht der Kugeln war mal heller, mal dunkler, aber stets da, sodass ich sah, dass ich die Leiche durch ein schier endloses Labyrinth aus Treppen trug, die sich stetig nach oben wanden. Auf einem Absatz hielt ich an, um Luft zu holen. Da war eine hölzerne Tür, das Holz trocken und zersplittert. Ich stieß sie auf und dachte noch daran, sie als Brennholz zu verwenden. Doch was ich dann sah, lenkte meine Gedanken in eine gänzlich andere Richtung.
    Sollte ich je daran gezweifelt haben, dass dieses eisige Reich einst den Uralten gehört hatte, so vertrieb diese Kammer jeglichen Zweifel. Ich hatte solche Möbel schon einmal gesehen, verstreut in den verlassenen Ruinen der Stadt am Fluss. Auch hatte ich eine Karte gesehen, wie sie sich in diesem Raum befand, obwohl diese hier eine Welt und nicht nur eine Stadt und das umliegende Land zeigte. Sie befand sich auf einem Tisch in der Mitte des Raums, und die Karte selbst war auch nicht auf Papier gezeichnet, sondern ein Relief. Winzige Berge erhoben sich in ganzen Gebirgszügen, und schimmernde Flüsse wanden sich durch das Grasland zum Meer.
    Eine Insel, höchstwahrscheinlich Aslevjal, befand sich genau in der Mitte. Weitere Inseln lagen um sie herum. Im Süden und Westen sah ich die Küste der Sechs Provinzen, obwohl die Darstellung in einigen Einzelheiten nicht ganz stimmte. Im Norden wiederum lag ein Land, für das ich keinen Namen kannte. Und jenseits des großen Meeres, weit am östlichen Ende der Karte, sah ich eine Küstenlinie, wo unsere Tradition besagte, dass sich dort nur Wasser

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