Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
traten schließlich aus dem Spalt ins helle Licht des Tages. Der Wind war frisch, und Eiskristalle füllten die Luft, schlugen auf unsere Haut und machten den steilen Pfad zu einer tückischen Angelegenheit. Das klare Licht ließ meine Augen tränen. Der Narr ging vor mir den Pfad hinunter. Hier, Wind und Kälte ausgesetzt, war ihm seine Schwäche deutlich anzumerken, und ich knurrte ob meiner eigenen Dummheit, ihn so sehr zu belasten. Als er das zweite Mal ausrutschte, packte ich ihn hinten an seinem Hemd und hielt ihn auf den Beinen, bis wir die Tür des Schwarzen Mannes erreicht hatten. »Klopf an!«, sagte ich ihm, doch als er mich nur vollkommen erschöpft anstarrte, griff ich an ihm vorbei und hämmerte mit der Faust gegen das Holz.
    Die Tür öffnete sich so rasch, dass ich glauben musste, er habe auf uns gewartet. Noch immer stand der Narr wie angewurzelt da und starrte auf den lächelnden Schwarzen Mann. »Ihm ist kalt, und er ist sehr müde«, entschuldigte ich ihn und schob ihn vor mir in den Raum. Dann schloss ich fest die Tür hinter uns und drehte mich dankbar in dem gemütlichen Raum herum. Ich blinzelte, um meinen Augen zu gestatten, sich nach dem hellen Tageslicht an das düstere im Raum zu gewöhnen. Als ich wieder zum Narren schaute, sah ich, dass der Schwarze Mann ihn ungläubig anstarrte.
    »Er war tot.« Der Schwarze Mann sprach mit fester Stimme. »Er ist gestorben.« Er hatte die Augen weit aufgerissen.
    »Ja. Das ist er«, bestätigte ich ihm. »Aber ich bin der Katalyst. Ich verändere Dinge.«
    Und dann sprang Dick auf, der neben dem Herd gesessen hatte, und drückte mich mit seinen kurzen Armen an die Brust. Er tanzte wie ein kleiner Bär und rief: »Du bist zurück! Du bist zurück! Ich dachte, du würdest nie zurückkommen. Chade hat gesagt: >Das Schiff kommt<, und ich habe gesagt: >Aber er ist nicht hier, und ich werde nicht auf ein Schiff gehen<. Dann hat er gesagt: >Es kommt trotzdem.< Das ist es auch, aber niemand war hier, und es ist wieder weggefahren, weil ich gesagt habe: >Nein, ich werde nicht allein zurückgehen, nicht allein, und außerdem gehe ich sowieso nicht auf ein Schiff!<« Er hielt in seinem Tanz inne und erzählte mir dann mit einem zufriedenen Grinsen: »Entweder bist du tot, oder Chade ist so wütend auf dich, dass du dir wünschst, du wärst es. Das hat er gesagt. Pflichtgetreu. Oh, und der Drachenkopf, ich habe vergessen, dir den Teil mit dem Drachenkopf zu erzählen. Nessel hat es geschafft! Sie hat den Drachenkopf zum Mütterhaus geschickt, und das war für alle eine große Überraschung. Außer für mich. Sie hat mir gesagt, dass sie das tun könne, dass sie mit Tintaglia reden und ihr sagen könne, es würde ihr noch Leid tun, wenn sie es nicht täte. Also hat sie es getan, und jetzt ist wieder alles gut.«
    Letzteres sagte er mit solchem Selbstvertrauen, dass es mir schwer fiel, in seine fröhlichen, runden Augen zu blicken und ihm zu sagen: »Ich glaube, ich habe nicht die Hälfte von dem verstanden, was du mir gerade gesagt hast. Und ich denke, ich war wohl länger weg, als ich gedacht habe. In jedem Fall bin ich froh, wieder hier zu sein.« Ich löste mich aus seiner Umarmung. Ein seltsames Schweigen hatte sich im anderen Teil des Raums ausgebreitet. Der Schwarze Mann und der Narr musterten einander, nicht mit Feindseligkeit, sondern mit Unglauben. Wenn ich die beiden nebeneinander betrachtete, sah ich eine Verwandtschaft, aber es war mehr eine gemeinsame Abstammung als eine Familienbindung. Der Schwarze Mann war der Erste, der sprach.
    »Willkommen«, sagte er mit schwacher Stimme.
    »Ich habe dich nie gesehen«, sagte der Narr staunend. »In all den verschiedenen Versionen der Zukunft, in die ich geblickt habe, habe ich
dich
nie gesehen.« Er begann zu zittern, und ich wusste, dass er am Ende seiner Kräfte angelangt war. Der Schwarze Mann schien das ebenfalls zu spüren, denn er schob ein Kissen ans Feuer. Der Narr brach mehr zusammen, als dass er sich setzte. Ich nahm ihm meinen Mantel ab und sagte ihm: »Die Wärme wird dich schneller erreichen, wenn du sie hereinlässt.«
    »Ich glaube nicht, dass ich so durchgefroren bin«, sagte er schwach. »Ich bin nur ... ich bin nur außerhalb meiner Zeit, Fitz. Ich bin wie ein Fisch auf dem Trockenen oder wie ein Vogel unter Wasser. Ich bin jenseits meines Lebens, und ich taumele durch den Tag und frage mich ständig, was ich mit mir selbst anfangen soll. Es ist hart, sehr hart für mich.« Ihm versagte fast

Weitere Kostenlose Bücher