Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
gegessen.«
    »Ich werde es ihm sagen. Aber jetzt muss ich wieder zu ihm.«
    »Wann hast du ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern.«
    »Nun, es ist sechzehn Jahre her, seit du mich zum letzten Mal gesehen hast. Er kann warten, bis er an der Reihe ist.«
    »Aber es geht ihm nicht gut.«
    Philia zerbrach fast ihre Tasse, als sie sie auf den Unterteller knallte. »Mir auch nicht!«, rief sie, und abermals traten ihr die Tränen in die Augen.
    Litzel stand auf und klopfte ihr auf die Schulter. Über Philias Kopf hinweg sagte sie zu mir: »Manchmal ist sie richtig unvernünftig, besonders wenn sie müde ist. Wir sind erst heute Morgen angekommen. Ich habe ihr gesagt, sie solle sich ausruhen, aber sie wollte erst im Garten ein wenig frische Luft schnappen.«
    »Und was, bitte schön, ist daran unvernünftig?«, verlangte Philia zu wissen.
    »Nichts«, beeilte ich mich zu sagen. »Gar nichts. Komm. Ich habe eine Idee. Leg dich aufs Bett, mach es dir bequem, und ich werde mich zu dir setzen und mit meiner Geschichte beginnen. Wenn du dann eingeschlafen bist, werde ich gehen und morgen wiederkommen. Sechzehn Jahre lassen sich nicht in einer Stunde erzählen, auch nicht an einem Tag.«
    »Es wird sechzehn Jahre dauern, sechzehn Jahre zu erzählen«, erwiderte Philia streng. »Dann hilf mir auf. Nach so einer langen Reise bin ich immer schrecklich steif.«
    Ich gab ihr meinen Arm, und sie stützte ich darauf, während ich sie zum Bett brachte. Sie stöhnte, als sie sich niedersetzte, und als das Federbett unter ihr nachgab, murmelte sie: »Das ist viel zu weich. Hier werde ich nie schlafen können. Halten sie mich etwa für eine Henne, die auf ihrem Nest hocken muss?« Dann legte sie sich zurück, und ich half ihr, die Füße hochzuziehen. »Du hast mir wirklich meine Überraschung ruiniert, weißt du? Ich war fest entschlossen, meine Enkelin zu mir zu rufen, ihr ihre edle Abstammung zu enthüllen und ihr ein paar Andenken an ihren Vater zu überreichen. Oh, hilf mir, die Schuhe auszuziehen. Seit wann sind meine Füße bloß so weit von meinen Händen entfernt?«
    »Du hast gar keine Schuhe an. Ich glaube, du hast sie im Garten gelassen.«
    »Und wessen Schuld ist das? Uns so zu erschrecken. Es grenzt ja schon an ein Wunder, dass ich nicht auch noch meinen Kopf vergessen habe.«
    Ich nickte und verkniff mir die Bemerkung, dass sie auch zwei verschiedene Strümpfe anhatte. Philia hatte sich nie um Kleinigkeiten gekümmert. »Was für Andenken eigentlich?«, fragte ich.
    »Das ist jetzt egal. Da du noch lebst, werde ich sie behalten.«
    »Aber was sind das für Andenken?«, hakte ich neugierig nach.
    »Oh, ein Bild zum Beispiel, das du mir mal gemalt hast. Erinnerst du dich? Und nach deinem Tod habe ich eine Locke von deinem Haar abgeschnitten. Seitdem habe ich sie immer in einem Anhänger bei mir getragen.« Ich starrte sie sprachlos an, und sie richtete sich auf den Ellbogen auf. »Litzel, komm und leg dich auch etwas hin. Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du zu weit weg von mir bist. Schließlich könnte ich dich ja brauchen, und du hörst bei weitem nicht mehr so gut wie früher.« Dann wandte sie sich wieder mir zu und vertraute mir an: »Sie haben ihr ein kleines Bett in einer Kammer gegeben, die mehr ein Schrank als ein Raum ist. Wenn man ein dürres Mädchen als Dienerin hat, mag das ja ganz in Ordnung sein, aber für eine reife Frau ist das nichts. Litzel!«
    »Ich bin hier, meine Liebe. Ihr müsst nicht schreien.« Die alte Dienerin trat auf die andere Seite des Betts. Es schien ihr ein wenig unangenehm zu sein, sich vor mir hinzulegen, als könne ich es für unanständig halten, wenn sie das Bett mit ihrer Herrin teilte. Tatsächlich empfand ich es in diesem Fall jedoch als vollkommen richtig. »Ich bin auch wirklich müde«, gestand sie, als sie sich setzte. Sie hatte einen Schal mitgebracht, den sie Philia nun über die Beine legte.
    Ich zog mir einen Stuhl ans Bett und setzte mich rittlings drauf. »Wo soll ich anfangen?«, fragte ich.
    »Am besten, indem du dich erst einmal ordentlich hinsetzt!« Und nachdem ich das getan hatte, sagte sie: »Erzähl mir nicht, was dieser bösartige Edel dir angetan hat. Ich habe die Spuren davon auf deinem Körper gesehen, und schon damals konnte ich den Anblick nicht ertragen. Erzähl mir stattdessen, wie du überlebt hast.«
    Ich dachte kurz nach. Dann sagte ich: »Du weißt, dass ich über die Alte Macht verfüge.«
    »Das habe ich mir zumindest schon gedacht«, räumte

Weitere Kostenlose Bücher