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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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darüber, wie ungeschickt ich doch sei.
    »Fällt einfach so in Ohnmacht, tststs! Mein armer Liebling. Fühlst du dich jetzt besser?« Bedächtig ließ sie sich neben ihrer Gefährtin nieder und tätschelte ihr die Hand. Litzel öffnete die Augen.
    »Soll ich etwas Wasser holen?«
    »Ja. Und beeil dich. Und denk ja nicht daran wegzulaufen, junger Mann. Das ist alles deine Schuld, nur dass du's weißt.«
    Ich rannte zur Küche, um mir einen Becher zu holen, und füllte ihn auf dem Rückweg am Brunnen. Als ich schließlich wieder den Garten erreichte, hatte sich Litzel aufgesetzt, und Prinzessin Philia fächelte ihrer alten Dienerin Luft zu, während sie sie abwechselnd tadelte und ihr Mitleid bekundete. »... und du weißt genauso gut wie ich, dass uns die Augen in unserem Alter bisweilen Streiche spielen. Erst vergangene Woche habe ich versucht, ein zusammengeknülltes Tuch vom Tisch zu verscheuchen, weil ich es für die Katze gehalten habe. Es sah aber auch wirklich so aus, weißt du?«
    »Mylady, nein. Schaut doch hin. Entweder ist er es selbst oder sein Geist. Er sieht genauso aus wie sein Vater in diesem Alter. Schaut ihn doch an.«
    Ich hielt den Blick gesenkt, als ich mich neben sie kniete und ihr den Becher reichte. »Ein Schluck Wasser, meine Dame, dann werdet Ihr Euch sicher besser fühlen. Es war vermutlich die Hitze.« Als Litzel mir den Becher aus der Hand nahm, fasste Philia mich unterm Kinn und drehte meinen Kopf zu sich herum. »Schau mich an, junger Mann! Schau mich an, habe ich gesagt!« Und als sie sich immer näher und näher zu mir heranbeugte, verkundete sie: »Mein Chivalric hat nie so eine Nase gehabt. Aber seine Augen erinnern mich an ... Oh, mein Sohn, mein Sohn! Das kann nicht sein. Das kann nicht sein.«
    Sie ließ mich los und setzte sich zurück. Litzel bot ihr den Becher Wasser an, und Philia nahm ihn gedankenverloren. Sie trank, drehte sich zu Litzel um und sagte ruhig: »Das würde er nicht wagen. Nie.«
    Litzel starrte mich noch immer an. »Ihr habt die Gerüchte genauso gehört wie ich, Mylady. Und dieser zwiehafte Barde hat uns das Lied vorgesungen, das Lied über die Drachen und wie sich der zwiehafte Bastard aus dem Grabe erhoben hat, um seinem König zu dienen.«
    »Das würde er nicht wagen«, wiederholte Philia. Sie starrte mich an, und meine Zunge war wie festgefroren. Dann sagte sie: »Hilf mir auf, junger Mann. Und auch Litzel. Ihr wird heutzutage ständig schwummerig. Sie isst einfach zu viel Fisch -das ist wohl der Grund dafür - und auch noch Flussfische. Dann wird sie immer ganz zittrig. Du bringst uns doch wieder in unsere Gemächer, nicht wahr?«
    »Jawohl, Mylady. Es wäre mir eine Freude.«
    »Ja, das wird die reinste Freude - bis wir dich hinter geschlossenen Türen haben. Nimm jetzt ihren Arm und hilf ihr.« Doch das war leichter gesagt als getan, denn Philia klammerte sich an meinen anderen Arm wie eine Ertrinkende an einen Felsen.
    Litzel war tatsächlich noch immer leicht benommen, und es tat mir aufrichtig Leid, ihr einen solchen Schock versetzt zu haben. Keine von beiden sagte auch nur ein weiteres Wort zu mir, obwohl Philia zweimal auf Raupen in den Rosen deutete und erklärte, früher hätte es so etwas nicht gegeben. Drinnen angelangt war es noch ein weiter Weg durch die große Halle und die breite Treppe hinauf. Ich war froh, dass wir nur in den ersten Stock mussten, denn Philia fluchte bei jeder Stufe, und Litzels Knie knackten Besorgnis erregend. Oben deutete Philia auf eine Tür. Dahinter befand sich eines der besten Gemächer der Burg, und es freute mich, dass Königin Kettricken Philia auf diese Art ihren Respekt gezeigt hatte. Prinzessin Philias Reisetruhe stand bereits geöffnet mitten im Raum, und auf dem Kaminsims lag schon ein Hut. Kettricken hatte sich sogar daran erinnert, dass Philia es vorzog, in ihren Gemächern zu essen, denn ein kleiner Tisch und zwei Stühle waren ans Fenster gestellt worden.
    Zu diesen Stühlen führte ich nun die beiden alten Damen, und nachdem sie sich gesetzt hatten, erkundigte ich mich, ob ich ihnen noch etwas bringen könne.
    »Sechzehn Jahre«, schnappte Philia. »Du kannst mir sechzehn Jahre bringen! Schließ die Tür da. Es wäre wohl nicht gerade gut, wenn sich das als Gerücht in ganz Bocksburg verbreiten würde. Sechzehn Jahre und kein Piep, kein Hinweis. Fitz, Fitz, Fitz, was hast du dir nur dabei gedacht?«
    »Vermutlich hat er gar nicht gedacht«, meldete sich Litzel zu Wort und warf mir einen gequälten

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