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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schon gut gehen, sagte ich mir. Er hatte diese Veränderungen auch früher schon durchgemacht, und wer hätte sich besser um ihn kümmern können als der Schwarze Mann? Außerdem hatte er mir gesagt, dass er eine Zeit lang allein sein müsse, dass er Zeit zum Nachdenken brauche ... Zeit zum Nachdenken, ohne ständig jemandem ins Gesicht schauen zu müssen, der gesehen hatte, was ihm widerfahren war. Auch war es besser, dass ich diese Pflicht erledigte und nicht Nessel, sagte ich mir Sie wurde daheim gebraucht, bei ihrer Familie. Ich fand ein sauberes Stück Tuch und legte es über das Brot. Dann stieg ich die lange dunkle Treppe zur Königin hinunter.
    Es dauerte tatsächlich nicht lange. Chade und Pflichtgetreu stritten sich, und Chade wollte sich einen Vorteil sichern, indem er als Erster Kontakt zur Königin aufnahm. Er und der Prinz sollten am nächsten Nachmittag in Richtung Heimat segeln. Die Narcheska sollte sie begleiten, doch früher am Tag war sie zu Pflichtgetreu gegangen und hatte ihn gebeten, noch weitere drei Monate bei ihrer Familie verbringen zu dürfen, bevor sie sie in Richtung Bocksburg verließ. Der Prinz hatte ihr das unter vier Augen gewährt, ohne sich vorher mit Chade zu beraten.
    Und wenn ich sage >Unter vier Augen<, dann meine ich wirklich >unter vier Augen<,
erklärte Chade eindeutig zweideutig, und ich fragte mich, ob er der Königin damit sagen wollte, dass es weniger die Bitte und ihre Entsprechung waren, die er missbilligte, als vielmehr die Umstände, unter denen das geschehen war.
    »Der Prinz und die Narcheska haben diese Angelegenheit in äußerst diskretem Rahmen besprochen«, übersetzte ich für die Königin.
    »Ich verstehe«, erwiderte sie, und ich fragte mich, ob sie das wirklich tat.
    Bis jetzt ist noch nichts davon öffentlich verkundet worden. Es ist also noch nicht zu spätfür uns, die Erlaubnis wieder zurückzuziehen. Ich fürchte, wenn man dem Mädchen gestattet, hierzu bleiben, sind unsere ganzen Pläne hinfällig. Zum einen bedeutet das, dass sie während der Winterstürme hier eintreffen wird und wir die Feierlichkeiten nicht zur Erntezeit abhalten können - falls sie ihr Versprechen denn überhaupt hält und kommt. Zum anderen würde der Prinz ohne Braut zu seinen Edelleuten zurückkehren. Tatsächlich hätte er nichts, gar nichts, um ihnen zu zeigen, dass seine Reise nicht umsonst gewesen ist. Falls Ihr - wie wir hoffen -plant, die Edelleute dazu zu drängen, ihn zum König-zur-Rechten zu ernennen, wird das nicht gerade die ideale Gelegenheit dazu sein. Geschichten über gerettete Drachen und Drachenköpfe an Feuerstellen werden Edelleuten nicht viel bedeuten, die nicht eine Drachenschuppe gesehen haben, ganz zu schweigen von der Braut und dem Bündnis, die die Belohnung für solche Heldentaten sein sollten. Und ich fürchte, je länger die Narcheska bei den Frauen ihres Clans bleibt, desto schwerer werden sie es ihr machen zu gehen. Ihr Widerwillen, sie aufzugeben, wächst stundlich. Sie betrauern sie, als würde sie in den Tod gehen und auf ewig aus ihrer Welt verschwinden.
    Nachdem ich diese Gedanken an die Königin weitergeleitet hatte, schlug sie Chade vor: »Dann wäre es vielleicht klüger, ihr mehr Zeit einzuräumen, sich von ihren Leuten zu verabschieden. Bitte versichert ihnen mehrfach und deutlich, dass uns Besucher jederzeit willkommen sind und dass sie selbst auch ein paar Mal zurückkehren wird. Habt Ihr verkundet, dass wir jeden ihres Glans willkommen heißen, der sie begleiten will, nicht nur als Trauzeugen, sondern auch, um bei ihr zu bleiben, damit sie sich nicht so allein fühlt?«
    Als ich ihre Worte an Chade weitergab, fühlte ich mich stark daran erinnert, wie einsam sich Kettricken einst gefühlt hatte, als sie nur von ihrer Zofe begleitet das Bergreich verlassen hatte. Ob sie wohl noch wusste, wie allein sie in den ersten Tagen an einem fremden Hof gewesen war, wo niemand ihre Muttersprache sprach oder ihre Sitten kannte?
    Das ist Teil des Problems. Wenn ich richtig verstanden habe, ist die Bindung einer Frau zu ihrem Land für diese Menschen etwas Heiliges. Die Frauen, die irgendwann die Herrschaft über ein Mütterhaus übernehmen werden, verlassen ihr Land tatsächlich so gut wie nie. Sie leben dort, sterben dort und gehen wieder in ihr Land über. Überdies erwartet man von einer Frau, dass alles, was von ihr kommt, auf diesem Land bleibt. Deshalb wird keine Frau von Status mit Elliania nach Bocksburg reisen. Peottre wird sie begleiten

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