Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
und vielleicht auch ein paar ihrer männlichen Vettern. Arkon Blutklinge wird ebenfalls kommen sowie mehrere Führer anderer Clans, um die Handelsbündnisse zu bestätigen, die sie mit unseren Adeligen geschlossen haben. Aber sie wird kein Gefolge von Dienerinnen und Hofdamen haben.
»Ich verstehe«, erwiderte Kettricken bedächtig. Wie befanden uns allein in ihrem Wohnzimmer. Sie hatte uns Wein eingeschenkt, doch die Gläser standen vergessen auf dem niedrigen Tisch. Der Raum selbst war renoviert worden, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Wie immer hatte Kettricken auch hier ihren Frieden in Einfachheit gesucht. Eine einzelne Blüte schwamm auf einem mit Wasser gefüllten Tonteller, und das Kerzenlicht war zu einem sanften Glühen abgedämpft. Die Kerzen gaben einen beruhigenden Duft ab, doch Kettricken war so angespannt wie eine in die Ecke getriebene Katze. Sie sah, dass ich ihre um die Tischkante verkrampften Hände bemerkte, und entspannte ihren Griff vorsichtig. »Hört Chade alles, was ich dir sage?«, fragte sie mich leise.
»Nein. So geht das nicht. Er reitet nicht mit mir, wie Veritas es getan hat. Dazu bedarf es eines hohen Maßes an Konzentration, und es verlangt nach einer völligen gedanklichen Selbstaufgabe. Ich habe ihn nicht dazu eingeladen. Somit hört er nur, was Ihr mir sagt, das ich ihm sagen soll.«
Sie senkte die Schultern ein wenig. »Manchmal sind mein oberster Ratgeber und ich nicht einer Meinung. Wenn wir über Nessel miteinander gesprochen haben ... nun, es war schwer, denn Chade und ich, wir waren beide außerordentlich zurückhaltend, um sie nicht über Gebühr zu beanspruchen oder mit Dingen zu belasten, die sie nicht versteht. Aber jetzt bist du hier.« Sie hob den Kopf ein Stück, und ich glaubte, den Hauch eines Lächelns auf ihren Lippen zu sehen. »Ich nehme mir Kraft von dir, FitzChivalric. Wenn du die Gabe für mich nutzt, dienst du mir auf merkwürdige Art als der Königin Born.« Sie richtete sich auf. »Sag Chade, dass das Wort des Prinzen seiner Verlobten gegenüber in dieser Angelegenheit steht. Falls er der Meinung ist, der Winter sei nicht die angemessene Zeit für diese Hochzeit, dann werden wir sie halt auf den Frühling verschieben, wenn die Überfahrt deutlich sicherer und angenehmer für die Narcheska sein wird. Was nun die Frage betrifft, ob und wann der Prinz zum König-zur-Rechten ernannt wird ... nun, das war stets Sache der Herzöge. Sollten sie jedoch der Auffassung sein, dass er dessen erst würdig ist, wenn er eine Frau als Beute nach Hause gebracht hat, dann bedeutet dieser Titel mir nur wenig. Irgendwann wird er auch so über die Herzöge herrschen. Es ist meine feste Überzeugung, dass seine Freundlichkeit und sein Entgegenkommen seiner zukünftigen Braut gegenüber das Bündnis eher stärken als schwächen wird.« Nachdenklich hielt sie kurz inne und presste die Lippen aufeinander, dann fügte sie hinzu: »Sag ihm das, bitte.« Sie griff nach ihrem Weinglas und nippte daran.
Das ist nicht klug, Fitz. Kannst du ihr nicht Vernunft beibringen? Der Prinz ist von Elliania geradezu besessen. Er muss verstehen, dass es für seine Zukunft und die seiner Braut weit wichtiger ist, jetzt erst einmal die Herzöge zufrieden zu stellen und nicht seine zukünftige Schwiegermutter Je schneller diese Ehe Wirklichkeit wird, desto rascher werden sie ihn als ihren kommenden Herrscher betrachten und nicht mehr als Kinderprinzen. Er ist viel zu impulsiv, und er folgt seinem Herzen, obgleich das Wohl der Sechs Provinzen von ihm verlangt, seine Entscheidungen mit dem Verstand zu treffen. Mach ihr das klar, Fitz. Wir haben den ganzen Sommer damit verschwendet, der Narcheska ihren Willen zu lassen, und nun ist es an der Zeit, den Herzögen zu beweisen, dass sein Herz noch immer ihnen gehört und dass ihr Respekt ihm immer noch wichtiger ist als das Wohlwollen der Äußeren Inseln.
Kurz dachte ich über die Worte nach, öffnete dann meine Augen wieder und schaute zu meiner besorgten Königin. »Das ist es, was Chade denkt«, erklärte ich und wiederholte für sie, was er gesagt hatte.
Meine hintergrundige Einleitung war Kettricken nicht entgangen. »Und was denkst
du,
FitzChivalric?«
Ich neigte den Kopf vor ihr. »Ich denke, dass Ihr die Königin seid und dass Prinz Pflichtgetreu eines Tages König sein wird.«
»Dann rätst du mir also, den Rat meines obersten Ratgebers zu ignorieren und meinen Sohn zu unterstützen, ja?«
»Meine Königin, ich bin sehr froh
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