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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mit dampfendem Wasser gestiegen. Die Wanne selbst schien aus sehr dickem Glas zu bestehen. Das Wasser darin war trüb, und der Dampf roch nach Sommerblumen. Die Bleiche Frau stand nackt auf einem dicken weißen Bärenfell und betrachtete uns gelassen, während zwei Dienerinnen sie abtrockneten. Es schien ihr in keinster Weise unangenehm zu sein, sich uns so zu zeigen. Sie war am ganzen Leib vollkommen weiß, eine Frau aus Schnee und Marmor. Ihr weißes Haar lag nass am Kopf und tropfte. Nur ihre Brustwarzen waren nicht reinweiß, sondern zeigten einen Hauch von Rosa. Ihr Schamhaar war genauso weiß wie das Haar auf ihrem Kopf. Wie der Narr, so besaß auch sie lange Gliedmaßen und war ungewöhnlich schlank, abgesehen von ihren weiblichen Rundungen an Brust und Hüfte. Kein Mann hätte es vermocht, sie anzuschauen, ohne dabei Lust zu empfinden. Und das wusste sie. Dennoch zeigte sie sich uns, mir, dem Gefangenen, und den Wachen. Sie stellte ihren Leib zur Schau, wohl wissend, dass sie keine erwünschte Aufmerksamkeit befürchten musste, und so betonte sie damit nur die Macht, die sie über uns besaß. Die Wachen zeigten keinerlei Regung ob der Tatsache, ihre Herrin so zu sehen. Sie standen einfach nur da, je einer rechts und links von mir, der dritte dahinter, und warteten.
    Die Zofen brachten der Bleichen Frau weiche Fellstiefel und hüllten sie erst in eine edle Seidenrobe und dann in einen schweren, mit weißem Pelz abgesetzten Wollmantel. Schließlich ließ die Bleiche Frau sich gemächlich auf einem niedrigen Thron aus schwarzem Holz nieder. Eine dritte Outislanderin betrat den Raum, in der ich sofort Henja erkannte. Sie trat hinter die Bleiche Frau und machte sich daran, ihr das nasse Haar zu frisieren. Die ganze Zeit über sprach die Bleiche Frau kein Wort. Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und gab sich mit sichtlichem Genuss Henjas Aufmerksamkeiten hin, denn sie schloss die Augen, während ihr Henja mit einem Elfenbeinkamm durch das lange weiße Haar fuhr. Nachdem es durchgekämmt und zu vielen Zöpfen geflochten war, die wiederum um ihren Kopf gebunden wurden, öffnete die Bleiche Frau die Augen und schaute sich im Zimmer um. Schließlich blickte sie zu mir, als hätte sie mich gerade erst bemerkt, und legte die Stirn in Falten.
    »Er ist ungewaschen! Habe ich euch nicht befohlen, ihn mit allem zu versorgen, was er braucht, bevor ihr ihn zu mir bringt?«
    Die Wachen zuckten zusammen, und einer von ihnen sagte rasch: »Das haben wir auch getan, Höchste Frau. Er hat es nur ignoriert.«
    »Das freut mich ganz und gar nicht.« Diese einfachen, an meine Wachen gerichteten Worte ließen diese erbleichen.
    Ihr Blick wanderte zu mir. »Du stinkst wie Kebal Raubart. Ich habe immer gedacht, die Männer der Sechs Provinzen seien sauber.« Ihre Augen zuckten in Richtung Wanne. »Ändere das. Jetzt. Da ist noch Wasser in der Wanne. Sie lehnte sich wieder zurück und forderte mich heraus: »Wasch dich, FitzChivalric. Du wirst mit mir zu Abend essen, und ich will das Essen riechen, nicht dich.«
    Ich bewegte mich nicht und änderte auch nicht den Gesichtsausdruck. Sie lächelte mich gleichmütig an.
    »Fürchtest du, deine Würde zu verlieren, wenn du dich ausziehst und wäschst? Ich versichere dir, dass die meisten meiner Diener sich nicht daran erinnern, was >menschliche Würde< überhaupt bedeutet, geschweige denn dass sie deine kümmert. Du klammerst dich an deinen Gestank, als wäre das eine Frage des Stolzes. Folgendes kann ich dir versprechen: Du wirst weit mehr verlieren als nur deine Würde, wenn man dich zum Baden zwingen muss. Entscheide dich rasch. Ich bin nicht sonderlich geduldig, und ich werde einen solchen Geruch an meinem Tisch nicht dulden.« Beiläufig bemerkte sie an einen Diener gewandt: »Man sollte doch glauben, dass ein Königssohn, selbst wenn er ein Bastard ist, mehr Stolz im Leibe hat.«
    »Meine Hände sind gefesselt«, sagte ich steif. Im Geiste suchte ich nach einer Fluchtmöglichkeit, nach einem Vorteil, den ich nutzen konnte, doch mir fiel keiner ein. Ihre Worte hatten mir bewusst gemacht, dass ich tatsächlich stank. Kurz empfand ich Scham, dann durchschaute ich ihre Taktik jedoch. Chade hatte mir vor langer Zeit einmal erklärt, wie nützlich es war, einem Mann vor dem Verhör seinen Stolz und seine Würde zu nehmen. Bei manchen Menschen erwies sich das als wirkungsvoller als Folter. Nimm einem Mann seine Würde, sperr ihn ein wie ein Tier, und wenn du ihm dann auch nur den kleinsten

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