Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
gewesen bist. Oh, was für ein süßes Wesen er doch war, wie aus Eischaum, Milch und Zucker gemacht, ein Kind wie Konfekt ... und mit der Zunge einer Viper!« Sie beugte sich plötzlich vor, und Gift lag in ihrer Stimme. Als hätte ihr Hass ihn vor dem Gift gewarnt, schnappte der Narr nach Luft. Mühsam hob er den Kopf und schaute sich blind um. Dann brach die Erkenntnis über ihn herein. Ich glaubte, er würde schreien, denn jeder Muskel in seinem Gesicht verspannte sich. Dann wurde er plötzlich ganz ruhig. Er schaute mich an und sagte nur für mich allein: »Es tut mir so Leid. Es tut mir ja so Leid.«
Die Bleiche Frau wandte sich unvermittelt von uns ab und stieg wieder auf ihren Thron. Sie nahm sich Zeit, es sich darauf bequem zu machen und sich in ihre Felle zu kuscheln. Erst dann erteilte sie ihre Befehle. »Dieser Tag hat lange auf sich warten lassen. Ich sehe weder einen Grund darin, mein Vergnügen daran zu überstürzen, noch es hinauszuzögern. Um die Wahrheit zu sagen, hatte ich mit euch beiden schon vor einem Jahr gerechnet. Ich habe den Gescheckten viel Gold versprochen, doch nur wenn sie euch mir unversehrt übergeben. Dazu waren sie offensichtlich nicht in der Lage. Irgendein dummer, persönlicher Rachefeldzug hat sämtliche Arrangements über den Haufen geworfen, die ich mit ihnen getroffen hatte. Als Verbundete waren sie äußerst unzuverlässig, sie mit all ihren schmutzigen, kleinen Tieren. Ständig verunreinigten sie ihre Gedanken mit denen der Tiere, wie Männer, die es mit Schafen treiben! Kein Wunder, dass sie versagt haben. Ich hätte meine Zeit nicht mit ihnen verschwenden sollen. Nun, jetzt ist das egal. Ich habe euch hier, und zwar durch meine eigene Kraft, und das macht das Ganze nur umso schöner.« Sie lehnte sich zurück und faltete die schlanken Hände, während sie uns befriedigt beobachtete.
»Ich habe schon lange Quartiere für euch vorbereiten lassen. Wachen, eskortiert meine Gäste in die jeweilige Unterkunft und sorgt dafür, dass sie sie in vollen Zügen genießen. Ruh dich aus und entspann dich, FitzChivalric. Ich werde bald zu dir kommen. Hast du bis dahin noch eine Frage an mich? Nein? Schade. Ich biete nicht oft an, Fragen zu beantworten. Aber für dich hätte ich es getan, denn ich denke, dass du, je mehr du weißt, immer deutlicher erkennen wirst, wie geschickt, ja, geradezu genial ihr von unserer lieben, kleinen Prätendentin an der Nase herumgeführt worden seid. Bringt sie weg, aber sanft... sanft. Krümmt ihnen nicht ein Haar.«
An der Tür des Thronsaals trennten sie uns voneinander. Der Narr wurde in die eine Richtung geschleppt, ich in die andere gestoßen. »Fitz!« Sein plötzlicher Schrei erschrak mich, und ich sträubte mich gegen den Griff der Wachen. Einer von ihnen verdrehte meinen Arm und zog ihn sanft den Rücken hoch. Ich stemmte die Fersen ins Eis und rutschte, während die beiden mich erbarmungslos weiterzerrten. Das Rufen des Narren erreichte meine Ohren nur noch schwach. »Ich kenne mein Schicksal! Ich habe mich ihm freiwillig gestellt! Bleib auf deinem Kurs, und zweifele nicht! Alles wird so sein, wie...!« Sein Rufen endete in einem erstickten Schrei. Dann wurde ich um eine Ecke geführt und einen weiteren eisigen Gang hinunter.
»Wo bringen sie ihn hin?«, verlangte ich zu wissen und erhielt ein weiteres Beispiel für die
Zärtlichkeit
der Wachen als Antwort, als eine behandschuhte Faust mich nach vorn klappen ließ. Fast konnte ich wieder normal atmen, als wir vor einer Eistür anhielten. Einer der Wachen holte ein langes Werkzeug heraus und steckte es in eine kleine Öffnung im Eis. Er bewegte es hin und her, bis ich ein Schloss aufschnappen hörte, dann zog er die Tür damit auf. Sie stießen mich nach vorn, und ich landete kopfüber auf ein paar alten Hirschfellen auf dem Boden. Einer der Wachen folgte mir, und ich rollte mich zur Seite, um der Bestrafung zu entkommen, die nun mit Sicherheit folgen würde. Aber er packte mich nur an meinen Handfesseln, schnitt sie durch und ließ mich dann wieder los. Das Messer, mit dem er das gemacht hatte, hatte meine Haut angekratzt, doch das kümmerte ihn nicht. »Mach keinen Lärm!«, warnte er mich. »Sie mag das nicht, und ich will nicht hierher kommen und dafür sorgen müssen, dass du ruhig bist.«
Die Eistür schloss sich hinter ihm, bevor mir etwas einfiel, was ich darauf hätte erwidern können. Durch den vorherigen Schlag auf meinen Schädel war ich leicht benommen. Ich hob den Kopf, um
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