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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sicherzugehen, dass ich tatsächlich allein im Raum war. Kaum hatte ich mich vergewissert, dass nirgends ein Gewandelter lauerte, ließ ich den Kopf sinken, schloss die Augen und versuchte nachzudenken.
    Als ich sie wieder öffnete, waren eine Minute, ein Tag, eine Woche vorübergegangen. Das Licht in der Kammer war gleich geblieben. Mir war nichts Nützliches eingefallen, und vielleicht hatte ich geschlafen. Langsam stand ich auf. Mir taten sämtliche Knochen weh, doch der Schmerz wurde rasch von der Sorge hinweggefegt, die ich mir um den Narren machte. Wo hatten sie ihn hingebracht, und was war sein Schicksal? Plötzlich kam es mir vollkommen unverständlich vor, dass wir uns nicht härter dagegen gewehrt hatten, voneinander getrennt zu werden.
    Meine Zelle war rasch erkundet. Das Bett war eine mit Stroh gefüllte Holzkiste mit ein paar Decken. In der Ecke stand ein Eimer für meine Notdurft. In einem weiteren Eimer fand sich Wasser mit einer dünnen Eisschicht darauf. Ein Lumpen daneben ließ darauf schließen, dass es wohl zum Waschen gedacht war. Ich tastete meine Kleider ab. Die Wachen mussten mir die Drachenwerkzeuge abgenommen habe, als ich bewusstlos gewesen war. Ich hatte keine Waffen. Auch gab es in dem Raum keine Fenster oder andere Öffnungen, abgesehen von dem kleinen Schlitz in der unnachgiebigen Tür. Eine Lichtkugel hing unter der Decke, weit außerhalb meiner Reichweite.
    Kein Essen. Keine Möglichkeit, die Zeit zu messen. Ich ging zum Bett und dachte an Nachtauges alten Ratschlag:
Wenn Schlaf der einzige Trost ist, den du bekommen kannst, nimm ihn. So bist du besser darauf vorbereitet, was auch immer als Nächstes kommen mag.
    Ich schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Es funktionierte nicht. Ich versuchte es mit der Gabe. Nichts. Ich griff mit der Alten Macht hinaus. Vage nahm ich andere Menschen in der Nähe wahr, doch die alles überlagernde Präsenz war die des Drachen. Und dann war Eisfeuer wieder verschwunden. Ich setzte mich auf und lehnte mich mit dem geschundenen Hinterkopf gegen die Eiswand meiner Kammer. Die Kälte linderte das Pochen ein wenig. Ich musste eingedöst sein, denn als ich aufwachte, war mein Haar an der Wand festgefroren. Vorsichtig befreite ich mich und stöhnte verärgert über mich selbst.
    Ich hatte den Spalt in der Tür und ihre Umrisse mehrmals überprüft, als die Wachen wieder zurückkehrten. Ich saß auf dem Boden und spähte aus meiner Zelle. Ich fragte mich, ob ich mich wohl geschmeichelt fühlen sollte, dass sie gleich drei Männer nach mir schickte. Es waren andere als die, die uns gefangen hatten. »Leg dich mit dem Gesicht auf den Boden!«, befahl mir einer von ihnen durch den Türschlitz.
    Ich gehorchte. Gegen drei Mann zu kämpfen würde meinen körperlichen Zustand nicht gerade verbessern. Ich hörte sie hereinkommen, und einer von ihnen drückte mir das Knie zwischen die Schulterblätter, während er mir erneut die Hände auf den Rücken band. Sie benutzten das Seil und meine Haare, um mich in die Höhe zu ziehen. Offenbar waren sie ein eingespieltes Team. Sie redeten nicht miteinander, während sie mich aus der Zelle und erneut den Gang entlangführten.
    »Wo ist mein Gefährte? Der lohfarbene Mann, der bei mir war?«
    Ein Schlag unmittelbar unter die Rippen war die einzige Antwort, die ich erhielt. Sie marschierten weiter und schleppten mich hinter sich her, bis ich wieder auf die Füße kam. Ich musste erkennen, dass ich die Orientierung verloren hatte. Die eisigen Gänge glichen sich einfach zu sehr. Selbst wenn ich hier und jetzt hätte fliehen können, hätte ich weder gewusst, wo ich nach dem Narren hätte suchen sollen, noch wo ich einen Ausgang finden konnte. So blieb mir für den Augenblick nichts anderes übrig, als mitzugehen.
    Dann kamen wir zu einem Eisportal mit Flügeln aus poliertem Holz. Eine meiner Wachen klopfte an. Die Stimme einer Frau antwortete, man solle mich hereinbringen. Die Tür öffnete sich, und wir betraten das Schlafgemach der Bleichen Frau.
    Die lichtspendenden Kugeln waren seltsam im Raum verteilt - ein Teil von ihnen auf dem Boden, eine auf einem niedrigen Tisch und sie erhellten nur die Mitte des Zimmers. In einer Kohlepfanne brannte ein rauchloses Feuer und verlieh dem Raum einen Hauch von Wärme. Ich sah ein großes Bett am Rand des Lichtkegels sowie eine Reihe von Dienern, die dort schweigend standen und warteten. Ich vermochte nicht zu sagen, wie groß der Raum war. Die Bleiche Frau war gerade aus einer Wanne

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