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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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war schon eine Folter und noch dazu eine, die niemand lange aushalten konnte. Früher oder später würde er ermüden, und wenn das geschah, würde er gegen den Drachen fallen und ihm einen Teil von sich geben.
    Den Narren erwartete ein langsamer Tod durch Wandlung.
    »Nein«, keuchte ich, als mich die Erkenntnis überkam. »Nein!«, brüllte ich die Bleiche Frau an. Ohne auf die Hand in meinen Haaren zu achten, zwang ich meinen Kopf herum, um sie anzuschauen. »Alles!«, versprach ich ihr. »Ich werde alles tun, was du von mir willst, wenn du ihn nur gehen lässt!«
    Sie lehnte sich auf ihren Fellen zurück. »Wie langweilig. Du kapitulierst viel zu schnell, FitzChivalric Weitseher. Du hast noch nicht einmal gewartet, dir die Vorstellung anzusehen. Egal. Ich werde mir dieses Vergnügen nicht nehmen lassen. Dret! Stell ihn dem Drachen vor.«
    Der genannte Mann trat vor und zog sein Schwert. »Nein!«, brüllte ich erneut und wand mich hilflos im Griff der Wachen, während Dret dem Narren die Klinge zwischen die Schulterblätter drückte und ihn langsam gegen den Drachen schob.
    Dort hielt er ihn einen Augenblick lang fest. Der Narr schrie nicht. Vielleicht empfand er ja tatsächlich keinen Schmerz. Doch als der Mann sein Schwert herunternahm, zuckte der Narr von dem Stein weg wie von heißen Kohlen. Zitternd hing er in seine Ketten, aber noch immer kam kein Laut über seine Lippen. Kurz sah ich den Umriss meines Freundes auf den steinernen Schuppen, während die Kreatur seine Erinnerungen und Gefühle trank. Dann verschmolz die Silhouette mit dem Stein.
    Ich fragte mich, was der Narr bei diesem kurzen Kuss des Steins verloren hatte. Einen Sommertag aus seiner Kindheit? Einen Blick auf König Listenreich und Chade, wie sie am Kamin des alten Königszimmers miteinander plauderten? Oder waren ihm vielleicht jene Momente für alle Zeiten geraubt worden, die wir geteilt hatten? Er würde nach wie vor wissen, dass etwas geschehen war, doch die Wandlung nahm dem Geschehenen jedwede Bedeutung. Unsere Freundschaft und alles, was wir einander je bedeutet hatten, würde aus seinem Geist verschwinden, bevor er starb. Und wenn er dann starb, würde ihm noch nicht einmal das Wissen, dass er einst geliebt worden war, den Tod erleichtern. Wieder blickte ich zur Bleichen Frau. Ich glaube, sie saugte mein Leid auf wie der steinerne Drache die Gefühle des Narren.
    »Was willst du von mir?«, fragte ich sie.
»Was?«
    Mit ruhiger Stimme antwortete sie: »Nur dass du den leichtesten Weg gehst und in den kommenden Tagen die richtige Rolle spielst. Es wird dir nicht schwer fallen, FitzChivalric. In nahezu jeder Zukunft, die ich vorhergesehen habe, erfüllst du meine Bitte. Tu, was dein Prinz von dir will. Tu, was Chade von dir will, und tu, was die Narcheska von dir will. Tu, was
ich
von dir will. Nimm Eisfeuers Kopf. Das ist alles. Denk an all das Gute, das daraus folgen wird. Chade wird zufrieden sein, und deine Königin wird ihre Allianz mit den Äußeren Inseln bekommen. In ihren Augen wirst du ein Held sein. Pflichtgetreu und die Narcheska können ihre Liebe vollziehen. Ich verlange nichts Schwieriges von dir, nur dass du tust, was deine Freunde hoffen.«
    »Töte Eisfeuer nicht«, flehte der Narr mich mit leiser Stimme an.
    Die Bleiche Frau seufzte, als sei sie von einem ungezogenen Kind unterbrochen worden. »Dret. Er will den Drachen wieder küssen. Hilf ihm.«
    »Bitte!«, schrie ich, als der Mann erneut sein Schwert zog. Ich riss mich von der Wache los, die meine Haare hielt, um mich demütig vor der Bleichen Frau zu verneigen. »Bitte nicht! Ich werde Eisfeuer töten.«
    »Natürlich wirst du das«, erwiderte sie in süßem Ton, als die Schwertspitze sich erneut zwischen die Schulterblätter des Narren bohrte.
    Diesmal widersetzte er sich, und Blut tränkte sein Hemd. »Fitz! Sie hält Mutter und Schwester der Narcheska hier gefangen. Wir haben sie gesehen, Fitz. Sie sind gewandelt! Elliania und Peottre tun, was sie will, um so ihren Tod zu erkaufen!« Und dann schrie der Narr, als er sich dem Druck des Schwertes ergab und gegen den Drachen sank. Er zuckte am ganzen Leib, und das Schwert der Wache schien ihn eine Ewigkeit dort festzuhalten. Wären meine Hände frei gewesen, hätte ich mir die Ohren zugehalten. So kniff ich nur die Augen zusammen, um den furchtbaren Anblick nicht ertragen zu müssen. Als das Schreien aufhörte und ich die Lider wieder öffnete, waren die Umrisse meines Freundes als silberne Silhouette auf dem

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