Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
Drachen zu sehen. Wertvoller als Blut versickerten die Erfahrungen im Stein, die ihn zu dem machten, was er war. Der Narr stand, die Muskeln angespannt, und versuchte verzweifelt, den Kontakt mit dem seelenlosen Stein zu vermeiden. Ich hörte sein Keuchen und betete, dass er nicht wieder sprechen würde, doch genau das tat er. »Sie hat sie mir gezeigt! Sie wollte mir demonstrieren, was sie mir antun kann. Du kannst mich nicht retten, Fitz! Aber bitte, lass nicht alles umsonst gewesen sein. Tu nicht, was sie dir...«
»Und noch einmal«, unterbrach ihn die Bleiche Frau. Wieder trat Dret vor. Wieder das Schwert, wieder der unbarmherzige Druck. Ich senkte den Kopf, und mein Freund schrie. Hätte ich in diesem Augenblick sterben können, ich hätte es getan. Das wäre leichter für mich gewesen, als mir seine Qualen anzuhören... weit leichter als die schreckliche, seelenlose Erleichterung, das nicht ich es war, der dort in den Ketten hing.
Auch nachdem das Echo seiner Schreie verhallt war, hob ich nicht den Blick. Ich konnte es nicht ertragen. Ich würde nichts mehr zur Bleichen Frau oder dem Narren sagen, nichts, was ihn in Versuchung bringen könnte zu sprechen. Denn das hätte ohnehin nur eine weitere Bestrafung zur Folge gehabt. Ich beobachtete die Schweißtropfen, die von meiner Stirn aufs Eis fielen und dort verschwanden ... genauso wie der Narr im Drachen verschwand.
Geliebter.
Ich versuchte, ihm diesen Gedanken durch die Gabe zu übermitteln, ihm einen Teil meiner Stärke zu geben, doch es war sinnlos. Durch das Gift der Elfenrinde war meine launenhafte Magie wieder verschwunden.
»Ich denke, ich habe dich überzeugt«, bemerkte die Bleiche Frau in süßlichem Ton. »Aber ich will es dir noch einmal ganz deutlich machen. Du musst dich
jetzt
entscheiden. Eisfeuers Leben oder das deines Geliebten. Ich werde dich freilassen, damit du den Drachen töten kannst. Tu, was ich will, und ich werde dir deinen Freund zurückgeben - zumindest das, was dann von ihm übrig geblieben ist. Je mehr du dich beeilst, desto mehr wirst du von ihm erhalten. Zögere es hinaus, und er wird vollständig gewandelt sein. Aber nicht tot. Das verspreche ich dir. Nicht tot. Hast du mich verstanden, FitzChivalric Weitseher, kleiner Assassinenkönig?«
Ich nickte, hob den Blick aber immer noch nicht. Dafür bekam ich eine Faust zu spüren, und schließlich gelang es mir doch, den Kopf zu heben. »Ja«, sagte ich leise. »Ich verstehe.« Ich hatte Angst, den Narren anzusehen.
»Hervorragend.« Ihre Zufriedenheit war ihr deutlich anzuhören. Die Bleiche Frau schaute zur Decke ihres glasigen Thronsaals und lächelte. Laut sagte sie: »Siehst du, Eisfeuer? Er versteht. Er wird dir den Tod bringen.«
Sie blickte wieder zu meinen Wachen. »Bringt ihn zum Nordtunnel und lasst ihn dort gehen.« Dann, als könnte sie meine Verwirrung fühlen, schaute sie mir in die Augen und lächelte freundlich. »Nun weiß ich, dass du den Drachen töten wirst. Alles ist jetzt so klar. Es gibt keinen anderen Weg mehr. Geh, FitzChivalric. Erfülle meinen Willen und kauf deinen Geliebten frei. Geh.«
Ich rief dem Narren keinen Abschiedsgruß zu, als sie mich aus dem Raum führten. Ich fürchtete, wenn er etwas darauf erwiderte, würde er den Drachen erneut küssen müssen. Mit schnellen Schritten führten die Wachen mich durch das eisige Labyrinth der Bleichen Frau und eine schier endlose Treppe hinauf, die in einer Art Höhle zwischen Fels und Gletscher endete. Zwei Mann hielten mich fest, während der dritte Eis und Schnee wegschaufelte, die den Eingang blockierten. Dann warfen sie mich hinaus.
... dass unser König-zur-Rechten Chivalric keineswegs der Sohn ist, für den König Listenreich ihn gehalten hat. Wie du dir vorstellen kannst, hat das meinen geliebten Gemahl über die Maßen betrübt. Doch wie immer hat Prinz Edel alles ihm Mögliche getan, um den geliebten Vater zu trösten. Es war meine traurige Pflicht, sowohl meinen Herrn als auch unseren eigenwilligen Prinzen darüber in Kenntnis zu setzen, dass die Inland-Herzöge Zweifel daran geäußert haben, dass Chivalric würdig ist, seinem Vater auf den Thron zu folgen. Grund dafür ist natürlich die Tatsache, dass Chivalric das Land mit Bastarden überschwemmt. (Denn wenn es einen gibt, wer kann da an weiteren zweifeln ?)
Es ist mir allerdings nicht gelungen, meinen Herrn davon zu überzeugen, dass die Anwesenheit dieses Bastards in der Bocksburg einen Affront gegen mich und jede andere anständige
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