Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
Frau darstellt. Er besteht weiterhin darauf, dass dieser körperliche Beweis für Chivalrics Versagen uns nicht kümmern müsse, solange das Kind im Stall und in der Obhut des Stallmeisters bleibt. Ich habe ihn erfolglos angefleht, eine dauerhaftere Lösung für das Problem zu finden...
Brief von Königin Sehnsucht an Lady Pfingstrose von Tilth
Wir waren aus einem Spalt getreten und schauten einen steilen Hang hinunter. Meine Wachen lachten. Bevor ich den Grund dafür erkennen konnte, flog ich durch kalte Dunkelheit und schlug auf gefrorenen Schnee. Ich brach durch die Kruste, fand mein Gleichgewicht wieder und rollte mich auf die Füße. Dunkelheit umgab mich, und als ich einen Schritt tat, stolperte ich, fiel, rutschte, kam wieder auf die Beine, fiel und rutschte erneut. Ich trug nur ein wollenes Gewand und die Filzschuhe, die die Bleiche Frau mir gegeben hatte. Das war kein sonderlich guter Schutz. Der Schnee fand mich, klebte an meinen Kleidern, schmolz auf meinem verschwitzten Gesicht und kühlte dann rasch wieder ab. Mein linker Arm baumelte noch immer gefühllos an meiner Seite. Schließlich fand ich Halt und blickte nach oben und zurück in die Richtung, aus der ich gekommen war. Wolken bedeckten den Nachthimmel, und der übliche Wind wehte über die Insel. Ich sah nichts, was auf einen Eingang zum Reich der Bleichen Frau schließen ließ. Ich wusste, dass die Schneeverwehungen bald all meine Spuren verwischen würden.
Wenn ich jetzt nicht zurückging, würde ich den Ort nie wiederfinden.
Doch wenn ich jetzt zurückging, was sollte das bringen? Mein linker Arm war nutzlos, und ich hatte keine Waffen.
Doch ein Steindrache verschlang langsam, aber sicher den Narren.
Ich stand auf und wankte den Hügel hinauf, um den Weg zu finden, auf dem ich hinuntergerutscht war. Der Hang wurde jedoch rasch zu steil. Ich hatte das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Ich kam keinen Schritt mehr voran, und es wurde immer kälter. Ich wich zur Seite hin aus, ein gutes Stück von meinem Abwärtsweg entfernt, und versuchte erneut, mich durch den Schnee nach oben zu kämpfen. Die Wollrobe wurde vom Schnee immer schwerer und bot meinen nackten Beinen keinerlei Schutz. Ich verlor das Gleichgewicht, drückte meinen verletzten Arm an die Brust, fiel und rollte den Hügel hinab. Eine Zeit lang lag ich einfach nur keuchend da. Dann rappelte ich mich auf und sah ein winziges gelbes Licht im Tal unter mir.
Ich starrte es an und versuchte zu erkennen, um was es sich dabei handelte. Es bewegte sich im Rhythmus eines gehenden Menschen. Es war eine Laterne, und irgendjemand ging damit umher. Natürlich konnte es einer der Leute der Bleichen Frau sein. Aber was konnten sie mir Schlimmeres antun als das, was sie schon getan hatten? Es konnte auch jemand aus unserem Lager sein oder ein vollkommen Fremder.
Ich hob die Stimme und schrie gegen den Wind an. Die Laterne blieb stehen. Ich schrie erneut und noch einmal, und plötzlich setzte die Laterne sich wieder in Bewegung und kam auf mich zu. Ich keuchte ein Gebet zu jedem Gott, der mir helfen wollte, und stolperte den Hang hinunter. Für jeden Schritt, den ich tat, rutschte ich drei, und bald rannte ich und versuchte, durch den Schnee zu springen und zu vermeiden, kopfüber hineinzufallen. Die Laterne hatte am Fuß des Hanges angehalten.
Doch als ich fast nahe genug herangekommen war, um die Umrisse des Mannes zu erkennen, der sie hielt, entfernte sich die Laterne. Der Mann ging fort und ließ mich zurück. Ich rief, doch er blieb nicht stehen. Ein schreckliches Schluchzen stieg in meiner Kehle hoch. Aus eigener Kraft konnte ich nicht mehr weiter, aber mir blieb nichts anderes übrig. Meine Zähne klapperten, mein ganzer Körper schmerzte vor Kälte und von den Schlägen, und der Mann ließ mich einfach hier zurück. Ich wankte ihm hinterher. Ich schrie noch zweimal, aber die Laterne blieb noch immer nicht stehen. Ich versuchte, mich zu beeilen, kam ihr aber nicht näher. Ich erreichte die Stelle, wo der Laternenträger kurz stehen geblieben war, und folgte seiner Spur durch den Schnee. Hier fiel mir das Gehen schon leichter.
Ich weiß nicht, wie lange ich unterwegs war. Die Dunkelheit, die Kälte und der Schmerz in meiner Schulter ließen mir den Marsch durch Nacht und Wind geradezu endlos erscheinen. Meine Füße schmerzten und wurden dann taub. Eine dicke Gänsehaut überzog meine nackten Schenkel. Ich folgte dem Mann über einen Hügel und einen Felskamm entlang in ein Tal hinunter.
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