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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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>Das war jetzt das Schlimmste, und wir haben es ertragen. Wir werden uns nicht vor ihr beugen. < Und jedes Mal hat sie uns eines Besseren belehrt. Was sie uns noch Schlimmeres antun kann? Wir wissen es nicht. Und dieses Nichtwissen, wo ihr nächster Schlag uns treffen wird, ist ihre Furcht erregendste Waffe gegen uns.«
    »Habt ihr je darüber nachgedacht, dass ihr mir hättet sagen können, dass es hier auch um Geiseln geht? Habt ihr etwa geglaubt, dass mich das gleichgültig gelassen und ich euch nicht geholfen hätte?«, verlangte Pflichtgetreu zu wissen.
    Peottre schüttelte den Kopf. »Ihr hättet den Handel niemals angenommen, den sie uns angeboten hat. Dazu habt Ihr zu viel Ehre.«
    Der Prinz ignorierte das seltsame Kompliment.
    »Was für ein Pakt war das?«, fragte Chade in strengem Ton.
    Peottre antwortete mit teilnahmsloser Stimme: »Wenn wir den Prinzen dazu bewogen hätten, den Drachen zu erschlagen, hätte sie Oerttre und Kossi getötet. Ihre Qualen und ihre Schande hätten dann ein Ende gefunden.« Er hob den Kopf und blickte mich nur mit Mühe an. Doch dann sagte er ehrlich: »Und wenn wir ihr dich und den lohfarbenen Mann ausliefern würden, hat sie uns versprochen, uns auch die Leichen zu geben, um sie in unser Mütterland zurückzubringen.«
    Ich suchte nach meinem Zorn, um mich daran festzuhalten, fand aber nur Übelkeit. Kein Wunder, dass sie sich so gefreut hatten, den Narren auf Aslevjal zu sehen. Sie hatten uns wie Vieh verkauft.
    »Darf ich sprechen?« Elliania hob den Kopf. Vielleicht hatte sie die große Trauer stets in sich getragen, doch noch nie hatte ich die Scham so offen in ihrem Gesicht gesehen. Sie wirkte jünger, als ich in Erinnerung hatte, und doch hatte sie die Augen einer Sterbenden. Sie blickte zu Pflichtgetreu und senkte den Kopf dann wieder angesichts des Schmerzes, den ihr Gesicht nicht verbarg. »Ich glaube, ich könnte dir einiges erklären. Es ist schon lange her, dass ich hinter dieser bösartigen Heuchelei gestanden habe. Aber die Pflicht meiner Familie gegenüber verlangt von mir, dass ich dir zuerst das hier sage: Meine Mutter und meine Schwester... Es ist
zwingend,
dass ... dass wir...« Sie schluckte. Dann riss sie den Kopf hoch und sagte steif: »Ich glaube nicht, dass ich dir begreiflich machen kann, wie wichtig das ist. Sie müssen sterben, und ihre Leichen müssen in mein Mütterhaus überführt werden. Für einen Outislander, für eine Tochter des Narwalclans, ist alles andere unmöglich.« Sie faltete die zitternden Hände. »Wir hatten nie eine ehrenhafte Wahl«, brachte sie mühsam hervor, bevor ihr endgültig die Stimme versagte.
    Pflichtgetreu sagte in ruhigem Ton: »Setzt euch, wenn ihr Platz findet. Ich denke, wir sind nun alle am selben Punkt angelangt.«
    Alle rückten wir zusammen und versuchten, Platz in dem kleinen Raum zu schaffen. Burrich stöhnte, als er sein steifes Bein aus dem Weg nehmen wollte. Nachdem sich Peottre und Elliania gesetzt hatten, schüttelte Burrich mein Hemd aus und legte es mir dann um die Schultern. Fast hätte ich gelächelt. Egal, was auch passieren mochte, er würde nicht zulassen, dass ich mit nackter Brust vor einer Dame saß. Als Enkel eines Sklaven hatte er sich stets mehr um gute Manieren gekümmert als ich.
    Ellianias Stimme klang beschämt und müde. Sie hatte die Schultern hochgezogen. »Du hast gefragt, was sie uns sonst noch antun könnte«, sagte sie an Pflichtgetreu gewandt. »Viel. Wir wissen nicht mit Sicherheit, wer alles zu ihr gehört. Seit Jahren schon macht sie Jagd auf unsere Männer und Jünglinge. Unsere Krieger ziehen aus und kehren nicht wieder zurück. Kleine Jungen verschwinden, während sie unsere Herden hüten - auf unserem Land! Kind um Kind hat sie unserer Familie geraubt. Ein paar hat sie getötet. Andere sind zum Spielen nach draußen gegangen und als seelenlose Monster wieder zurückgekehrt.« Sie warf einen Blick zu Peottre, der ins Leere starrte. »Mit unseren eigenen Händen haben wir die Kinder unseres Glans getötet«, flüsterte sie. Der Prinz stieß bei diesen Worten ein leises Geräusch aus. Elliania hielt kurz inne. Bevor sie fortfuhr, atmete sie rasselnd ein. »Henja war schon seit Jahren in unserem Haushalt, bevor sie uns verraten hat. Wir wissen noch immer nicht, wie meine Mutter und meine Schwester so mühelos entführt werden konnten. Doch das heißt, dass auch andere vor diesem Schicksal nicht gefeit sind. Unsere Große Mutter ist alt, und ihr Geist flackert wie eine

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