Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
eingeschenkt. Bitte, mein Prinz, Blut meines liebsten Freundes. Lasst uns wieder in unsere Heimat zurückkehren.«
Seine Worte entsetzten uns alle, vor allem aber den Prinzen. Ich sah, wie Pflichtgetreus Gedanken sich förmlich überschlugen, während er Burrich mit großen Augen anstarrte. War es diesem Jüngling je in den Sinn gekommen, dass er solch einen Schritt würde tun können? Er blickte uns der Reihe nach an und stand dann auf. In seinem Gesicht hatte sich etwas verändert. Ich hatte das noch nie gesehen, nie auch nur vermutet, dass ein Junge in einem Augenblick zum Mann heranwachsen konnte. Nun sah ich es. Pflichtgetreu trat zur Zeltklappe. »Langschopf!«
Langschopf schob den Kopf herein. »Mein Prinz?«
»Hol Lord Schwarzwasser und die Narcheska. Ich möchte, dass sie sofort zu mir kommen.«
»Was tut Ihr da?«, fragte Chade, nachdem sich Langschopf wieder zurückgezogen hatte.
Prinz Pflichtgetreu antwortete nicht direkt darauf. »Wie viel hast du von diesem magischen Pulver? Kann man damit tun, was Fitz gesagt hat?«
Ein Licht leuchtete in den Augen des alten Mannes auf, das gleiche Licht, das mich immer in Angst versetzt hatte, als ich noch sein Lehrling war. Ich wusste, dass er nicht vollständig wusste, wozu sein Pulver in der Lage war, aber er war bereit, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. »Zwei Fässer, mein Prinz. Und ja, ich denke, es wird ausreichen.«
Ich hörte Schritte auf dem Eis vor dem Zelt. Wir fielen in Schweigen. Langschopf hob die Zeltklappe. »Mein Prinz, Lord Schwarzwasser und die Narcheska Elliania.«
»Führ sie herein«, befahl Pflichtgetreu. Er blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Das sah Furcht einflößend aus, aber ich vermute, er tat es nur, um seine Hände vom Zittern abzuhalten. Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gehauen. Als die beiden das Zelt betraten, hieß er sie weder willkommen noch bot er ihnen an, sich zu setzen. Stattdessen sagte er schlicht: »Ich weiß, was die Bleiche Frau gegen euch in der Hand hat.«
Elliania schnappte nach Luft, doch Peottre nickte nur knapp. »Das habe ich schon befürchtet, als Euer Mann wieder zurückgekehrt ist. Sie hat mir eine Nachricht gesandt, in der es hieß, sie habe dieses Geheimnis nicht preisgeben wollen, doch nun, da es bekannt ist, dürfe ich Euch offen um Hilfe bitten.« Er atmete tief durch, und ich glaubte zu wissen, wie viel es den stolzen Mann kostete, sich langsam auf die Knie sinken zu lassen. »Und das tue ich hiermit.« Er senkte den Kopf und wartete. Ich fragte mich, ob er je vor einem Mann gekniet hatte. Ellianias Gesicht wurde scharlachrot. Sie trat vor und legte ihrem Onkel die Hand auf die Schulter. Dann kniete sie sich langsam neben ihn. Ihr stolzer junger Kopf sank so tief, dass die schwarzen Haare ihr Gesicht verdeckten.
Ich starrte sie an und wollte sie für ihre Intrigen und ihren Verrat hassen, doch ich konnte nicht. Ich wusste nur allzu gut, zu was Chade und ich in der Lage gewesen wären, hätte man Kettricken gefangen genommen. Ich glaubte, der Prinz würde sie bitten aufzustehen, doch auch er starrte sie einfach nur an. Schließlich war es Chade, der als Erster das Wort ergriff. »Sie hat euch eine Nachricht zukommen lassen? Wie?«
»Sie hat ihre Möglichkeiten«, antwortete Peottre angespannt. Er blieb auf den Knien. »Und das ist etwas, worüber zu sprechen mir verboten ist. Es tut mir Leid.«
»Es tut Euch Leid? Warum habt ihr nicht von Anfang an ehrlich zu uns sein können? Warum habt ihr uns nicht gesagt, dass ihr unter Druck handelt und weder an einer Allianz noch an einer Eheschließung interessiert seid? Weshalb wahrt ihr noch immer ihre Geheimnisse? Es ist euch verboten, darüber zu sprechen! Was könnte sie euch denn noch Schlimmeres antun als das, was sie bereits getan hat?« Der Schmerz und die Wut in der Stimme des Prinzen gingen tiefer, als er mit Worten ausdrücken konnte. Wie wir alle, so wusste auch er jetzt, dass er nur ein Werkzeug für die Narcheska gewesen war und nicht jemand, der sie kümmerte. Dadurch fühlte er sich nicht nur verletzt, sondern auch gedemütigt. Da wusste ich, dass er sich trotz aller Unterschiede tatsächlich in sie verliebt hatte.
Peottre biss die Zähne zusammen. Seine Stimme knarrte, als er erwiderte: »Genau diese Frage lässt mich nachts nicht schlafen. Ihr wisst nur von dem letzten, bösartigsten Angriff, den sie gegen den Narwalclan geführt hat. Lange Zeit haben wir ihren Schlägen gegen uns standgehalten und gedacht:
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