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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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abzuschätzen, wann er die Grube verlassen und Burrich erreicht hatte.
Nur keine Eile,
ermahnte ich mich.
Kein Grund, jetzt schon irgendetwas zu riskieren. In ein paar Minuten ist der Drache tot... und der Narr vielleicht in Sicherheit.
    Ich legte mich flach auf den Tunnelboden, um dem Rauch zu entgehen und das Feuer weiter mit Brennstoff zu füttern. Ich wollte eine gleichmäßige Glut. Dann schob ich das Pulver hinein. Widerwillig beschloss ich, auch noch etwas Öl hinzuzugeben, um die Flammen weiter anzufachen, damit sie den Krug ganz einschlossen. Ich öffnete die Ölflasche. Mir würde schon nichts passieren. Damals hatte es ja auch einige Zeit gedauert, bis die Pulverflasche in meinem Kamin explodiert war. Aber natürlich hatte Chade sein Pulver damals noch nicht perfektioniert.
    Denk nicht darüber nach. Denk nicht darüber nach, hier zu sterben, verbrannt und zerquetscht.
Nein, ich konnte durchaus hier im Eis gefangen werden, und die Kälte würde mich immer tiefer und tiefer in die Dunkelheit hinabreißen, bis schließlich das Leben aus mir wich. Es wäre ein leichter Tod, wenn auch feige. Und doch, gab es einen anderen Weg? War es wirklich solch ein grausames Schicksal, hier zu sterben? Allein? Ohne Gefährten?
    Ein kalter Tropfen von der Decke fiel mir in den Nacken, riss mich aus meinen Gedanken, sodass ich mich wieder auf das konzentrieren konnte, weshalb ich hergekommen war. Ich fragte mich, wie meine Gedanken so weit hatten abschweifen können. Das Leder unter dem heißen Kessel war bereits versengt und stank. Ich verbrannte mir die Finger, als ich die Kesselöffnung ein wenig nach oben kippte, sodass sie das Öl halten würde, wenn es so weit war. Ich fluchte und drückte die verbrannten Finger aufs Eis, um sie zu kühlen. Und dann, wie eine Flut, brach der Drache über mich herein.
    Ich glaube nicht, dass er es absichtlich gemacht hat. Ich glaube, er war wie ein Mensch, der den Atem anhält und glaubt, so sein eigenes Leben auslöschen zu können. Doch im letzten Augenblick siegt der Körper über den Geist und zwingt ihn, Luft zu holen. In diesen Augenblicken, wenn Eisfeuer die Kontrolle verlor, berührten wir einander. Das war weder die Alte Macht noch die Gabe, sondern irgendetwas anderes, und indem ich das erkannte, wusste ich, dass es sich um etwas essentiell Drachenhaftes handelte. Ich hatte es schon früher gefühlt, als Tintaglia über Nessel in meine Träume eingedrungen war. Ich hatte gedacht, das sei ihre eigene, wenn auch seltsame Übertragung gewesen, aber nein, Eisfeuer war wie ein Echo davon. Tintaglia war besser darin, oder vielleicht hatte sie schlicht gelernt, sich unseren Gedanken anzupassen, weil sie fast ausschließlich mit Menschen Kontakt hatte. Der Drache flutete durch meinen Geist und ertränkte mich in seinem Wesen. Das war nicht in menschlichen Worten oder Konzepten formuliert; das war kein Versuch, mit mir in Kontakt zu treten. Durch die Eruption seiner Gedanken, Gefühle und seines Wissens lernte ich weit mehr über ihn, als ich je beabsichtigt hatte. Als der Drache sich wieder aus meinem Geist zurückzog und mich in meiner eigenen Persönlichkeit gestrandet zurückließ, gab mein Ellbogen nach, und ich fand mich mit dem Bauch auf dem Eis wieder, das Gesicht unangenehm nah an dem heißen Kessel.
    Die kurze Zeit, in der ich Eisfeuers Erinnerungen geteilt hatte, kam mir realer vor als mein ganzes bisheriges Leben. Eisfeuer lebte eindeutig noch. Und er war bei Bewusstsein, auch wenn dieses Bewusstsein vollständig nach innen gerichtet war. Er wünschte sich den Tod. Er war hierher gekommen, um ihn zu suchen. Doch der Tod kommt nicht einfach so zu Drachen. Sie können an einer Krankheit sterben oder durch eine tödliche Verletzung im Kampf mit ihresgleichen, aber davon abgesehen weiß niemand, wie viele Jahre sie zählen können. Doch die Himmel waren leer geworden. Nirgends flog mehr einer seiner Art, und auch die Schlangen waren verschwunden, aus denen sich ihre Reihen wieder hätten auffüllen sollen. Die Drachen und die meisten ihrer Diener aus den Reihen der Uralten waren untergegangen, als die Erde erzitterte und die Berge sich spalteten und Feuer, Rauch und giftige Winde spieen. Der Feuersturm hatte die Bäume entwurzelt und alles Grün vom Angesicht der Welt verbrannt.
    Viele Drachen und ihre Diener waren in den ersten Tagen jenes Kataklysmus gestorben, verbrannt oder erstickt im Ascheregen. Andere hatten ihr Leben in den darauf folgenden erbarmungslosen Tagen

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