Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
wieder zum Zelt des Prinzen zurückkehrten, denn er konnte beim Graben ohnehin nicht viel helfen. Es war traurig zu sehen, dass ihm das klar war. Auf gewisse Art erinnerte er mich an einen alten Hund, der weiß, dass er nicht länger mit der Meute mitlaufen kann und deshalb treu bei seinem Herrn bleibt, um diesem zur Seite zu stehen. Ich blickte zu ihm hinauf, als er aufmerksam auf Chades Pritsche hockte. Chade öffnete ein weiteres Fass mit Pulver. Ich kniete auf dem Boden, vor mir ein sauberes Stück Leder, und verteilte das Pulver auf kleine Haufen, die alle ungefähr gleich groß waren, so wie Chade es mir gezeigt hatte. Die Konsistenz des Pulvers bereitete mir Sorgen. Es war nicht von einheitlicher Farbe und mal feiner, mal weniger fein gemahlen. Doch Chade wischte all meine Fragen beiseite. »Mit der Zeit werde ich es schon perfektionieren. Jetzt soll es erst einmal schlicht funktionieren, Junge. Das ist alles, was zählt. Wo ist der Prinz? Ich habe ihn geschickt, um passende Behälter aus den Zelten zusammenzusuchen. Er sollte inzwischen zurück sein. Ebenso wie Langschopf mit den Kesseln. Es wird ziemlich schwer sein, alles richtig vorzubereiten, und je eher wir damit anfangen, desto besser.«
»Ich bin sicher, dass er bald hier sein wird«, sagte ich und wandte mich dann an Burrich. »Du bist so ruhig. Liegt das daran, dass du hierher gekommen bist, um den Drachen zu töten, und nun bemühen wir uns alle, ihn zu retten?«
Er zog die Augenbrauen zusammen. »Du denkst, ich sei hierher gekommen, um den Drachen zu erschlagen?« Er schnaufte erstaunt und schüttelte dann den Kopf. »Ich habe nicht an diesen Drachen geglaubt. Ich dachte, das alles wäre nur der böse Traum eines kleinen Mädchens. Und so ist es mir denn auch leicht gefallen, Nessel zu versichern, dass ich sie vor dem Drachen beschützen würde. Ich habe sie nach Bocksburg gebracht, und erst dort habe ich erfahren, dass es hier tatsächlich die Überreste eines Drachen geben könnte. Doch als ich hier angekommen bin, wollte ich einfach nur dich und Flink nach Hause holen, denn unabhängig davon, was es dich und mich auch kosten mag, gehörst du dorthin.« Er seufzte. »Ich war stets ein sehr einfacher Mensch, Fitz, der einfache Antworten auf seine Probleme gesucht hat. Und hier sitze ich nun und versuche, das Chaos zu entwirren, das du und ich verursacht haben. Und dazu gehört auch, Nessel vor einem Drachen zu beschützen, der ihren Namen kennt, und Flink Vernunft in Bezug auf seine Tiermagie beizubringen. Ich dachte, dass du durch die Alte Macht gestorben wärst, weißt du? Die Königin hat versucht, mir das zu erklären, was sie weiß. Sie hat mir erzählt, wie ein Verwandelter an das Hemd gekommen ist, das ich für dich genäht habe, mit König Listenreichs Anstecknadel noch immer am Kragen ... Wenn ich an die Qualen denke, die ich durchleiden musste, als ich dieses Monstrum begraben habe...«
Plötzlich platzte Pflichtgetreu ins Zelt »Sie sind weg! Ich kann sie nirgends finden!«
»Behälter für das Pulver?«, fragte Chade nach. Er war vollkommen fixiert. »Wie? Alle weg?«
»Nein! Die Narcheska und Peottre! Sie sind weg, die Betten leer. Ich glaube nicht, dass sie wieder in ihr Zelt zurückgekehrt sind, nachdem wir vergangene Nacht miteinander geredet haben. Ich glaube, sie sind gegangen, und wenn dem so ist...«
»Dann gibt es nur einen Ort, wo sie nun sein könnten.«
Trotz Chades vorhergehender Versicherungen, dass es egal sei, runzelte er nun die Stirn und stocherte in den Haufen mit dem feineren Pulver herum. »Sie sind zur Bleichen Frau gegangen und haben ihr gesagt, dass Fitz wieder zu uns zurückgekehrt ist und dass wir wissen, um was es in diesem Spiel wirklich geht.« Er verzog das Gesicht. »Und wir haben vor ihnen von Webs Möwe gesprochen und erwähnt, dass sich Tintaglia auf dem Weg hierher befindet. Das werden sie ihr erzählt haben. Sie kennt nun unsere Gedanken und weiß, wo wir verwundbar sind. Die Bleiche Frau wird wissen, dass sie rasch handeln muss, wenn sie etwas gegen uns unternehmen will. Unsere einzige Chance besteht darin, schneller zu sein als sie. Wir müssen den Drachen aus dem Eis holen.«
»Aber warum sollten Elliania und Peottre das tun? Warum sollten sie sich gegen uns wenden, wo sie doch wussten, dass ich bereit war, den Drachen für sie zu töten?« Der Prinz wirkte sichtlich gequält.
»Ich weiß es nicht.« Chade blieb unerbittlich. »Aber wir müssen davon ausgehen, dass alles, worüber wir
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