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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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so, wie man immer sagt, und das Nachlassen des Augenlichts hatte seine anderen Sinne geschärft. Er legte mir die Hand auf die Schulter. Hätte Web nie darüber gesprochen, vielleicht hätte ich es gar nicht bemerkt, aber er hatte Recht. Ich fühlte, wie Burrichs Ruhe in mich floss. Es waren nicht seine Gedanken, die mich erreichten. Ich hatte vielmehr das Gefühl, als wäre ich irgendwie mit seinem Wesen verbunden. Zwar war diese Verbindung nicht so stark wie das zwiehafte Band zwischen Mensch und Tier, aber sie war da. Leise sagte er: »Du machst das nun schon seit langer Zeit, Junge. Du tust, was andere wollen, das du tust. Du übernimmst Aufgaben, die niemand sonst haben will.« Das war schlicht eine Erklärung, kein Urteil.
    »Das hast du auch getan.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen. »Ja, das ist wahr. Wie ein Hund, der einen Herren braucht... Das hat mir irgendwann mal jemand gesagt.«
    Die scharfen Worte, die ich ihm einst an den Kopf geworfen hatte, ließen uns beide bitter lächeln. »Vielleicht trifft das auch auf mich zu«, erwiderte ich.
    Beide saßen wir eine Zeit lang schweigend nebeneinander und gönnten uns einen Augenblick der Ruhe inmitten des Sturms, der um uns herum tobte. Draußen hörte ich die gedämpften Geräusche der Arbeiter. Ihre Stimmen klangen fern in der Kälte. Ich hörte das dumpfe Schlagen von Metallwerkzeugen auf dem Eis und wie die schweren Eisbrocken auf die Schlitten geworfen wurden. Chade murmelte vor sich hin und verteilte weiter gleichmäßig das Pulver. Ich fühlte nach dem Drachen, und er war da. Doch meine zwiehafte Wahrnehmung von ihm war gedämpft, als spare er sich seine Kräfte, um sich ganz darauf zu konzentrieren, am Leben zu bleiben, bis Rettung kam. Burrichs Hand lag noch immer auf meiner Schulter. Plötzlich vermutete ich, dass er genau wie ich nach dem Drachen suchte.
    »Was wirst du in Bezug auf Flink unternehmen ? «, fragte ich Burrich.
    Er antwortete in beiläufigem Ton. »Ich werde meinen Sohn nach Hause bringen und versuchen, ihn zu einem aufrechten Mann zu erziehen.«
    »Du meinst, du willst ihn dazu erziehen, nicht die Alte Macht zu gebrauchen.«
    Burrich machte ein Geräusch, das sowohl Zustimmung als auch eine Bitte hätte sein können, das Thema auf sich beruhen zu lassen. Das konnte ich aber nicht.
    »Burrich, all diese Jahre im Stall, deine Gabe, Tiere zu heilen, zu beruhigen und auszubilden... War das die Alte Macht? Warst du mit Hexe verschwistert?«
    Er nahm sich Zeit. Doch statt zu antworten, stellte er mir dann eine Gegenfrage. »Was du mich wirklich fragst, ist: Habe ich das Eine getan und das Andere von dir verlangt? Richtig? «
    »Ja.«
    Er seufzte. »Fitz. Ich war ein Trunkenbold. Ich war das, wovon ich mir immer gewünscht habe, dass du oder meine Söhne es nie werden. Und ich habe meinen Appetit auch noch in anderer Hinsicht befriedigt, wohlwissend, dass nichts Gutes daraus erwachsen würde. Ich bin nur ein Mensch, aber das heißt noch lange nicht, dass ich es dulden oder meine Jungen gar dazu ermutigen würde, das Gleiche zu tun wie ich. Würdest du? Kettricken hat mir erzählt, dass du einen Pflegesohn hast. Es hat mich gefreut zu hören, dass du nicht völlig allein gewesen bist. Aber ihn zu erziehen, hat dich das nicht auch etwas über dich selbst gelehrt? Zum Beispiel, dass die Fehler, die du an dir selbst hasst, umso schrecklicher werden, wenn du sie bei deinem Sohn siehst?«
    Er hatte das schön zusammengefasst und sich so aus der Affäre gezogen. Doch ich ließ nicht locker. »Hast du die Alte Macht genutzt, als du Stallmeister warst?«
    Er atmete tief durch und antwortete knapp.
    »Ich entschied mich, es nicht zu tun.« Ich glaubte, das wäre alles, was er sagen würde, doch kurz darauf räusperte er sich und fügte hinzu: »Aber es ist so, wie Nachtauge vor langer Zeit gesagt hat. Ich konnte beschließen, nicht zu antworten, aber ich konnte mich nicht zwingen, ihnen gegenüber taub zu sein. Ich weiß, wie die Hunde mich genannt haben. Ich habe es sogar aus deinem Mund gehört. Dem-wir-folgen. Ich wusste, wie sie mich genannt haben, und ich war mir ihres... Respekts vor mir bewusst. Ich konnte vor ihnen nicht verbergen, dass ich mir ihrer bewusst war, wenn sie mir ihre wilde Freude auf der Jagd zuriefen. Ich teilte diese Freude, und sie wussten es.
    Vor langer Zeit hast du mir einmal erzählt, dass du dir Nachtauge nicht ausgesucht hättest. Dass er
dich
gewählt, sich mit dir verschwistert und dir keine Wahl gelassen habe. So

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