Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
Pulverbehälter hinein. Dann lauf zu mir. Es wird etwas dauern, bis das Feuer zum Pulver durchdringt. Dennoch halte ich es für das Beste, wenn du so schnell wie möglich von hier verschwindest.«
»Ich auch.«
Er hielt kurz inne, als wollte er noch etwas sagen, schüttelte dann jedoch nur stumm den Kopf. Erneut fragte ich mich, ob sein Wille mit seinem Tatendrang kämpfte. Dann blickte ich ihm nach, wie er die Rampe hinaufging und sich zu den Männern am Rand der Grube gesellte, die zu mir hinunterschauten. Da sah ich, dass die Mauern, die uns einst getrennt hatten, verschwunden waren. Hetgurd, Gardisten und die Zwiehafte Kordiale hatten sich gemischt. Burrich stand neben Chade, Flink neben Web, und Gentils Geschwisterkatze lag flach auf dem Eis und spähte neugierig zu mir hinab.
Ich atmete tief durch, ging zum Anfang der Reihe und nahm das erste Pulvergefäß. Ich ließ es in den ersten Feuerkessel fallen, und Funken stieben auf. Beim zweiten machte ich es genauso. Das dritte landete schlecht, und ich musste es tiefer in die Flammen schieben. Ein Raunen ging durch die Zuschauer. Das vierte war leicht. Das fünfte war am Eis festgefroren, und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich es losgebrochen hatte. Dabei löste sich der Deckel, und eine kleine Menge Pulver fiel heraus. Ich schloss den Deckel wieder und wischte die Seiten ab. Als ich es in den Feuerkessel stellte, leckten sich die Flammen gierig an den mit Pulver verschmierten Seiten und brannten weiß. Ich erinnerte mich daran, dass es eine ganze Weile gedauert hatte, bis Chades erste Flasche in meinem Kamin explodiert war. Das sechste Gefäß war so leicht wie das erste. Dann rannte ich los. Ich floh die Rampe hinauf und gesellte mich zu den anderen am Rand der Grube. Plötzlich stoben aus dem fünften Kessel Flammen in die Höhe, Funken und Schwefeldämpfe. Die Zuschauer schnappten erstaunt nach Luft und rissen angstvoll die Augen auf, doch kurz darauf erstarb das weiße Feuer schon wieder. Der Topf, aus dem es gekommen war, brach mit lautem Krachen, und wir hörten ein Zischen, als das Feuer in Kontakt mit Schmelzwasser kam.
Chade schüttelte den Kopf. »Der war Verschwendung«, sagte er angespannt. »Bei Els Eiern! Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit gehabt, das Pulver zu testen und einen passenden Behälter dafür zu entwerfen. Aber hast du gesehen, wie das Feuer die Außenseite hinaufgewandert ist, um die eigentliche Ladung zu erreichen? Ob wir das wohl irgendwie verwenden können? Ich habe immer geglaubt, das Pulver müsse sich in einem Gefäß befinden, um...«
Und dann erfolgte die erste Explosion, allerdings nicht im ersten Topf. Ich glaube, es war der zweite. Vielleicht war das Gefäß dort einfach schneller durchgebrannt. Es war schwer zu sagen, denn Eissplitter wurden aus der Grube geschleudert und regneten um uns herum nieder. Fast unmittelbar danach gingen gleichzeitig die nächsten beiden Kessel hoch.
Die zweite Explosion war viel lauter als die erste und machte mich taub. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Die Luft selbst schien mich zu schlagen, und meine Ohren fühlten sich an, als wäre eine Faust auf ihnen gelandet. Feine Eissplitter stachen mir ins Gesicht. Ich blinzelte und glaubte schon, blind geworden zu sein, doch es hing nur ein Schleier aus schier unglaublich feinem Schnee in der Luft.
Um mich herum schrien die Männer vor Wut und Verzweiflung und zogen sich vom Rand der Grube zurück. Gentils verängstigte Katze schoss an mir vorbei, dicht gefolgt von ihrem panischen Partner. Ich fühlte eine Welle des Zorns von dem gefangenen Drachen.
Wir versuchen, dich zu befreien
!, sagte ich ihm über die Gabe, fühlte aber keine Antwort. Neben mir packte Burrich mich an der Schulter und schaute sich panisch um.
Ich nahm Burrich beim Arm, um ihn von der Grube wegzuführen, doch er riss sich von mir los und schrie: »Flink! Wo ist mein Sohn?« Doch da erschütterte schon die nächste Explosion den Boden unter unseren Füßen. Ich sank auf die Knie, und Burrich fiel neben mich. Die Luft war voller Eis, und Burrich würgte und spie und schrie immer wieder: »Flink! Flink! Wo bist du, Junge?«
»Ich bin hier, Papa!«, rief der Junge, sprang durch den Eisnebel auf uns zu und warf sich seinem Vater in die Arme. Seine Augen waren weit ausgerissen.
»Dank Eda, du bist in Sicherheit! Bleib jetzt dicht bei mir. Verdammt, meine Augen. Fitz, was geschieht hier? Ich habe Flammen, Funken und Rauch erwartet, aber nicht das! Was hat dieser
Weitere Kostenlose Bücher