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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sagte er: »So, sie kennt dich also, und sie kennt dich gut genug, um dir zu vertrauen. Wie lange geht das schon so?«
    »Ich bin nicht sicher. Es ist schwer zu erklären, Burrich.« Ich spürte, wie ich errötete, und zwang mich weiterzureden. »Ich habe ... ich habe immer nach euch geschaut. Nicht oft. Nur wenn es so ... Das war falsch von mir.«
    Das nun folgende Schweigen war länger. »Das muss quälend für dich gewesen sein«, sagte er schließlich. »Größtenteils waren wir glücklich.«
    Ich atmete tief durch. »Ja, das wart ihr. Aber ich habe nie bemerkt, dass ich Nessel da mit hineinzog. Sie war mein... ich weiß nicht, mein Fokus. Irgendwann hat sie mich dann entdeckt. Sie kannte mich durch ihre Träume als Wolfsmenschen.« Nervös hielt ich inne.
    Burrich konnte seine Belustigung nur schwer verbergen. »Nun, damit lassen sich dann auch die Albträume erklären, unter denen sie gelitten hat, als sie noch klein war.«
    »Ich habe nicht gewusst, was ich tat. Dann, nach einiger Zeit, wurde auch ich mir ihrer bewusst. In meinen Träumen. Dort haben wir uns unterhalten, in den Traumwelten, die sie geschaffen hat. Es dauerte eine Weile, bis ich erkannt habe, dass sie über ein ausgeprägtes Gabentalent verfügt, ein Talent in einer Richtung, das ich so noch nie gesehen hatte. Aber ich habe nie ... Sie weiß nicht ... Ich meine ...« Und plötzlich konnte ich nicht mehr weiterreden. Die unausgesprochenen Worte schnürten mir die Kehle zu.
    »Ich weiß. Hättest du ihr gesagt, dass ich nicht ihr Vater bin, hätte ich es gewusst.«
    Ich nickte stumm. Es war seltsam zu sehen, wie er es betrachtete. Ich hatte gemeint, dass ich ihr nicht gesagt hatte, dass ich ihr Vater war; Burrich sprach davon, ihr nicht zu sagen, dass sie nicht seine Tochter war.
    Er räusperte sich und wechselte das Thema. »Man wird sie den Umgang mit ihrer Magie lehren müssen, sonst raubt die Gabe ihr den Verstand. Ich weiß, dass dem so ist. Chivalric hat mich das gelehrt.«
    »Nessel sollte in der Tat unterwiesen werden«, stimmte ich ihm zu. »Ohne Ausbildung wird es allmählich gefährlich für sie.«
    »Willst du sie ausbilden?«, fragte er rasch.
    »Irgendjemand wird es schon tun«, erwiderte ich, und dabei ließen wir es bewenden. Ich lauschte dem Geräusch der Werkzeuge auf dem Eis und dem steten Rauschen des Windes auf dem Gletscher. Es war wie eine seltsame Musik, durchsetzt mit den Stimmen der Arbeiter, die einander anfeuerten. Doch als wir am Rand der Grube eintrafen, hörte die Arbeit schlagartig auf.
    Chade stand am Rand der Ausgrabung und sprach zu allen. Er erklärte sein Explosionspulver und beschrieb, was er damit zu tun gedachte. Auf merkwürdige Art fühlte ich mich ein wenig ausgeschlossen. Ich blickte von einem Gesicht zum anderen, sah Sorge auf Webs und Faszination auf Kräuseis Antlitz. Ein paar der Männer entwickelten gar einen jungenhaften Enthusiasmus, etwas Neues auszuprobieren. Chade stieg die Rampe hinunter, und ich folgte ihm. Er inspizierte die Löcher, die Pflichtgetreu und Langschopf hatten graben lassen. Eines wollte er noch etwas tiefer haben, ein anderes lehnte er ganz ab und verlangte, ein neues zu graben, dicht am Eingang des eingestürzten Tunnels. Sie sollten alle in einer Reihe liegen, entlang des tiefsten Risses, den der Drache verursacht hatte. Dort, so glaubte Chade, war das Eis am schwächsten, und das Pulver könnte seine größte Wirkung entfalten. Er wählte sechs Männer aus, die die Feuer in den Kesseln anfachen sollten, und Burrich verteilte Zunder, Brennstoff und Kohle an sie. Dann schickte Chade ihn aus der Grube. Chade selbst blieb erst einmal und stellte sicher, dass die Kessel und Töpfe fest im Eis verankert waren. Während die Männer die Feuer entfachten, wiederholte Chade mehrere Male, dass es sich um recht kleine Pulverdosen handelte, die den Drachen nicht verletzten, aber ausreichen würden, das Eis weit genug aufzubrechen, sodass er es leichter würde heben können.
    Die Männer stellten sich neben ihre Töpfe, während Chade sich vergewisserte, dass die Feuer gut brannten. In jedem einzelnen Fall legte Chade noch Brennstoff nach und schickte die Männer aus der Grube hinaus. Die Pulverbehälter standen gut zwei Handbreit neben den jeweiligen Kesseln auf dem Eis. Als schließlich nur noch Chade und ich in der Ausgrabung waren, trat er zu mir und sagte leise: »Ich werde jetzt zu den anderen am Grubenrand gehen. Wenn ich dir zunicke, lauf rasch zu den Kesseln und steck die

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