Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Wahnsinnige getan?«
    »Das ist wie ein Holzscheit, der in der Hitze des Feuers zerspringt, Burrich, weiter nichts. Das Pulver ist explodiert und hat das Eis zerbrochen. Ich habe auch nicht gedacht, dass es so werden würde, aber nun ist es vorbei. Bleib ruhig.« Doch ich hatte das noch nicht ganz zu Ende gesagt, um nicht nur ihn, sondern auch mich zu beruhigen, da hob sich der Boden abermals unter unseren Füßen. Im gleichen Augenblick fühlte ich einen wilden geistigen Angriff.
    Dafür werdet ihr bezahlen, ihr armseligen, verräterischen Maden! Euer Blut soll fließen, ein Eimer für jede lockere Schuppe. Ich komme! Tintaglias Zorn ist über euch! Ihr werdet alle sterben!
    Wir versuchen, ihm zu helfen, nicht ihn zu verletzen!
Ich schickte die Worte mit Gabe und Alter Macht und in alle Richtungen. Tintaglia antwortete nicht.
    Als ich das Eis wegblinzelte und in die Grube spähte, rührte sich dort unten etwas. Das herabgefallene Eis verbarg es, doch unter dem Schleier bewegte sich etwas Dunkles wie ein Wal, der durch die Meeresoberfläche bricht. Ich hörte das Krachen und Kreischen des brechenden Eises, und dann roch ich es, den reptilischen Gestank des alten gefangenen Fleisches. Ich rappelte mich auf und trat näher an den Rand heran.
    Dort unten fand ein langsamer gigantischer Kampf statt. Teile des ausgezehrten Rückens des Drachen waren bereits zu sehen. Sein Schwanz zuckte fast wie ein eigenständiges Wesen, als er versuchte, aus dem Eis freizubrechen. Ein riesiges Hinterbein war bereits frei, und die gewaltigen Krallen des so lange gefangenen Drachen gruben tiefe Furchen ins Eis. Dann entfaltete sich ein Flügel. Eisbrocken flogen durch die Luft wie die Fetzen eines im Sturm zerrissenen Segels. Verzweifelt flatterte die Kreatur damit, Kopf und Hals noch immer im Eis vergraben. Nachdem der Eisnebel sich gelegt hatte, wankten die Menschen wieder an den Rand der Grube zurück und starrten hinunter. Einige gafften, andere waren vor Entsetzen wie erstarrt. Chades Gesicht schien versteinert. Ich wusste nicht, ob seine Ehrfurcht von der Zerstörung herrührte, die sein Pulver verursacht hatte, oder von der Größe der Kreatur, die er freigelegt hatte.
    Burrich sprach als Erster. »Das arme Tier.« Er hob beide Hände, spreizte die Finger und drückte sanft auf die Luft vor ihm. Ich hatte ihn diese Geste schon oft machen sehen, wenn er sich einem nervösen Pferd genähert hatte. Jetzt fragte ich mich, ob irgendwie Ruhe von seinen Händen ausstrahlte. Plötzlich hob er die Stimme. »Er braucht unsere Hilfe. Schaufeln und Hacken, aber seid vorsichtig. Wir könnten ihn jetzt genauso leicht verletzen wie ihm helfen. Ermutigt ihn nicht zu kämpfen.« Eine Hand auf Flinks Schulter gelegt, die andere vor sich ausgestreckt, stolperte er zum Rand der Grube. »Ruhig, ruhig da unten!«, rief er, und seine tröstenden Worte, voll der Alten Macht, waren für den Drachen bestimmt. »Wir kommen. Hör auf zu kämpfen. Du wirst dich nur selbst verletzen. Oder uns. Bleib ruhig. Wir werden dir helfen.«
    Wieder fühlte ich den Trost, der mit diesen Worten einherging, und auch auf den Drachen schienen sie Wirkung zu zeigen. Oder vielleicht war es auch schlicht Erschöpfung, die ihn innehalten ließ.
    »Pass auf den Grubenrand auf, Mann. Die Rampe ist hier drüben. Flink, führ deinen Vater hinunter. Wir werden ihn brauchen.« Web blutete an der Stirn, wo ein Eissplitter ihn getroffen hatte. Mit einer Schaufel in der Hand stapfte er an uns vorbei, ohne auf seine Verletzung zu achten. Er war nicht der einzige Verletzte unter uns. Einer der Hetgurdmänner lag bewusstlos im Schnee, Blut rann ihm aus Nase und Ohren. Einer seiner Kameraden kniete verwirrt neben ihm. Gentil hatte seine zischende Katze einfangen und drückte sie unbeholfen an sich in dem Versuch, sie zu beruhigen. Ich schaute mich nach Pflichtgetreu um und sah ihn bereits mit einer Brechstange die Rampe zu dem gefangenen Drachen hinunterlaufen. Der Boden der Grube war zerbrochen und erinnerte mich an Packeis auf stürmischer See.
    »Mein Prinz! Passt auf! Er könnte gefährlich sein!«, bellte Chade ihm hinterher und rannte dann selbst die Rampe ! hinunter. Zwiehafte und Nichtzwiehafte gleichermaßen machten sich daran, die losen Eisbrocken um die gefangene Kreatur herum zu entfernen. Es war gefährlich, denn immer mal wieder buckelte der Drache in dem verzweifelten Versuch freizukommen.
    Der Gestank war fürchterlich. Burrich schien sich jedoch nicht daran zu stören, als er

Weitere Kostenlose Bücher