Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)
Es sei denn, man steht auf Vampire.
Bellen aber schützt vor Beißen nicht. Fürchten muss man daher den Hund, der sein Revier verteidigt. Oder den, der sein Weibchen verteidigt oder seine Jungen. Und den, der sich selbst verteidigt. Und den, der einfach nur Druck hat. Und sich beispielsweise seine Zahnzwischenräume reinigen möchte und feststellt, dass seine Zahnseide zur Neige gegangen ist. Sorgen machen muss man sich auch bei kastrierten Hunden. Die verteidigen und bespringen alles und jeden, da sie sexuell völlig die Orientierung verloren haben.
Hunde stecken auch völlig fremden Menschen, die ihnen entgegenkommen, ihren Kopf zwischen die Beine und bewegen ihn dort ruckartig hin und her. Gerne springen sie auch an der Hose hoch und bewegen sich dort rhythmisch auf und ab. Hier fürchten sensible Seelen eine Begattung durch eine biologisch fremde Art und sorgen sich um den korrekten Fortlauf der Evolution.
Angst vor Hunden kann man zudem als Verkehrsteilnehmer haben. Tiere ab 1,20 m Kammhöhe können ein echtes Problem darstellen und am Kotflügel (sic!) von Papas Daimler unangenehme Spuren hinterlassen (siehe: Angst um den Vergaser) . Oder auch einen Fahrradfahrer ruckartig zum Stehen bringen. Bzw. nicht den Fahrer im eigentlichen Sinne, sondern nur dessen Rad. Sollten Sie mit Schmerzen drei Meter weiter im Gebüsch gelandet sein, wird das Tier Ihnen aber zum Trost gerne die Zunge durchs Gesicht ziehen. Kleinere Hunde sind nicht unbedingt weniger gefährlich, können sie sich doch in den Speichen verfangen.
Viele Menschen haben zudem panische Angst vor den Exkrementen, die Hunde allerorten hinterlassen. Nachdem man einmal hineingetreten ist, hat man ja in aller Regel eine Woche was davon. Auch die dunklen Ränder ihrer Reviermarkierungen an Telefonzellen und Stromkästen sind eine sinnliche Belastung. Insofern korrespondiert die Angst vor Hunden olfaktorisch häufig auch der → Angst vor Männern.
ANGST VOR GEWITTER
(Fulguraphobie)
Die Angst vor Gewittern zieht sich durch die Menschheitsgeschichte. Die lange Zeit unerklärbaren Naturgewalten, die Spannung, der Luftdruck, die Geräuschkulisse – all dies vermag jedes Lebewesen zu erschrecken.
Der Regen findet dabei in aller Regel keine besondere Beachtung. Auch der Donner hat oft schon etwas Versöhnliches, Abwiegelndes: Das Schlimmste ist vorbei. Der Schockauslöser schlechthin aber ist der Blitz. Er kommt unangekündigt, reißt den Himmel auf und macht die Nacht taghell. Er ist daher bei Einbrechern besonders unbeliebt (siehe: Angst vor Dunkelheit) .
Er transportiert zudem elektrische Spannung. Bereits vor der Erfindung der Glühbirne war der Menschheit bekannt, dass man vom Blitzschlag sterben kann. Statistisch kommt dies selten vor, aber wenn, möchte man nicht dabei sein. Die Treffgenauigkeit eines Blitzes entspricht in etwa der des VfL Osnabrück. Aber für beide gilt: Wenn, dann richtig.
Gewitter entstehen durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Temperaturen, die sich, vereinfacht formuliert, qua Entladung aneinander anpassen. Insofern entspricht die Position des Menschen in einem solchen Sturm der des Kindes, das seinen Eltern beim Streiten zusieht: Es weiß nicht genau, worum es geht und wer angefangen hat. Aber es kann sich sicher sein: Das Risiko ist extrem hoch, als Ableiter benutzt zu werden. Dann setzt es, wie man es im letzten Jahrtausend so treffend formulierte, »ein Donnerwetter«.
Unsere Angst vor Gewitter hat uns aber nicht davon abgehalten, das Phänomen Blitz als Inspiration für fotografische Effekte zu nutzen. Dort erzeugen wir ihn selbst. Und in aller Regel donnerfrei. Dies führt beim Könner im Studio durchaus zu ansehnlichen Portraits. Beim Amateur in freier Natur allerdings wird dann meistens der Vordergrund weiß, der Hintergrund aber ist trotzdem nicht zu sehen. Gerne genommen wird auch der »Rote-Augen-Effekt«, den man im Anschluss aufwändig wieder rückgängig machen muss, damit die Liebsten auf dem Bild nicht aussehen, als kämen sie gerade von einem mehrtägigen Aufenthalt in einem überchlorten Schwimmbad zurück. Oder von einem Massenbegräbnis. Oder noch schlimmer: aus Brandenburg (siehe: Angst vor Hunden) .
Viele Menschen fürchten aber auch diese zivilisatorische Form des Blitzes. In manchen Kulturen glaubt man, er stehle die Seele. Bei uns wollen manche einfach nur nicht abgelichtet werden. Weil sie sich für unattraktiv halten oder nicht möchten, dass ihr nächtlicher Aufenthalt an dieser Hotelbar
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