Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)
handelten nach Lust und Laune und keineswegs irgendeinem Prinzip folgend. Das Kind darf nie wissen, woran es ist. Nur so kann es die angemessenen Angstgefühle den Eltern und später allen Autoritäten gegenüber entwickeln (siehe: Angst vor Arbeit) .
Leider bereiten viele Eltern ihren Kindern große Probleme, indem sie ihnen beispielsweise die Konsequenzen ihres Handelns klarmachen. Das ist kontraproduktiv: Stringente Erziehung erschwert es enorm, sich vor Eltern zu fürchten. Tun Sie das nicht!
Inkonsequenz sollte die oberste Handlungsmaxime der Erziehungsberechtigung sein. Lob und Tadel, Zuneigung und Missachtung dürfen für das Kind in keinem erkennbaren Zusammenhang mit seinem Verhalten stehen. Vielmehr soll der Nachwuchs stets auf der Hut sein, sich dauerhaft wegducken müssen, weil er nie weiß, wann und warum ihn was trifft. Nur dies ermöglicht es Kindern, auch im späteren Leben ängstlich zu bleiben. Körperliche Gewalt, so befriedigend sie für den Anwender auch sein mag, gilt es allerdings, zu vermeiden, da der Nachwuchs dann früher oder später zurückschlagen oder das Weite suchen wird. Das ist kontraproduktiv.
Auch wenn die Kinder, wie es so schön heißt, »alt genug« sind, sollten sie die Furcht vor den Eltern nicht verlieren. Auch wenn man zweifellos flügge ist und sich selbst ernähren kann, wird man früh genug erkennen, wie angsterregend ähnlich man den Eltern ist. Und dass ausgerechnet die unangenehmsten Eigenschaften sich vererbt haben. Hier kann ein regelrechtes Epizentrum schönster Ängste entstehen: Man fürchtet jede Begegnung mit den Eltern, da diese einem stets aufs Neue vor Augen führt, was an ihnen man immer schon verachtet hat. Aber eben zugleich auch an sich selbst. Weshalb es sinnlos ist, sich aus dem Weg zu gehen. Hier können Angst, Sorge und Frustration eine lebenslängliche zirkuläre Komposition bilden.
Die Furcht vor körperlicher Züchtigung o. Ä. empfindet man ab einem gewissen Alter zumeist nicht mehr, da von einem zerbrechlichen Leib keine direkt Gefahr mehr ausgeht – abgesehen von Infektionen, die sich durch die Luft übertragen. Dieses Risiko sollte man allerdings eingehen, da man bei zu seltenen oder zu distanzierten Besuchen der Eltern um sein Erbe fürchten muss, das jahrzehntelange Gekrieche und Geducke also womöglich umsonst war (siehe: Angst vorm Altern) .
Selbstverständlich ist es auch möglich, Angst vor den Eltern anderer Kinder zu entwickeln. Diese werden ihre Brut gegen jede Art äußere Einflussnahme verteidigen. Sie sollten es sich daher gut überlegen, ob Sie wirklich den Ladendieb festhalten oder beim Elternabend das Thema Drogen ansprechen wollen. In den neuen alternativen Vierteln unserer Großstädte wiederum werden Kinderwagen als Waffe eingesetzt; aus jeder Faser des Körpers der ihn führenden Mutter spricht der Satz: »Ich tue das für mein Land! Aus dem Weg, Rentenschnorrer!« Weichen Sie besser aus. Und fürchten Sie sich vor dem Tag, an dem die Kinder solcher Eltern Ihre Regierung wählen.
ANGST VOR FAHRRÄDERN
(Cyclophobie)
Die Angst vor Fahrrädern ist eine zivilisatorische Spätangst. Insbesondere, seit die Geschwindigkeit, der Preis und die Ausstattung des Fahrrads der eines mittelgroßen Charterflugzeugs entsprechen, sind vielerlei Befürchtungen ins Kraut geschossen.
Man kann Ängste auf verschiedene Arten mit Fahrrädern in Verbindung bringen. Gut möglich ist es, sich vor einem Sturz zu fürchten. Für diesen braucht es nicht immer äußere Einflüsse. Nachdem das eigene Gleichgewicht im Alter von ca. drei Jahren so weit im Lot ist, dass man überhaupt Rollschuhe, Skateboard oder Fahrrad besteigen kann, verliert man diese Sicherheit gegen Ende seines Lebens in aller Regel von selbst wieder. Da kann man sich sorgen! Denn Liegefahrräder haben die ältere Generation noch nicht für sich begeistern können.
Wer mit seinem Auto gelegentlich durch Wohngebiete fährt und die auf ihn zuhaltenden Fahrrad-Senioren genauer beobachtet, weiß, wovon die Rede ist. Der kennt ihren panischen Blick angesichts deines Wagens, ihre Angst, dass sie stürzen und sich den Oberschenkelhals brechen könnten, der sieht aber auch ihren Riesenradius und ihr enormes Schwanken. Da schiebt auch der Fahrzeugführer Panik: Wer will schon, dass ein unterversicherter Rentner auf der Kühlerhaube aufschlägt?! Und womöglich nachher Recht bekommt, weil das Auto aufgrund seiner Farbe zu schlecht zu sehen war oder dergleichen (siehe: Angst um den
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