Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis
drückte er auf den Knopf auf Jonahs Rücken, um den Kung-Fu-Griff zu aktivieren.
Die ehemalige Spionin gab keinen Mucks von sich, doch eine Ader an ihrer Stirn trat hervor und pochte, als wollte sie gleich explodieren. Ihre Augen blickten gierig auf den Code für die Webseite, der leuchtend auf der Rückseite von Jonahs Stirnband erschien.
»Sehen Sie?«, fragte Dan. »Es ist …«
»Es gibt keinen Anlass für Smalltalk bei einem Geschäft.« Sie schnappte Dan die Figur aus der Hand und blickte mit neu gewonnenem Respekt darauf hinab. »Wir hatten etwas Ähnliches beim KGB«, gab sie zu, während sie ihren rasch anschwellenden kleinen Finger betrachtete. »Grob, aber effektiv. Euer Kindermädchen wird in Kürze bei euch sein.« Und mit diesen Worten war sie ebenso schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht war.
Amy zitterte, als sie sich zu ihrem Bruder umwandte. »Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast! Was wäre gewesen, wenn Irina von dem Tagebuch gewusst hätte?«
»Hat sie aber nicht«, gab Dan zurück.
»Hätte sie aber! Oder der Code! Was, wenn sie die Werbung mit dem Bildschirmschoner gekannt hätte?!«
Doch ihr Bruder blieb gelassen. »Ich glaube kaum, dass Irina regelmäßig Cartoon Network anschaut.«
»Du hast eine russische Spionin hereingelegt! Du hättest Nellie umbringen können, und uns vielleicht gleich mit!«
Dan war empört. »Warum schreist du mich wegen Dingen an, die gar nicht passiert sind? Falls du es nicht bemerkt hast, ich habe etwas Gutes getan! Wir haben immer noch das Tagebuch und Irina wird Nellie rausholen. Glaubst du, das wird ein richtiger Gefängnisausbruch? Zu schade, dass wir nicht zuschauen können.«
Amy blickte grimmig drein. »Ich will ehrlich gesagt lieber nicht wissen, wozu eine KGB-Agentin fähig ist. Was auch immer sie der Wiener Polizei antun kann, kann sie auch jeden Augenblick gegen uns verwenden.«
Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Aber in diesem Moment, heute Abend, haben wir sie hereingelegt. Das muss gefeiert werden!«
»Wer feiert hier?«, drang eine erschöpfte Stimme von der Tür zu ihnen hinüber.
»Nellie!« Amy sprang auf und schlang ihre Arme um ihr Au-pair-Mädchen. Dann machte sie einen Schritt zurück und legte die Stirn in Falten. »Wie hat dich Irina so schnell befreien können? Sie ist hier erst vor fünf Minuten weggegangen.«
»Niemand hat mich befreit«, antwortete Nellie. »Sie
haben mich einfach gehen lassen. Sie glauben, ich bin ein bekloppter Jonah-Wizard-Fan. Offensichtlich ist das Hotel voll von denen. Irgendwelche Idioten sind sogar vom vorderen Balkon heruntergesprungen. Könnt ihr euch das vorstellen?«
»In Stereo und in Farbe«, erwiderte Amy bitter.
»Dieser gemeine KGB-Abschaum!« Dan schäumte vor Wut. »Ich kann nicht glauben, dass sie mich betrogen hat - gerade als ich dabei war, sie zu betrügen!«
»Egal, es war eine lange Nacht.« Nellie gähnte. »Diese trüben Tassen vom Hotel wollten mich nicht mit ihrem kostbaren Zimmermädchenkittel gehen lassen, also hat mich die Polizei wieder ins Hotel gebracht, wo ich in dem Wäschewagen nach meinen Kleidern suchen musste - der sich inzwischen leider wieder im Keller neben den 50 anderen eingefunden hatte. Und um sie nicht zu euch zu führen, hab ich mich am Hotel Wiener absetzen lassen. Von da aus bin ich dann den ganzen Weg gelaufen. Aber macht euch keine Sorgen - es hat nur den letzten Kilometer über geregnet.« Sie rieb sich mit ihrem Ärmel durch die feuchten Haare. »Bilde ich mir das ein oder riecht es hier nach Fisch?«
»Wir haben das Tagebuch«, erzählte Amy ihr aufgeregt. »Lass uns ein bisschen schlafen, dann können wir es morgen Vormittag untersuchen. Wir wissen, dass Irina, Jonah und die Holts uns dicht auf den Fersen sind. Wir müssen uns beeilen, wenn wir ihnen weiterhin einen Schritt voraus sein wollen.«
Als Jonah Wizard und sein Vater noch ganz benommen von ihrer triumphalen DVD-Premierenfeier heimkamen, fanden sie ein Reinigungsteam vor, das Glassplitter vom Marmorfußboden ihrer Suite aufkehrte.
Beide liefen los und stellten sich direkt unter den Kronleuchter, in dem sie Nannerls Tagebuch versteckt hatten. Der dunkle Umriss war verschwunden. Nur einige Kristallschnüre baumelten anklagend herunter.
»Sie haben Jonah zusätzliche Sicherheitskräfte versprochen!«, tobte Mr Wizard gegenüber dem Hotelmanager, der extra aufgestanden war, um sich bei diesem wichtigen Gast zu entschuldigen.
»Wir glauben, dass es
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