Die 39 Zeichen 02 - Mozarts Geheimnis
harmlos war, mein Herr«, beschwichtigte der Manager. »Ein liebeskrankes Mädchen. Ihr begnadeter Sohn hat diese Wirkung auf die jungen Damen, nicht wahr?«
Die Wizards glaubten kein Wort davon. Kein dahergelaufener Fan war in ihre Suite eingebrochen und hatte Nannerls Tagebuch gestohlen. Dies konnte nur das Werk einer ihrer Konkurrenten im Wettlauf um die 39 Zeichen sein. Eine interne Angelegenheit der Familie Cahill.
»Hey, Mann!« Jonah wandte sich direkt an den Hotelmanager. »Wie wäre es, wenn du mir dieses Stalker-Mädchen mal beschreiben würdest, die mich so sehr liebt, dass sie in mein Zuhause einbricht.«
Der Manager hielt ihm ein Bild aus der Kartei der Wiener Polizei hin.
Jonah kniff die Augen zusammen und dachte angestrengt
nach. Wenn man sich nur mit Hollywoods Elite und der obersten High Society abgab, war es schwer, den durchschnittlichen Niemand von der Straße wiederzuerkennen. Aber irgendwie kam ihm die junge Frau auf dem Foto vertraut vor. Woher bloß?
Dann stutzte er. Dieser Nasenring. Na klar, das war das Kindermädchen der Cahill-Geschwister - Nancy oder Netta oder irgendwie so.
Also hielten sich Amy und Dan ebenfalls in Wien auf. Und was noch schlimmer war: Sie waren ihm nun einen Schritt voraus. Jonah Wizard mochte es nicht, nur der Zweitbeste bei was auch immer zu sein. Nicht bei den Einschaltquoten, nicht bei den Charts und ganz sicher nicht bei einem Wettbewerb.
Wenn man ganz oben ist, hat man Selbstvertrauen. Das führt zu sicherem Auftreten. Und das sichere Auftreten sorgt dafür, dass man ganz oben bleibt.
Ein Stich des Selbstzweifels regte sich im dunkelsten und tiefsten Winkel seines Herzens. Klar, er war überall die Nummer eins, dominierte jede Sparte der Unterhaltungsindustrie. Und ja, er verdiente diesen Erfolg auch. Er hatte ihn sich hart erarbeitet. Mit Schweiß und Plackerei, Mann. Und Begabung.
Aber natürlich schadet es auch nicht, wenn die eigene Mutter Cora Wizard ist, mit den besten Verbindungen in allen künstlerischen Bereichen …
Jonah verzog das Gesicht. Genau das war der Grund, warum er niemals unaufmerksam sein durfte! Nur eine
einzige kleine Nachlässigkeit, und schon fing er an, an sich selbst zu zweifeln.
Wenn du auch nur einmal verlierst, wird es zur Gewohnheit. Und bevor du dich versiehst, bist du ein Loser.
Er konnte es nicht zulassen, dass die Cahill-Kinder ihn an der Nase herumführten.
Glücklicherweise wusste er etwas über das Tagebuch, das Amy und Dan erst noch herausfinden mussten.
Siebtes Kapitel
Tagebücher waren nicht so sehr Dans Sache - noch nicht einmal wenn sie auf Englisch und von Leuten geschrieben worden waren, die ihn interessierten. Er hielt sich abseits und versuchte, Saladin für eine Dose Thunfisch zu begeistern, während Nellie und Amy sich gemeinsam über das ledergebundene Buch beugten. Nellie übersetzte so gut es ging Maria Anna Mozarts blumige, altmodische Sprache.
»Irgendwas Interessantes?«, rief er zu ihnen hinüber.
»Das ist eine Tragödie«, antwortete Amy. »Nannerl war eine der größten Musikerinnen ihrer Zeit. Und dennoch haben nur wenige Leute jemals auch nur von ihr gehört. Sie war ein großes Genie - ebenso brillant wie ihr Bruder. Doch damals sollten Mädchen einfach nur heiraten und kochen und putzen und Kinder kriegen.«
Dan schien das nicht zu beeindrucken. »Ich hatte auch von ihrem Bruder noch nie etwas gehört - wenigstens nicht bis zu diesem Wettbewerb. Ich meine, ich kenne diese Disney-Reihe Baby Mozart - ihr wisst schon, diese CDs …«
Nellie warf ihm einen missmutigen Blick zu. »Trotzdem würdest du viele seiner Musikstücke erkennen. Wir
reden über einige der bekanntesten Melodien aller Zeiten.«
»Man kann nur darüber spekulieren, was Nannerl zur zeitgenössischen Musik beigesteuert haben würde, wenn man ihr erlaubt hätte, ihre Begabung zu entwickeln«, fügte Amy hinzu.
»Musik ist mir egal«, konterte Dan. »Hat sie Hinweise beigesteuert?«
Amy schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Randnotizen oder irgendwas in der Art.«
»Ein Brief von ihrem Bruder ist hier eingeklebt«, fügte Nellie hinzu, »doch er schreibt anscheinend nur über die Zeit, als er seinen Job aufgegeben hat. Er sagt, dass er seinen Vertrag als Toilettenpapier benutzen will.«
»Echt?« Plötzlich war Dan wieder ganz Ohr. »Das hat Mozart gesagt? Zeigt mal her!«
»Es ist auf Deutsch, Blödmann«, erklärte seine Schwester. »Auch da gibt es ein Wort für Toilettenpapier.«
»Ja, aber ich hätte nicht
Weitere Kostenlose Bücher