Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai
derjenige zu sein. Ihr verdient nichts Geringeres.«
Mit ernster Miene wandte er sich wieder seinem Bildschirm zu. »Hideyoshi war ziemlich paranoid. Er hortete alle möglichen Gegenstände«, fuhr Alistair fort, während er zum biografischen Text hinunterscrollte. »Nehmt etwa die ›Große Schwertjagd‹ von 1588, als er alle Bauern und die gesamte Landbevölkerung zwang, ihm ihre Schwerter auszuhändigen. Er behauptete, er wolle sie einschmelzen, um aus ihnen eine große Buddhastatue anzufertigen. Doch das war gelogen.«
»Und die Wahrheit war …?«, fragte Amy nach.
Alistair zuckte mit den Schultern. »Eines der großen Rätsel. Er traf auch Vorkehrungen, um Bauern und Landvolk nicht in die Kriegerklasse aufsteigen zu lassen. Er schien Angst davor zu haben.«
»Aber er selbst hatte sich doch auch aus der Armut emporgearbeitet«, wunderte sich Amy.
»Du musst wie ein Krieger denken, Schwester-san«, erklärte ihr Dan. »Er hatte Angst, gerade weil er sich selbst aus der Armut nach oben gearbeitet hatte. Er schloss daraus, dass, wenn er das geschafft hatte, ein anderer das sicher auch könnte und ihm seinen Ninjahintern versohlen würde.«
Alistair nickte. »Vielleicht vermutete er, dass noch andere
Nachfahren der Tomas’ - oder schlimmer: der Ekaterina - in den Provinzen lebten. Schon damals befanden sich die Ekaterina und die Tomas’ miteinander im Kriegszustand. Versuchte er vielleicht, die Schwerter vor den Ekaterina zu verstecken, um sie daran zu hindern, sich gegen ihn zu erheben? Wir wissen es nicht. Wenn wir nur wüssten, wo er die Schwerter versteckt hat. Das Wo könnte vielleicht zu einer Antwort auf das Warum führen.« Dann zuckte Alistair mit den Schultern. »In Ordnung, nun habe ich euch alles erzählt, was ich weiß.«
Dan schielte zu seiner Schwester. Der Ball war nun an ihr.
Er hat uns seine eigenen Geheimnisse verraten , sagten ihre Augen. Wir sind ihm etwas schuldig.
Er hat in seine Mails geschaut , dachte Dan im Gegenzug . Das hat er uns nicht gezeigt.
Das ist etwas anderes, argumentierte sie. Wir brauchen ihn.
Wozu ist er denn, außer seinem Geld und seinen Japanischkenntnissen, noch gut?
Bis auf dein schön geformtes linkes Ohrläppchen, wozu bist du denn gut?
Dan funkelte sie böse an. Du bist die Ältere, du erzählst es ihm.
Amy wandte sich zu Alistair. »Wir glauben, dass wir ein paar von den Schwertern gefunden haben«, sagte sie. »In Venedig.«
»Hideyoshis Schwerter - in Italien ?« Alistair sah völlig entgeistert aus.
Mit einem Seufzen erklärte Dan: »Sie waren im Haus irgendeines italienischen Typen, Fidelio Racco.«
»Racco …«, wiederholte Alistair. »Ein Janus. Doch der Hinweis deutet auf eine Tomas-Festung. Eigenartig. Hier in Japan existieren Gerüchte über geheime Verstecke Hideyoshis. Doch die werden angeblich von den Nachkommen Hideyoshis bewacht. Viele von ihnen sind Yakuza.«
Dan lächelte. Jetzt wurde es endlich mal interessant. Er rief:»Whoa - toll! Ich habe gegen sie auf Level 4 in … ähm, ich denke, es war Ninja Gaiden , bekämpft. Diese Typen sind total durchgedrehte Gangster! Sie schneiden dir die Arme ab und servieren sie dir zum Frühstück.«
»Ich kann es kaum erwarten, sie zu treffen«, bemerkte Amy trocken.
»Wir haben versucht, die Schwerter hierherzubringen.« Dan sprudelte nahezu über vor Begeisterung. »Sie sind in meinem Gepäck. Auf einem von ihnen waren ein paar Zeichen. Wir dachten uns, dass die Zeichen wichtig sein könnten. Vielleicht geben sie uns Informationen über den nächsten Hinweis.«
Alistairs Augen wurden immer größer. »Gibt es für uns irgendeine Möglichkeit, uns diese Schwerter wieder zu beschaffen?«
»Nun, vielleicht müssen wir das nicht.« Dan nickte in Richtung seines Bildschirms. »Seine Tätowierungen bestehen aus den gleichen Zeichen.«
Noch niemals zuvor hatte Dan gesehen, wie Alistair eine so schnelle Bewegung vollführte. Er lehnte sich über
Dans Schulter und betrachtete das Bild mit zusammengekniffenen Augen. »Bist du sicher, dass das hier auf dem Schwert eingraviert war?«
»Jep«, antwortete Dan. »Na ja, nicht ganz. Es waren noch ein paar andere Zeichen da. Hier sind die nicht drauf.«
Amy schüttelte den Kopf. »Wie kannst du dir da so sicher sein? Du kannst kein Wort Japanisch.«
»Ach«, entgegnete Dan. »Und ich kann ja auch keine Noten lesen. Aber lass uns doch mal nachdenken, wer derjenige war, der sich ein ganzes Mozart-Lied gemerkt und dadurch unseren letzten Hinweis
Weitere Kostenlose Bücher