Die 39 Zeichen 07 - Die Spur des Zulu-Kriegers
Befriedigung,
gefürchtet zu werden. Und vor einigen Jahren war das auch nicht Ihr Ziel, wenn ich mich recht erinnere!«
»Isabel Kabra hat Spasky ermordet«, verkündete die Stimme. »Sie wird wütend. Und unvorsichtig. Ich habe ihr Telefon abgehört. Wir müssen zusammenhalten. Wir brauchen Sie.«
Der Professor überfuhr eine rote Ampel. Eine Hupe dröhnte ihm in den Ohren und er trat auf die Bremse. Als er über die Kreuzung schlingerte, verfolgten ihn die Flüche der anderen Fahrer wie bellende Hunde.
»Wie in aller Welt … wie ist Irina gestorben?«, rief er.
»Als sie den Kindern das Leben gerettet hat!«
» Wie? «
» Wo sind Sie? «, fragte die Stimme.
Der Professor klappte das Telefon zu. Konnte das wahr sein?
Er hielt am Straßenrand an und ließ seinen Atem zu Ruhe kommen. Jetzt war Konzentration gefordert. Zu seiner eigenen Sicherheit. Und zur Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer. Und vielleicht auch, um ein halbes Jahrhundert voll unnötiger Gewalt friedvoll zu beenden.
Irina ist zur Besinnung gekommen. Irina ist tot.
Die Jagd spitzte sich zu. Bündnisse brachen auseinander.
Er griff ins Handschuhfach und holte eine kleine gerahmte Fotografie heraus. Es war das Porträt eines Zulu-Kriegers mit weißen Federn an Armen und Waden. Er trug einen schwarzweißen Kopfschmuck, und in den Händen hielt er ein mannshohes Schild und eine Stichwaffe, die weder Schwert noch Dolch war. Sein Gesicht war hager und ernst, und seine Haut so pechschwarz wie das Makassaröl in seinem glänzenden Haar.
Der Professor legte das Bild neben sich auf den Sitz und
fuhr singend weiter. Wie immer, wenn er seinen Kopf freibekommen wollte. Nach zwanzig Minuten erreichte er den Flughafen. Bei den Sicherheitsleuten zeigte er kurz seinen Ausweis, dann lief er über den Personalgang zur Rückseite des Terminals.
Es waren nur noch wenige Minuten bis zu ihrer Ankunft.
Achtes Kapitel
Seine Reisepläne zu ändern, war eines. Einen Flughafen in einem fremden Land mit einem nassen, nach toter Beutelratte stinkenden Rucksack zu betreten, war dagegen eine ganz andere Geschichte.
»Willkommen in Südafrika!«, zirpte eine Stewardess.
»Danke!« In der Hoffung, der ihr anhaftende Geruch wäre nicht allzu aufdringlich, eilte Amy aus der Boing 767 und mitten ins Gewühl auf dem Internationalen Flughafen O. R. Tambo.
Noch am Tag zuvor hätte sie niemals gedacht, dass sie hier landen würden. Aber der Besuch in der Bibliothek hatte ihre Vermutung bestätigt.
»Ich hoffe, du liegst damit richtig«, brummte Nellie, die nach dieser unbequemen Nacht sichtlich schlecht gelaunt war.
»Wer hat hier gepupst?«, fragte Dan.
»Unsere Kleider«, antwortete Amy.
»Unsere Kleider haben gefurzt?«, erwiderte Dan.
»Diese beiden hier sind mir völlig unbekannt«, murmelte Nellie. »Nie im Leben gesehen …«
Dan rannte zu einem Schild, auf dem MAILEN & SURFEN stand. »Nellie, ich nehm mir mal deine MasterCard, ja?«
»Na klar, nenn mich einfach Bankomat Gomez!« Nellie fasste Amy am Arm. »Erklär mir noch mal, warum wir hier sind. Ich erinnere mich, dass du gute Gründe hattest, und ich weiß auch noch, dass ich zur Täuschung Flüge nach Peoria gebucht
habe. Aber das Ganze ist passiert, als ich kurz vorm Koma stand.«
Amy zog eine Kopie des Notenblatts aus der Tasche, das sie in der Bibliothek gefunden hatte: »Wir maschieren nach Pretoria. «
»Das ist ein ganz bekanntes Lied, das von Chören überall auf der Welt gesungen wird«, erklärte Amy. »Auch vom Gesangsverein in Harvard. Und genau das wollte uns Onkel Alistair mitteilen – eigentlich heißt es Pretoria . Das liegt in Südafrika. Irina kannte bestimmt nur das Original. Sie wollte, dass wir hierherkommen. «
Nellie beobachtete mit einem Auge, wie Dan eine dicht beschriebene Seite überflog. »Mach nicht zu lange, Freundchen. Ich bin kein Millionär. Erst recht nicht, wenn ihr mich Flugtickets allein zur Irreführung kaufen lasst. Außerdem wollte ich euch Handys besorgen.«
»Aahhh!«, schrie Dan und machte einen Satz nach hinten. »Nein, nein, nein, nein!«
Amy sprang beinahe an die Decke. Sie und Nellie stürzten alarmiert zum Computer.
»Was ist los?«, rief Amy. »Was ist passiert?«
Dan seufzte. »Ich hab eben im Forum nachgefragt. In Südafrika gibt es keinen Red Snapper. Saladin bringt mich um.«
Wenn es etwas Lästigeres gab, als auf eine Tiertransportkiste zu warten, dann war das, auf eine Tiertransportkiste zu warten, während einem die große Schwester
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