Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya
doch lachen. »Kannst du mir davon eins aufheben? Das passt gut in meine Sammlung!«
Broderick fand das gar nicht lustig. »Dann kannst du ja die Konferenzschaltung mit der Plattenfirma übernehmen.«
»Alles gut, Paps.« Jonah gähnte, als der Jet aufsetzte. »Du weißt doch, was jetzt ansteht. Ich führe einen glücklichen Fan zum Abendessen aus, wir stellen das Ganze auf YouTube und die Poster sind ganz schnell wieder vergessen.«
»Wir haben über 600 000 gedruckt«, erinnerte ihn sein Vater.
»Dann eben Abendessen und Film«, korrigierte sich Jonah.
»Oder noch besser, wir ziehen in Xian durch die Clubs und die von MTV Asien kriegen das exklusiv. Yo, das wird gigantisch! Und dann zeigen wir noch diesen Terrakotta-Typen, wo’s langgeht«, fügte er mit einem Zwinkern in Dans Richtung hinzu.
Von allen Managern, Journalisten und Bodyguards im Wizard-Gefolge, Jonahs eigenem Vater eingeschlossen, hatte der Star ausgerechnet Dan als Begleiter für die Mission um das Geheimnis der Terrakottaarmee auserwählt.
Nicht, dass sich Dan noch etwas aus der Jagd nach den Zeichen machte.
In Xian wartete am Flughafen eine echte Luxuslimousine auf sie, die sie in das Hotel Bell Tower brachte. Dort war für Jonah das gesamte Obergeschoss reserviert worden.
Jonas Vater telefonierte inzwischen mit dem Nachtklub des Hotels und reservierte den Top Act für ihre Hotel-Suite – als Unterhaltung zum Abendessen.
Dan sah auf die Uhr. Halb acht. »Wie lang haben die mit den Terrakottasoldaten denn offen?«
Jonah warf ihm sein Rock-Star-Grinsen zu. »Die haben vor zwei Stunden zugemacht. Wir können noch nicht hin, es ist noch nicht dunkel genug.«
Dan senkte die Stimme. »Verstehe. Wir müssen hin, wenn sonst niemand da ist.«
»Wir sind halt doch vom selben Schlag«, erwiderte Jonah. »Cahills haben dieselbe Denke, yo. Gibt mir ein gutes Gefühl, mit dir zusammenzuarbeiten. Wir sind ein cooles Team.«
Wenn jetzt Amy hier wäre, dachte Dan traurig, würde sie ihn einen dummen Trottel schimpfen und in eine Bibliothek gehen, um erst einmal 600 Bücher über die Terrakottasoldaten zu lesen.
Umgehend verdüsterte sich seine Stimmung. Und danach würde sie seine armen Eltern beschuldigen, sie hätten ihr grausames Schicksal verdient. Was war nur in sie gefahren, so etwas auch nur von Mama und Papa zu denken? Dan tastete nach dem Amulett aus der Bodhidharma-Höhle.
»Weißt du, Jonah«, sagte er, »es sind jetzt schon – äh – zwei Tage, vier Stunden und zweiundzwanzig Minuten …«
»… seit du deine Sis zuletzt gesehen hast«, beendete Jonah mitleidig den Satz.
»Nicht, dass ich die Minuten zählen würde«, fügte Dan rasch hinzu.
»Das ist bestimmt schwer«, stimmte der Star zu. »Ich muss dir sagen, Cous, mir ist echt schleierhaft, warum wir sie nicht gefunden haben. Mittlerweile habe ich fast das Gefühl, dass sie nicht gefunden werden will.«
Dan zuckte zusammen, als hätte man ihm eine Ohrfeige verpasst.
Ein Klopfen an der Tür ließ diesen schlimmen Gedanken wieder verblassen. Die Abendunterhaltung war eingetroffen.
Dan hatte wenig Appetit. Er saß am Tisch und stocherte mit seinen Essstäbchen auf seinem Teller herum, aß aber so gut wie nichts. Die niederschmetternde Vorstellung, dass Amy ihn abgeschrieben haben könnte, quälte ihn. War das möglich? Sie hatte ihn oft genug als Nervensäge bezeichnet. Aber dasselbe sagte er ja auch über sie und er hätte alles darum gegeben, seine Schwester wiederzufinden.
Sie wurden von chinesischen Akrobaten unterhalten, die eine unglaubliche Kletter- und Sprungnummer hinlegten. Das war, wie Jonah es ausdrückte, fett. Sogar Dan begann sein Elend zu vergessen, besonders beim großen Finale, einem Drachentanz, der auf dem Kopf stehend und an der Decke hängend vorgeführt wurde.
Jonahs Vater hatte einige örtliche Journalisten zu der Veranstaltung eingeladen, damit Jonah sicher sein konnte, dass er in der Presse von Xian gut wegkam – als hätte er irgendwo schon einmal negative Schlagzeilen gemacht.
Der Mann der Stunde plauderte, lachte und scherzte mit den Medienleuten, was das Zeug hielt. Niemand hätte auch nur ahnen können, dass er unmittelbar nach Ende der Veranstaltung die wichtigste archäologische Stätte Asiens ausrauben würde. Doch Dan fiel Jonahs glasiger Blick auf.
Komisch, ich dachte immer, das Leben eines Rockstars ist das reinste Paradies. Aber in Wahrheit hat er eine brutale Siebentagewoche und muss rund um die Uhr funktionieren. Für Jonah war das
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