Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya
Leute. Vielleicht ist dort Gottes Geschenk an den Hip-Hop. «
Amy nickte, sagte aber nichts. Die untergehende Sonne bedeutete für sie nur eines: Sie waren den ganzen Nachmittag auf der Mauer unterwegs gewesen, ohne auch nur eine Spur von Jonah zu finden – oder von Dan.
Sie eilten weiter auf der alten Befestigungsmauer, die in diesem Abschnitt mühsam bergauf führte. Nellie setzte Saladin auf den Boden und der Kater hüpfte glücklich neben ihnen her. Sie holten eine brasilianische Gruppe ein, die sich vor dem Turm versammelt hatte.
»Jo-Jo-?« Amy japste nach Luft.
»Jonah Wizard, haben Sie ihn gesehen?«, beendete Nellie ihre Frage und nahm Saladin wieder auf den Arm.
»Den Wiz?« Der Reiseführer strahlte. »Ist der etwa hier? Ich habe seine Gutenachtgeschichten Auch Gangsta müssen schlafen immer meinen Nichten in São Paulo vorgelesen.«
Nellie war empört. »Wo man auch hingeht, wen man auch trifft, überall dreht sich alles ständig nur um diesen Hip-Hop-Zwerg. «
»Aber wenn man in braucht«, fügte Amy hinzu und starrte enttäuscht zu Boden, »ist er nicht da.«
Nellie hörte die Hoffnungslosigkeit in der Stimme des Mädchens und fasste einen Entschluss. »Na gut«, sagte sie. »Wir sind müde. Wir sollten uns eingestehen, dass wir Dan heute nicht mehr finden. Wir müssen uns Gedanken machen, wo wir heute schlafen, damit wir morgen gut erholt weitersuchen können.«
Amy reckte das Kinn hervor. »Nein! Ich gehe hier nicht ohne meinen Bruder weg!«
»Sei vernünftig. Es wird schon dunkel. Unsere Chancen, Dan zu finden, steigen nicht, wenn wir uns selbst fertigmachen. Wir müssen uns erholen und etwas essen. Wir haben seit dem Frühstück nichts mehr zu uns genommen. Du weißt doch, wie unleidlich Saladin wird, wenn er Hunger hat.«
Saladin kommentierte das mit einem wehleidigen »Mrrp!«
Amy explodierte. »Dieser Kater frisst schon jetzt zu viel! Frischer Snapper, Garnelenklößchen – was bekommt er als Nächstes, Beluga-Kaviar? Wir haben keine Zeit für Pausen! Wer weiß, was Jonah in diesem Augenblick mit Dan anstellt? Wenn er meinem Bruder etwas antut, dann schwöre ich, werde ich ihm an die Gurgel gehen und ihn eigenhändig erwürgen! «
Erschrocken über ihren Ausbruch hielt sie inne. Schlimmer noch, sie merkte, dass sie jedes Wort ernst gemeint hatte. Kam etwa der Madrigal in ihr an die Oberfläche? Normale Leute ließen Wörter wie »erwürgen« beiläufig fallen, ohne sie wirklich zu meinen. Bei den Madrigals war das anders. Sie töteten wirklich.
»Überleg doch mal, was alles auf dem Spiel steht«, murmelte sie deutlich ruhiger. »Wir können doch nicht einfach alles stehen und liegen lassen, nur weil Saladin ein bisschen hungrig ist. Von seinem Speck könnte er einen ganzen Monat zehren. Das Letzte, was er braucht, ist schon wieder etwas zu fressen.«
Unweit der beiden packte ein Tourist ein Sardinensandwich aus. Mit einem Maunzen hechtete der Ägyptische Mau aus Nellies Armen. Doch anstatt auf das belegte Brötchen loszugehen, schoss Saladin daran vorbei, flog über die Mauerbrüstung und verschwand in der Tiefe.
Amy und Nellie stießen einen entsetzten Schrei aus.
Sie rannten zur Brüstung und blickten ängstlich hinunter. Sie fürchteten sich davor, was sie dort zu sehen bekämen.
Zehn Meter unter ihnen, wo einst einfallende Armeen zurückgeschlagen und dahingemeuchelt worden waren, stand Grace Cahills geliebtes Haustier mit gesträubtem Fell und hoch erhobenem Schwanz. Das wütende »Mrrp!«, das er ausstieß, war der schlimmste Tadel, den die beiden je erhalten hatten.
»Na ja«, räumte Amy mit bebender Stimme vorsichtig ein, »vielleicht sollten wir ihm doch etwas zu essen und uns für die Nacht ein Zimmer besorgen.
Sechzehntes Kapitel
Obwohl die Stadt Xian erheblich kleiner war als Peking, konnte Dan durch das Fenster der G5 kaum einen Unterschied feststellen. Zwar gab es keine Hochhäuser wie in Chinas Hauptstadt, doch die Bebauung schien sich endlos hinzuziehen, und jeder Zentimeter des Straßennetzes war durch rote Bremslichter verstopft. Berufsverkehr.
Und Luftverschmutzung, dachte er, als das Flugzeug durch eine Schicht dicken bräunlichen Dunstes sank.
»Oh nein …« Sie waren noch nicht einmal gelandet, da war Jonahs Vater schon in sein Blackberry vertieft. »Weißt du noch, diese Poster ›Immer hip mit der Generation Wiz‹? Stell dir mal vor, was die im Chinesischen daraus gemacht haben: ›Jonah Wizard macht unsere Vorfahren fett.‹«
Nun musste Dan
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