Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Titel: Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Sue Park
Vom Netzwerk:
Mal zu dem Horn empor. Dann ergriff er den Pfahl, schlang seine Beine um ihn und begann, langsam nach oben zu klettern. Die Rillen in dem gedrehten Pfahl bohrten sich in seine sonnenverbrannten Beine und er zuckte immer wieder vor Schmerz zusammen.
    Nachdem er sich etwa 20 Zentimeter hochgearbeitet hatte, ließ er plötzlich los und plumpste zurück auf den Boden.
    »Na schön«, sagte er und dehnte Finger und Hände. Es tat unendlich weh, so fest zuzupacken. »Jetzt hab ich schon mal ein Gefühl dafür.« Er sah noch einmal zur Spitze des Masts – das Horn schien auf einmal viel weiter oben zu sein. »Ist schwieriger, als ich dachte.«
    »Soll ich lieber?«, bot sich Nellie an.
    »Nein, danke, ich versuch’s noch mal«, erwiderte er fast beleidigt.
    »Wenn wir dich ein Stück hochheben würden, wäre es nicht mehr ganz so weit«, schlug Amy vor.
    Mit einiger Hampelei, etwas Gestöhne und mehr als einem »Au!« gelang es ihnen, Dan so hoch zu hieven, dass er schließlich mit einem Fuß auf Nellies und mit dem anderen auf Amys Schulter stand.
    »Schon viel besser«, murmelte er. Auf diese Weise hatte er schon fast den halben Mast erklommen. Vorsichtig nahm er den rechten Fuß von Amys Schulter und schlang ihn um den Pfahl.
    »Jetzt geht’s los«, verkündete er und nahm den linken Fuß von Nellies Schulter.
    Hände-Füße-Hände-Füße … Hamilton hatte ihm geraten, einen steten Rhythmus beizubehalten. Nicht lange und seine Hände sehnten sich nach der kleinen Ruhepause, in der er den Mast kurz losließ, um höher zu greifen. Scheinbar in Rekordzeit war er oben.
    »Geschafft!«, rief er den Mädchen zu.
    Erster Fehler. Er war viel höher als erwartet! Und er befand sich nicht in einem Flugzeug oder oben auf einem Gebäude – allein seine Muskelkraft hielt ihn hier oben.
    Dan schluckte. Also gut, nicht noch mal runtergucken , schwor er sich.
    »Sieh nach, was in dem Horn ist!«, rief Amy ihm zu. »Kannst du irgendwas erkennen?«
    Jetzt wurde die Sache kompliziert. Er war zwar genau neben dem Horn, aber es war so tief, dass er nur den äußeren Rand überblicken konnte. Das Innere jedoch blieb ihm verborgen.
    »Ich kann da nicht reingucken«, rief er. »Ich muss reingreifen.«
    Er hielt sich mit der linken Hand fest und streckte die rechte Hand aus. Er spürte nichts als die glatte Innenfläche des Horns.
    Er fasste noch einmal nach und langte tiefer hinein. Dann spürte er etwas, es kitzelte, nein es krabbelte …
    »Iiiieee!«, schrie er.
    Panisch riss er die Hand aus der Öffnung und schüttelte ab, was er soeben berührt hatte.
    Bevor sie es überhaupt fallen sah, wusste Amy, was es war. Sie wusste es, weil es ihr persönlich schlimmster Albtraum war. Sie würde es immer und überall sofort erkennen.
    Haie waren schrecklich. Giftschlangen waren schrecklich. Große Spinnen waren schrecklich. Aber dieses spezielle Getier war mehr als nur schrecklich. Es war nicht nur Furcht einflößend, sondern schon beängstigend böse …
    Amy wusste, dass dieser Gedanke idiotisch war. Tiere konnten gar nicht böse sind. Sie sind, was sie sind, und vielleicht sollte sie dieses Tier sogar bewundern. Es existierte immerhin schon Millionen Jahre und hatte überlebt, wo andere Arten sich nicht anpassen konnten. Aber sie konnte nichts dagegen tun. Ihre Angst steckte so tief, dass sie quasi Teil ihrer DNA war.
    Sie konnte kaum mehr erkennen als seine Farbe und Form – dunkel und klein –, während es vom Himmel fiel. Sein Name explodierte in ihrem Kopf.
    Ein Skorpion !
    Amy sah fassungslos zu, wie der Skorpion direkt auf Nellies Kopf fiel, abprallte und schließlich auf ihrem Rücken, genau unter der Schulter, landete.
    »Nellie«, flüsterte sie.
    Es war noch nicht einmal ein Flüstern – sie hatte kaum ihre Lippen bewegt.
    Amy überkam Angst. Jene Art von Angst, die sie erstarren ließ – unfähig, sich zu bewegen oder zu sprechen.
    Nein! schrie sie sich innerlich selbst an. Du darfst nicht einfach nur rumstehen! Tu etwas! Irgendetwas!
    Sie ballte die Fäuste. Nur einmal, aber das schien schon zu helfen. Sie spürte förmlich, wie das Blut in ihre Hände und Arme zurückkehrte.
    »Nellie«, sagte sie. »Nicht bewegen.«
    Amy bückte sich und griff nach dem T-Shirt, das Dan auf den Boden geworfen hatte. Dann schlich sie sich an Nellie heran.
    Sie konnte den Skorpion jetzt deutlich erkennen. Er war nur einige Zentimeter lang, sah aber trotzdem wirklich gefährlich aus, mit seinem über dem Rücken gebogenen Schwanz und den

Weitere Kostenlose Bücher