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Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Titel: Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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die Zeichenjagd sie zu Schwertkämpfern und Kung-Fu-Experten führte.
    »Schon gut, ich glaub dir ja.« Er wollte schon »Wie es dir gefällt« sagen, verkniff es sich aber, weil er befürchtete, auch diese Wendung könnte sich Shakespeare ausgedacht haben. »Wir wissen also, dass unser nächster Hinweis mit Shakespeare zu tun hat, aber was heißt das denn konkret? Was sollen wir machen?«
    In diesem Moment klingelte das Zimmertelefon.
    Alle drei zuckten zusammen. Nellie nahm den Hörer ab. Sie hörte eine Weile hin, dann legte sie die Hand auf das Sprechteil.
    »Da ist der Empfang dran«, erklärte sie. »Die möchten wissen, ob sie uns Karten für irgendwelche Veranstaltungen besorgen sollen.« Sie hob vielsagend die Augenbrauen. »Für einen Theaterabend zum Beispiel.«
    Amy strahlte.
    »Oh, nein!«, stöhnte Dan. »Bitte nicht!«
    »Was wird denn im Globe gespielt?«, erkundigte sich Amy eifrig.
    »Ich gehe in kein Shakespeare-Stück!«, protestierte Dan.
    Nellie ignorierte ihn.
    »Ja, dann hätte ich gern drei Karten …«, sagte sie in den Hörer. Sie schloss die Bestellung ab und legte auf. Sie hatte einen ganz verzückten Gesichtsausdruck.
    »Sie spielen Romeo und Julia «, erzählte sie Amy. » Romeo und Julia , in London, wo es geschrieben wurde, gespielt im Globe, wie zu Shakespeares Zeiten …«
    Amy blickte nun genauso ehrfürchtig drein wie Nellie.
    »Unglaublich«, flüsterte sie.
    »Folter«, murmelte Dan. »Eine extrem grausame Sonderstrafe. Schlimmer als die giftigen Schlangen und Spinnen in Australien. Schlimmer als in China beinahe zerhackt zu werden. Das ist das Schlimmste, was wir je machen mussten!«
    Aber ihm hörte niemand zu.
    Jedenfalls dachte er das.

Viertes Kapitel
    Ian Kabra lief auf Zehenspitzen über den kalten Marmorboden. Er war beinahe mit jedem ernstzunehmenden Spion der vergangenen 500 Jahre verwandt. Zudem war er praktisch seit Geburt in allen Tricks und Finessen unterwiesen worden. Doch dass er ausgerechnet hier, in seinem eigenen Haus, seine Fähigkeiten anwenden musste, hätte er nie gedacht.
    Irgendwo hoch über ihm – im zweiten Stock des Kabra-Anwesens, oder vielleicht auch im dritten – knarrte eine Diele. Ian erstarrte.
    Es ist ein altes Haus , sagte er sich. Das macht andauernd solche Geräusche, oder etwa nicht?
    Normalerweise hätte Ian das Knarren gar nicht beachtet. Aber normalerweise brach er auch nicht in den Gebäudeflügel ein, der ihm und Natalie stets versperrt gewesen war. In jenem Teil des Hauses wurden die Familiengeheimnisse der Kabras aufbewahrt.
    Ian achtete mit scharfen Augen auf verräterische Anzeichen dafür, dass sich jemand näherte. Im Kopf legte er sich schon Entschuldigungen zurecht: Aber nein, Mum, Dad, wie könnt ihr nur annehmen, dass ich nachts aufstehe, um etwas Hinterhältiges zu tun? Ich schnüffle doch gar nicht herum, nein. Ich hole mir nur ein Glas Wasser, das ist alles. Ich hatte Durst, und ich dachte, das Wasser von hier unten schmeckt besser als das neben meinem Schlafzimmer. Habt ihr nicht immer gesagt, ich verdiene nur das Beste? Was habt ihr denn gedacht, warum ich hier bin? Weil ich euch nicht mehr vertraue?
    Es kam aber kein Licht. Keine wütende Mutter, kein schimpfender Vater und auch kein neugieriger Bediensteter lauerte ihm auf. Er atmete tief und geräuschlos ein und schlich weiter. Obgleich er ganz vorsichtige Schritte machte, hörte er, wie seine Socken mit einem leisen tssk-tssk über den Boden strichen.
    Was wird wohl passieren, wenn sie mich erwischen? Ist es das Risiko wert?
    »Ich will einfach nur die Wahrheit wissen«, flüsterte Ian so verzweifelt, dass seine Lippen die Worte tatsächlich formten und seine Stimmbänder kleine Lautfetzen von sich gaben. Er zuckte erneut zusammen, aber auch diesmal geschah nichts.
    Die Wahrheit …
    Ian hatte lernen müssen, dass die Wahrheit ein äußerst dehnbarer Begriff war. Seine Mutter konnte eine andere Frau allerliebst anlächeln und flöten: »Oh, Ihr Kleid steht Ihnen ja fantastisch. Woher haben sie es?« Und anschließend würde sie stundenlang darüber herziehen, wie so eine grauenhafte, unförmige alte Schabracke sich denn ein derart widerliches Outfit zulegen könne. Außerdem hatte Ian beide Eltern verschiedene Male mit Geschäftspartnern telefonieren hören, denen sie glaubhaft versichert hatten: »Aber natürlich liegen Ihre Interessen uns am Herzen …« Und nach dem Auflegen hatten sie dann einem Mitarbeiter befohlen: »Schließen sie diese Fabrik. Es hat keinen

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