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Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Titel: Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Zweck.« Oder auch: »Verkaufen Sie sämtliche Aktien dieser Firma.«
    Aber so behandeln sie nun mal Verlierer. Außenseiter. Menschen, die keine Lucians sind.
    Er erinnerte sich, wie seine Mutter mit Irina Spasky umgesprungen war, die ihr fast bis zum Ende treu gewesen war.
    Sie war keine Kabra. Mum und Dad haben einen Verhaltenskodex: Die Kabras sind die einzig Wichtigen. Das ist ihre Denkweise. Ja, sie sind gegenüber anderen hart und erbarmungslos, aber im Grunde tun sie es für die Familie. Für Natalie und mich.
    Hatte seine Mutter ihn darum heute geschlagen? Schien es ihr deshalb gleichgültig zu sein, ob Ian oder Natalie lebten oder starben, solange sie nur die Zeichenjagd gewann? Musste Natalie aus diesem Grund schon seit Wochen ständig mit den Tränen kämpfen? Ian hatte seine kleine Schwester immer ein bisschen nervig gefunden, doch in letzter Zeit tat sie ihm wirklich leid. Sie versuchte so sehr, ihrer Mutter alles recht zu machen, aber die war einfach nicht mehr zufriedenzustellen.
    Was ist geschehen? , fragte sich Ian. Was ist anders? Liegt es wirklich nur daran, dass wir … verlieren?
    Ian griff nach dem Türknauf. Er zwang seine Hände, ruhi g zu bleiben, holte einen altmodischen Dietrich aus seiner seidenen Schlafanzughose und steckte ihn ins Schloss. Seine Eltern hatten ihm eine Spezialausbildung im Schlösserknacken verordnet, damit Ian ihnen im Notfall Informationen von Geschäftsrivalen, Familienfeinden oder internationalen Spionen beschaffen konnte. Er hätte nie gedacht, dass er eines Tages nicht mehr wissen würde, wer eigentlich Feind und wer Freund war.
    Ich will es herausfinden , dachte Ian wild entschlossen.
    Genau da klackte das Schloss. Eine Drehung des Handgelenks und die Tür sprang auf.
    Ian warf noch einen kurzen Blick über die Schulter, dann betrat er den geheimen Teil des Hauses und zog die Tür hinter sich zu.
    Jonah Wizard winkte ein letztes Mal seinen Fans zu, die sich um seine Limousine scharten, und verschwand dann im Inneren des Wagens. Sein Fahrer schloss die Tür und schob Dutzende kreischender Mädchen aus dem Weg, um ans Steuer zu gelangen.
    »Du bist ja so heiß, Jonah!«, schrie eines der Mädchen und drückte einen Kuss auf das Wagenfenster, als die Limousine schon anfuhr. Ihr Lippenstift blieb am Glas kleben.
    Jonah starrte auf den Lippenstiftfleck. Er hatte seinen Vater gebeten, das Konzert in London kurzfristig ins Programm zu nehmen. In den vergangenen drei Stunden hatte er sich die Seele aus dem Leib gesungen und getanzt. Er hatte sogar noch eine Überraschungszugabe gegeben. Die Menge, der Jubel, die Begeisterung – das war seine Belohnung. Genau das, was er im Moment brauchte: den Beweis, dass seine Fans ihn liebten. Den Beweis, dass er diese Liebe verdiente.
    Warum dachte er dann also, dass dieser Lippenstiftfleck wie Blut aussah?
    Wegen der Zeichenjagd , sagte sich Jonah. Wenn meine Fans wüssten, was ich beinahe getan hätte … wenn sie wüssten, was meine Mutter von mir verlangt … wenn ich es getan hätte …
    Jonah konnte seit der Sache in China nur noch in Satzfetzen denken. Er konnte keinen vollständigen Gedanken fassen, weil er dann eine unmögliche Entscheidung treffen müsste. Eine Entscheidung, mit der Jonah für den Rest seines Lebens würde auskommen müssen.
    »Toller Auftritt,« sagte Jonahs Vater Broderick, der ihm gegenübersaß. Dabei rechnete er etwas auf seinem allgegenwärtigen Blackberry aus. »90 000 Menschen bei 57 Pfund pro Kopf, minus Unkosten, das ist ein Gewinn von …«
    Jonah schob das Blackberry beiseite, ja, schlug es seinem Vater beinahe aus der Hand.
    »Immer nur Geld«, sagte Jonah und ihm versagte beinahe die Stimme. Er zwang sich, möglichst normal zu klingen. »Kannst du eigentlich auch an was anderes denken als an Benjamins?«
    »In diesem Fall eher Elizabeths«, erwiderte Broderick.
    Jonah sah ihn verständnislos an.
    »Queen Elizabeth?«, sagte Broderick. »Auf dem britischen Pfund ist Königin Elizabeth, nicht unser Benjamin Franklin zu sehen.«
    »Oh«, machte Jonah. »Ach ja. Aber …«
    Wieder brachte er nur unvollständige Sätze heraus.
    Was würde Dad tun? Wie viel weiß er überhaupt von der Sache? , fragte sich Jonah. Was will er von mir? Nur Geld? Oder …
    Jonah hielt es nicht aus, den Gedanken zu Ende zu führen.
    Ihm war immer alles zugefallen. Das erste Mal, als er ein Musikinstrument in die Hand genommen hatte – eine Kindergitarre – hatte er Twinkle, Twinkle, Little Star rein vom Gehör spielen

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