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Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Titel: Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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auf dem Rasen. Vor der Zeichenjagd hätte Hamilton diese Auszeit zusammen mit seinem Vater sehr genossen. Aber heute nagte etwas an ihm.
    Diese Zeichenjagd … ja, sicher, ich will gewinnen, genau wie Dad. Aber so wie wir es bis jetzt versucht haben …
    Seit Südafrika sah Hamilton jedes Mal wenn er die Augen schloss, dasselbe Bild vor sich: Ein Mann mit Hut – Alistair Oh. Schweißgebadet. Und zwar deshalb, weil Hamiltons Vater drohte, ihn umzubringen.
    M anchmal stellte Hamilton sich dann vor, wie er dazwischen ging und rief: »Dad, nein! Du darfst Alistair nicht töten!«
    Und manchmal sah er Alistair sterben.
    In Südafrika hatte Hamilton heimlich eingegriffen, ohne dass sein Vater es wusste. Hamilton hatte Alistair zusammen mit Dan Cahill das Leben gerettet.
    Ich musste es tun! , dachte Hamilton. Es war die einzige Möglichkeit! Deshalb habe ich doch meine Familie nicht hintergangen? Reagan und Mum wollten auch nicht, dass Alistair stirbt!
    Es war aber nicht das einzige Mal gewesen, dass Hamilton einen Alleingang unternommen hatte. Sein Vater wusste nicht, wie oft er sich schon mit Dan und Amy zusammengetan und versucht hatte, den beiden zu helfen – anstatt seinen Holts.
    Bin ich ein Verräter? , fragte sich Hamilton. Oder tue ich nur einfach das Richtige?
    Vor der Zeichenjagd hatte er klar zwischen richtig und falsch unterscheiden können. Richtig war, das zu tun, was sein Vater ihm sagte. Falsch war alles andere. Nachgrübeln musste man nur über Strategien beim Football, nicht über moralische Handlungsweisen.
    Was aber … wenn Hamiltons Vater in Bezug auf die Zeichenjagd von Anfang an … falsch gelegen hatte?
    Hamilton sah zu seinem Vater.
    »Dad … denkst du manchmal …«
    »Nö«, unterbrach ihn Eisenhower. »Ich versuche das zu vermeiden. Schadet dem Muskelwachstum.« Er lachte über seinen eigenen Witz.
    »Jetzt mal im Ernst, ich …«, versuchte es Hamilton erneut.
    »Im Ernst?« Eisenhower senkte die Stimme. Er blickte um sich, als wollte er sicherstellen, dass niemand mithörte. »Ich sag dir jetzt mal was, das ich noch keinem erzählt habe: Ich bin nicht so gut im Denken. Niemals gewesen. Aber ich möchte, dass du und die Mädchen es besser habt. Darum ist es auch so wichtig, dass wir die Zeichenjagd gewinnen.«
    Hamilton schluckte. Wie sollte er jetzt noch über die Lippen bringen, was er sagen wollte?
    Da unterbrach Eisenhowers Handy die Unterhaltung.
    Er hielt das Telefon ans Ohr. »Ja, Zuckerschneckchen?«, meldete er sich.
    Einige umstehende Leute drehten sich kichernd zu ihnen um. Aber Hamilton wehrte sie mit wütenden Blicken ab. Seine Eltern durften sich so viel kitschige Kosenamen geben, wie sie wollten. Das ging niemanden etwas an. Niemanden.
    Die Leute wandten sich rasch ab.
    »Echt mal?«, rief Eisenhower ins Handy. Dann brach er in Jubelgeschrei aus. Er legte die Hand übers Sprechteil und informierte Hamilton: »Hab ich’s dir nicht gesagt? Die Holts sind wieder im Spiel! Deine Mutter und die Mädchen haben eine Spur entdeckt!«
    Er vollführte einen spontanen Siegestanz.
    Hamiltons Mutter hatte offensichtlich noch mehr zu berichten.
    »Ja, ja, du hast also einen Anruf bekommen und dann …«, antwortete Eisenhower.
    Beinahe ließ er das Telefon fallen.
    »Was? Wohin müssen wir?«
    Ian Kabra saß inmitten von Aktenordnern. Er hatte eigentlich gehofft, die Informationen wären alle im Computer gespeichert. Dann hätte er nur das Passwort knacken und alles downloaden müssen und es in Ruhe in seinem Zimmer ansehen können. Er hatte ganz vergessen, wie paranoid seine Eltern in Bezug auf Computerhacker waren. Dass er sich nun durch Papierkram arbeiten musste, steigerte natürlich das Risiko, dass man ihn entdeckte.
    Ian seufzte und nahm sich den nächsten Ordner vor. Autorisierte Massaker, genehmigte Betrugsfälle … Tausende und Abertausende Personen, gemeuchelt von Generation um Generation von Kabras.
    Ian nahm an, dass die meisten Menschen, die diese Unterlagen zu lesen bekämen, entsetzt sein würden. Er vermutete außerdem, dass, wann auch immer seine Eltern vorhatten ihm die Akten zu zeigen – vielleicht wenn er 18 war? –, sie erwarten würden, dass er stolz wäre. Die Papiere um ihn herum erzählten überwältigende Geschichten von Macht. Unbeschränkter, reiner Macht, über Jahrhunderte meisterhaft ausgeübt.
    Aber Ian empfand weder Entsetzen noch Ehrfurcht. Er war einfach … nicht überrascht. Er hatte schon immer gewusst, dass seine Familie sowohl mächtig als auch

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