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Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Titel: Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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und Mary-Todd Holt hatten alle irgendwann die Feuerwehr gerufen und Eisenhower hatte sogar den Gartenschlauch des Nachbarn gepackt und auf die Flammen gehalten.
    Um jeglichen Beweis für eine Kabra-Beteiligung an dem Unglück zu tilgen, wurde schließlich ein Vertuschungsmanöver eingeleitet.
    »Sie fühlten sich schuldig«, flüsterte Ian. »Warum sollten sie sonst so in die Defensive gehen?«
    Aber es war kein wirklicher Trost. Nur ein Strohhalm, um den Glauben zu bewahren, seine Eltern wären doch nicht ganz so böse.
    Ian blätterte die vorletzte Seite der Akte um und stellte überrascht fest, dass diese nichts mit dem Tod von Hope Cahill und Arthur Trent zu tun hatte. Stattdessen handelte es sich um einen Bericht, der von seiner Mutter zum Tod von Irina Spasky verfasst worden war.
    »Sie hat uns hintergangen«, berichtete seine Mutter. »Sie hat einen direkten Befehl von mir missachtet und Alistair, Amy und Dan gerettet, obwohl deren Eliminierung vorgesehen war …«
    Eliminierung . Vor ein paar Wochen hatte seine Mutter also versucht, Alistair, Amy und Dan kaltblütig zu ermorden. Nicht aus Versehen, nicht als Kollateralschaden, sondern in voller Absicht. Ian überflog das gesamte Dokument. Der Anschlag sollte nicht einmal als Drohung dienen, um ihr eigentliches Ziel durchzusetzen. Der Mord allein war das Ziel gewesen, sorgfältig geplant.
    Und Irina war anstelle der anderen gestorben.
    »Als ich sah, was Irina tat, hätte ich zurückkehren und ihr helfen können«, hatte Isabel geschrieben. »Aber es war die Mühe nicht wert.«
    Wie konnte man einen Menschen nur so kaltblütig dem Tod überlassen?
    Nicht dass Ian irgendeine große emotionale Bindung zu Irina Spasky gehabt hätte. Sie hatte ein wenig zu oft angedroht, ihre giftigen Fingernägel einzusetzen, als dass sie jemandem ans Herz hätte wachsen können. Aber vor Jahren, als Ian noch klein gewesen war, hatte sie ihn einmal recht sehnsüchtig gebeten: »Könntest du mich nicht Tante Irina nennen? Du bist jetzt genauso alt wie ein kleiner Junge, den ich mal kannte …«
    Sie hatte sofort die Hände über den Mund gelegt, als bereute sie, was sie gesagt hatte. Und Ian hatte sie natürlich nie Tante genannt, sondern, auf Wunsch seiner Eltern, sie wie eine Bedienstete behandelt. Aber sie hatte seiner Familie jahrelang treu gedient. Selbst Irina Spasky verdiente es nicht, dass man sie sterben ließ, weil »es der Mühe nicht wert« war.
    Stirnrunzelnd blätterte Ian immer wieder zwischen den Dokumenten, welche die drei Morde beschrieben, hin und her. Etwas war anders. Der leise Anflug des Bedauerns, der in den früheren Dokumenten zu spüren war, fehlte in Bezug auf Irina Spasky gänzlich. Anscheinend war seine Mutter nicht einmal mehr fähig, Reue zu empfinden. Keine Reue, keine Schuldgefühle, keine Zweifel oder Loyalität gegenüber irgendjemandem außer ihr selbst.
    Warum nicht? , fragte sich Ian.
    Ein Rütteln war plötzlich zu hören und Ian erstarrte vor Schreck. Rasch löschte er das kleine Leselicht, das er benutzt hatte. In der plötzlichen Dunkelheit fühlte er sich blind. Er wusste nicht, ob er aufspringen und sich verstecken sollte oder ob es klüger wäre, sich nicht zu bewegen und so still wie möglich zu verharren.
    Das ist nur irgendein Geräusch aus dem Familienzoo , sagte er sich. Vielleicht dieser verfluchte Affe, den Mum heute unbedingt einsetzen wollte.
    Wieder ertönte das Rütteln, und Ian konnte nicht länger so tun, als käme es nicht vom Türknauf. Bevor er sich rühren konnte, sprang die Tür auf und der Strahl einer Taschenlampe traf ihn mitten ins Gesicht.
    Jemand schnappte nach Luft. Ian wusste, wer solche Geräusche von sich gab.
    » Natalie? «, sagte Ian verdutzt.
    »Ian?«, flüsterte seine Schwester. Sie ließ die Taschenlampe fallen und ihr Lichtkegel kreiste durch den Raum.
    Ian nahm die Lampe schnell in die Hand und richtete sie senkrecht auf den Boden, damit nur ein kleiner Fleck beleuchtet wurde.
    »Pass auf, das Licht darf nicht durchs Fenster dringen!«, mahnte er.
    Natalie schluckte. »Was machst du hier, Ian?«, fragte sie kleinlaut.
    Ian dachte schnell nach. »Mum und Dad haben mich beauftragt, ihnen Akten zu holen. Sie haben mich eingeweiht. Weil ich älter bin als du.«
    »Du lügst«, erwiderte Natalie fast lässig. »Wenn unsere Eltern tatsächlich alles wissen, warum hast du dann solche Angst, dass man das Licht sieht?«
    Natalie hatte natürlich denselben Unterricht in Logik und Analyse bekommen wie er. Ian

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