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Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Titel: Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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wartete darauf, dass sie sagte: »Ich zuerst!«, und dann würde er sagen: »Nein, ich zuerst!«, und sich überlegen, wie er sie dazu bringen konnte, ihn nicht zu verraten.
    Aber Natalie sagte nichts. Sie schniefte nur.
    Seltsam, aber eben dieses kurze Schniefen bekräftigte ihn in seinem Entschluss, Natalie niemals herausfinden zu lassen, was er eben über ihre Eltern erfahren hatte. Er wollte nicht, dass sie las, wie Irina Spasky ums Leben gekommen war.
    »Geh wieder ins Bett«, sagte Ian. »Hier ist nichts.«
    »Hier sind Geheimnisse«, beharrte Natalie. »Erklärungen.«
    Sie sah zu ihrem Bruder auf.
    »Du vertraust ihnen auch nicht, oder?«, sagte sie. »Deswegen sind wir beide hier.«
    Ian seufzte. Manchmal war Natalie einfach schlauer, als gut für sie war.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen. Denk einfach an die nächste Designertasche, die Mum dir kaufen wird.«
    »Nein«, entgegnete Natalie. »Ich muss es wissen. Was ist mit ihr passiert? Warum ist sie so gemein? Die ganze Zeit, selbst zu uns?«
    Ian hob hilflos die Schultern. Er hielt den Strahl der Taschenlampe nach unten und trat ein Stück zurück, damit Natalie die auf dem Boden verteilten Dokumente nicht sah. Doch dabei stieß er versehentlich gegen einen Tisch und geriet aus dem Gleichgewicht. Er wollte sich an der Tischkante festhalten, aber seine Hände bekamen etwas anders zu fassen. Ein … Reagenzglas?
    Ian wirbelte herum und hielt den Gegenstand ins Licht.

    Er hatte dieses Reagenzglas mit den seltsam geschriebenen Wörtern darauf schon einmal gesehen. Ian wusste, dass die Wörter inzwischen nicht mehr von Bedeutung waren. Sie waren in Anagramme gefasste Anweisungen, die Amy Cahill schon vor Wochen in Paris ausgeführt hatte. Sie hatte ihr Leben riskiert, um den Anweisungen zu folgen, bis kurz danach Ian hereingeplatzt war und ihr das Reagenzglas entrissen hatte.
    » Hier haben Mum und Dad also das Lucian-Serum versteckt«, sagte Natalie, die ihrem Bruder über die Schulter schaute. »Ich hätte ja gedacht, sie würden einen sichereren Ort wählen.«
    Ian schüttelte das Reagenzglas, in dem sich eine der wertvollsten Flüssigkeiten auf Erden befand. Vielleicht sogar die wertvollste Flüssigkeit überhaupt. Denn das Janus-Serum war verloren und niemand wusste, was mit dem Tomas-Serum, dem Ekaterina-Serum oder dem ursprünglichen Hauptserum geschehen war, das Gideon Cahill vor mehr als 500 Jahren entwickelt hatte. Ian war ziemlich sicher, dass das Hauptserum der große Preis der Zeichenjagd sein würde . Er erinnerte sich noch, wie stolz er damals in Paris gewesen war, wenigstens das Lucian-Serum an sich gebracht zu haben.
    Wie dumm von ihm.
    »Was mit dem Reagenzglas geschieht, ist völlig egal«, sagte er seiner Schwester. Er drehte es auf den Kopf. »Siehst du? Es ist leer.«
    Natalie sah ihn besorgt an.
    »Dann haben sie es getrunken«, flüsterte sie. »Nur Mum? Oder Mum und Dad, was glaubst du?«
    »Vollkommen gleichgültig«, erwiderte Ian barsch. »Jedenfalls haben sie uns nichts übrig gelassen.«
    »Wie unfair«, sagte Natalie mit ihrer üblichen weinerlichen Stimme. Aber dieses Mal galt ihr Bedauern Ian. »Du hast das Serum gefunden. Sie hätten es wenigstens mit dir teilen können.«
    »Wir sind nur ihre Dienstboten«, sagte Ian. »Untergebene. Genau wie … Irina.«

Fünftes Kapitel
    Dan kam sich hintergangen vor.
    Nellie und Amy hatten ihn überredet, sich Romeo und Julia anzuschauen, weil das Globe der ideale Ort sei, um nach einem Hinweis zu suchen.
    »Es geht um verfeindete Familien«, hatte Nellie erklärt. »Klingelt’s da nicht bei dir?«
    Außerdem hatten die beiden ihm versprochen, das Stück sei wirklich spannend.
    »Zu Shakespeares Zeiten war Theater nicht nur für höhere Schichten oder belesene Leute«, hatte Amy ihm nach ihrer Internetrecherche erzählt. »Es sollte das gewöhnliche Volk ansprechen, ähnlich wie eine andere, sehr populäre elisabethanische Unterhaltungsform: der Bärenkampf.«
    »Was ist das denn?«
    Amy hatte ihre Hände auf Saladins Ohren gelegt und erst dann Dan geantwortet.
    »Ach, eine fürchterliche Sache. Sie haben einen Bär an die Kette gelegt und ein paar andere Tiere, meist Hunde, auf ihn gehetzt. Dann haben sie zugeschaut, ob der Bär die Hunde oder die Hunde den Bär töten.«
    »Hört sich an wie Survivor «, hatte Nellie kommentiert und mit grimmiger Miene hinzugefügt: »Oder diese Zeichenjagd.«
    »Jedenfalls kommen in Romeo und Julia Schwertkämpfe vor«, war ihm von Amy versichert

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