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Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Titel: Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Beispiel Sonett Nummer 18: ›Ver gleich ich dich mit ei nem Som mer tag ?‹ Seht ihr? Fünf betonte Silben, jeweils nach einer unbetonten. Jambischer Fünfheber.«
    »Hab ich mir’s doch gedacht!«, rief Nellie überschwänglich.
    Jetzt trug sie aber wirklich dick auf. Das klang ja, als sei dieser jambische Fünfer etwas total Aufregendes.
    Die Museumswärterin sah zu Dan. Der duckte sich schnell hinter Amy.
    Nellie hielt das zusammengeklebte Papier in der Hand.
    »Äh, na ja, eine Freundin von mir versucht, ein Sonett über Shakespeare im selben Stil zu schreiben«, erklärte sie und zeigte der Frau den Zettel. Sie hatte ihn so gefaltet, dass man nur das letzte Stück sehen konnte. »Diese letzte Zeile funktioniert nicht ganz, oder?«
    » Dort singen wir für diesen Bard’, der hier gebor’n ward ?, las die Frau laut vor.
    He! , dachte Dan. Sie hat das ›e‹ am Ende auch verschluckt!
    Während die Museumsangestellte sich über das Papier beugte, griff Dan schon in die Wiege. Amy riss ihn zurück, gerade als die Frau sich wieder aufrichtete.
    Gib mir Deckung! , wollte Dan schreien. Aber vielleicht spielte es gar keine Rolle. Vielleicht sollte er sich die Puppe einfach schnappen und schnell wegrennen.
    Dan wartete, bis sich die Frau wieder dem Sonett widmete.
    »Bist du sicher, dass das von einer Freundin stammt?«, fragte sie misstrauisch. »Nicht von dir?«
    »Aber ja«, entgegnete Nellie. »Ich würde das so nicht schreiben.«
    Ihre Hand schoss hervor und sie packte Dan am Arm.
    Jetzt war Dan komplett verwirrt. Wie sollte er mit dem kleinen William davonrennen, wenn Nellie sich an ihm festkrallte? Was hatte sie vor?
    »Die Zeile ist gar nicht so schlecht«, bemerkte die Frau. »Nicht so schlecht, dass man sie verwerfen müsste. Aber gibt es kein anderes Wort, das am Ende stehen könnte? Sonst wirkt das Ganze etwas ungelenk.«
    Endlich verstand Dan.
    Das, worüber die anderen sprachen, spielte eben doch eine Rolle. Dieses ganze Gerede über Silben und Hebungen bedeutete, dass Amy das falsche Wort eingesetzt hatte. Die Puppe war nicht mehr wichtig. Sie mussten den nächsten Hinweis nicht an Shakespeares Geburtsort suchen. Sie mussten dort suchen, wo er …
    Die Museumsangestellte betrachtete immer noch den Zettel.
    »Bist du sicher, deine Freundin wollte nicht eher über Shakespeares Tod schreiben anstatt über seine Geburt?«, fragte sie, »›begraben‹ würde viel besser passen.«
    Begraben , dachte Dan. » Dort singen wir für diesen Bard’, der hier begraben ward .« Das ist es .
    Nellie riss der Frau das Papier aus der Hand.
    »Sie haben recht!«, rief sie. »Danke! Danke!«
    Sie hielt Dan immer noch gepackt und zog ihn jetzt zur Tür.
    »Gern geschehen. Aber … wo geht ihr jetzt hin?«, fragte die Frau.
    »Ich habe eine dichterische Eingebung, der muss ich folgen«, erklärte Nellie.
    »Wo ist Shakespeare begraben?«, fragte Dan. Er fand, die Museumswärterin könne ihn jetzt ruhig sehen, da er schon fast draußen war.
    »In der Holy Trinity Church, auf der anderen Seite des Flusses«, sagte sie. »Ihr müsst nur …«
    Aber Dan hörte den Rest nicht mehr. Amy, Nellie und er hatten schon den nächsten Raum durchquert und sprangen die Treppe, die nach draußen führte, hinunter.

Elftes Kapitel
    Sinead Starling duckte sich hinter eine Kirchenbank der Holy Trinity Church. Sie und Alistair bildeten das Erkundungsteam. Ihre Brüder hielten vor der Kirche Wache. Zumindest hatte sie das Alistair gesagt.
    Er ahnt nichts, oder? , dachte sie. Er hat nicht gemerkt, dass meine Brüder …
    Bestimmte Worte konnte Sinead nicht zu Ende denken. Sie legte die Arme um ihren Oberkörper. Selbst durch ihr Sweatshirt konnte sie das faltige Narbengewebe spüren, das ihren Brustkorb überzog. Eine Erinnerung an die Explosion im Franklin Institute. Ihr schauderte, als wieder einmal die furchtbaren Bilder auf sie einstürzten:
    Das grelle Licht, das Getöse, als würde die Welt über ihr und ihren Brüdern zusammenbrechen … der Schmerz … die Schreie. Wie oft hatte sie nach ihren Brüdern gerufen, bevor sie eine Antwort bekam? Wie oft hatte Sinead gefleht: »Rette sie! Bitte rette sie!«
    Sinead biss die Zähne zusammen und versuchte die Erinnerungen zurückzudrängen.
    Wir müssen gewinnen , sagte sie sich. Unbedingt. Das ist das Einzige, woran wir denken dürfen.
    Sie und ihre Brüder hatten schon zweimal Glück gehabt und rätselhafte Tipps bekommen: einmal das Globe und jetzt die Kirche. Sinead hatte Alistair

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