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Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
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Getuschel und Geraschel im Saal verstummte schlagartig, als der Gerichtsdiener rief: »Bitte erheben Sie sich!«
    Wir standen auf, worauf die vorsitzende Richterin Rosa Algierri ihren Platz einnahm. Richterin Algierri konnte die Klage abweisen; dann könnte ich den Gerichtssaal verlassen, meine Wunden an Körper und Seele ausheilen lassen und mein Leben wieder aufnehmen. Sie konnte den Fall aber auch weiterleiten, und dann stand mir ein Prozess bevor, bei dem ich alles zu verlieren drohte, was mir lieb und teuer war.
    »Wie fühlen Sie sich, Lindsay?«
    »Blendend«, sagte ich zu Mickey.
    Er registrierte den Sarkasmus und drückte meine Hand. Eine Minute später begann mein Herz zu rasen. Mason Broyles erhob sich, um seine Anklage gegen mich vorzubringen.
16
    Cabots Anwalt überprüfte kurz den Sitz seines Jacketts, und dann stand er einfach nur da und schwieg – so lange, dass man die Spannung im Raum wie eine Gitarrensaite hätte anschlagen können. Auf der Zuschauergalerie hüstelte jemand nervös.
    »Der Kläger ruft die Leiterin der hiesigen Gerichtsmedizin Dr. Claire Washburn auf«, sagte Broyles schließlich, worauf meine beste Freundin in den Zeugenstand trat.
    Ich hätte so gerne gewinkt, gelächelt, ihr zugezwinkert – was auch immer –, aber natürlich konnte ich nur dasitzen und zusehen. Broyles wärmte sich mit ein paar leichten Lobs auf, aber dann packte er den Turbo aus und ließ die Bälle nur so übers Netz ins gegnerische Feld krachen.
    »Sie haben am Abend des zehnten Mai eine Autopsie an der Leiche von Sara Cabot durchgeführt?«, fragte Broyles.
    »Ja.«
    »Was können Sie uns über ihre Verletzungen sagen?«
    Alle Augen waren auf Claire gerichtet. Sie blätterte in einem in Leder gebundenen Notizbuch, ehe sie antwortete.
    »Ich habe zwei Schusswunden in der Brust festgestellt, ziemlich dicht nebeneinander. Wunde A stammte von einem Geschoss, das im oberen und äußeren Brustbereich fünfzehn Zentimeter unterhalb der linken Schulter und sechs Zentimeter links von der vorderen Körpermittellinie eingedrungen war.«
    Claires Aussage war entscheidend, aber dennoch drifteten meine Gedanken ab, weg von der Gerichtsverhandlung und zurück in die Vergangenheit. Ich sah mich in der Abenddämmerung auf der Larkin Street stehen, im schwachen Lichtkegel einer Straßenlaterne. Ich sah, wie Sara ihre Waffe aus der Jackentasche zog und auf mich schoss. Ich fiel und drehte mich auf den Bauch.
    »Waffe fallen lassen!«
    »Verpiss dich, du Schlampe!«
    Ich feuerte meine Dienstwaffe zweimal ab, und Sara fiel, keine zwei Meter von der Stelle entfernt, wo ich lag. Ich hatte dieses Mädchen getötet, und obwohl die Vorwürfe gegen mich nicht zutrafen, redete mein Gewissen mir ein:
Schuldig, schuldig, schuldig
.
    Ich konzentrierte mich wieder auf Claires Aussage. Sie beschrieb jetzt den zweiten Schuss, bei dem die Kugel Saras Brustbein durchschlagen hatte.
    »Wir nennen das einen
K-5«
, sagte Claire. »Das Projektil ist durch den Herzbeutel gedrungen, hat das Herz durchschlagen und blieb schließlich im vierten Brustwirbel stecken, aus dem ich ein teilweise verformtes, mittelgroßes, kupferfarbenes Halbmantelgeschoss entfernte.«
    »Passt diese Beschreibung zu einem Neun-Millimeter-Geschoss?«
    »Ja.«
    »Danke, Dr. Washburn. Ich bin fertig mit der Zeugin, Euer Ehren.«
    Mickey stützte die Handflächen auf den Tisch der Verteidigung und stand auf.
    »Dr. Washburn, war Sara Cabot sofort tot?«
    »Ich würde sagen, ja. Binnen ein oder zwei Herzschlägen. Beide Kugeln haben das Herz durchschlagen.«
    »Mhm. Und hatte die Verstorbene kurz zuvor eine Schusswaffe abgefeuert, Dr. Washburn?«
    »Ja. Ich habe eine dunkle Verfärbung an der Basis ihres Zeigefingers festgestellt, bei der es sich um Schmauchspuren handeln dürfte.«
    »Wie können Sie das wissen?«
    »So, wie Sie wissen können, dass Ihre Mutter Ihre Mutter ist«, antwortete Claire mit einem schelmischen Blitzen in den Augen. »Weil sie nun mal so aussieht.« Sie wartete, bis das Gelächter sich gelegt hatte, und fuhr dann fort: »Im Übrigen habe ich diese dunklen Flecken fotografiert und dokumentiert sowie einen Test auf Schmauchspuren durchgeführt, der ins Labor geschickt wurde und mit positivem Resultat zurückkam.«
    »Könnte die Verstorbene auf Lieutenant Boxer geschossen haben, nachdem sie selbst getroffen wurde?«
    »Es ist mir schleierhaft, wie ein totes Mädchen auf irgend-jemanden schießen kann, Mr. Sherman.«
    Mickey nickte. »Haben Sie auch

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