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Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
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werde ich auch wieder ein normales Leben führen können«, sagte er zärtlich.
    »Ja. Und ich auch.«
    Tatsächlich? Oder war das nur eine törichte Wunschvorstellung? Ich lehnte den Kopf wieder an Joes Schulter. Wir hielten Händchen und genossen unsere letzten gemeinsamen Momente – vermutlich die letzten für viele Wochen. Wir sprachen nicht mehr, bis wir uns schließlich vor meiner Haustür küssten und uns zärtliche Abschiedsworte ins Ohr flüsterten.
    Erst später, in der Stille meiner Wohnung, wurde mir bewusst, wie sehr ich physisch und psychisch am Ende war. Meine Muskeln schmerzten, weil ich mich permanent hatte zusammenreißen müssen, und ein Ende der Belastungen war nicht abzusehen. Anstatt den Angriff auf meinen Ruf und meinen Glauben an mich selbst abzuwenden, hatte die Voruntersuchung sich lediglich als Generalprobe für den eigentlichen Prozess erwiesen.
    Ich fühlte mich wie eine Schwimmerin, die zu weit aufs Meer hinausgetrieben wurde und deren Kräfte allmählich schwinden. Ich verkroch mich mit Martha in mein großes, weiches Bett, zog mir die Decke bis ans Kinn und ließ den Schlaf wie einen dichten Nebel über mich kommen.
23
    Ein Strahl der frühen Morgensonne brach durch die Wolken, als ich die letzte Tasche in den Kofferraum warf, mich anschnallte und mit dem Explorer aus meiner Einfahrt zurücksetzte. Ich konnte es gar nicht erwarten, der Stadt den Rücken zu kehren, und Martha ging es genauso. Sie streckte den Kopf aus dem Beifahrerfenster, und mit ihrem aufgeregten Schwanzwedeln hätte sie fast die Klimaanlage ersetzen können.
    Die Straßen waren wie üblich zur morgendlichen Rushhour völlig verstopft, und so reihte ich mich in den Stop-and-go-Ver-kehr in Richtung Süden ein und nutzte die Zeit, um im Geiste noch einmal mein letztes kurzes Gespräch mit Polizeichef Tracchio durchzugehen.
    »An Ihrer Stelle würde ich einfach nur schauen, dass ich aus dieser Stadt rauskomme, Boxer«, hatte er mir empfohlen. »Sie sind auf eingeschränkten Dienst gesetzt, also betrachten Sie es doch einfach als Urlaub und gönnen Sie sich ein bisschen Erholung.«
    Mir war klar, was er eigentlich sagen wollte. Solange über meinen Fall noch nicht entschieden war, stellte ich eine Belastung für das Department dar.
    Ich soll verschwinden?
    Jawohl, Chef. Kein Problem, Sir
.
    Wirre Gedanken über die Vorverhandlung schwirrten mir im Kopf herum, vermischt mit Befürchtungen hinsichtlich des bevorstehenden Prozesses.
    Dann dachte ich an meine Schwester Cat, deren Tür mir jederzeit offen stand, und mir wurde bewusst, welch ein Glück das für mich war.
    Zwanzig Minuten später rollte ich schon auf dem Highway 1 südwärts. Die Straße führte zwischen zehn Meter hohen Felsen hindurch, und dann brandeten zu meiner Rechten die Wellen des Pazifiks gegen die Felsküste, während sich zur Linken hohe grüne Berge erhoben.
    »Hey, Boo«, sagte ich – das war Marthas Spitzname –, »so was nennt man Urlaub. Sag mal
Urlaub

    Martha wandte mir ihr süßes Gesicht zu und sah mich mit ihren braunen Augen liebevoll an. Dann streckte sie wieder die Schnauze in den Wind und setzte ihre vergnügte Beobachtung der Küstenstraße fort. Sie hatte sich auf die neue Situation eingestellt, und ich musste nur noch ihrem Beispiel folgen.
    Ich hatte ein paar Sachen eingepackt, die mir dabei helfen sollten: ein halbes Dutzend Bücher, die ich schon lange lesen wollte; meine Sammlung klassischer Filmkomödien auf Video –und meine Gitarre, eine alte akustische Seagull, auf der ich inzwischen schon zwanzig Jahre spielte, wenn auch in letzter Zeit eher sporadisch.
    Vor mir glänzte der Asphalt im Sonnenschein, und meine Stimmung hellte sich allmählich ebenso auf. Es war ein fantastischer Tag, und ich konnte damit machen, was ich wollte. Ich schaltete das Radio ein und drückte so lange auf den Suchknopf, bis ich einen Sender gefunden hatte, der nur Songs aus der Zeit des Rock-'n'-Roll-Revivals spielte.
    Der Discjockey musste meine Gedanken erraten haben, denn er legte einen Siebziger- und Achtziger-Hit nach dem anderen auf, bis ich mich ganz in meine Jugend und meine Studienzeit zurückversetzt fühlte und in Erinnerungen an Hunderte von Abenden schwelgte, an denen ich mit meiner Girlband in Bars und Cafés aufgetreten war.
    Es war wieder Juni, und die Schule war aus – wahrscheinlich für immer.
    Ich drehte das Radio lauter.
    Die Musik zog mich in ihren Bann, und aus voller Lunge sang ich West-Coast-Rock und andere Musik von

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