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Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
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war gekämmt, seine blauen Augen waren weit aufgerissen, und in seiner Kehle klaffte ein tiefer Schnitt von einem Ohr bis zum anderen, sodass der Kopf fast vollständig vom Rumpf getrennt war. Als wir ihn umdrehten, sah ich, dass die Haut an seinem Gesäß sich in Streifen ablöste – er war ausgepeitscht worden.
    Wir gaben ihm den Namen »John Doe Nr. 24«, und damals war ich fest davon überzeugt gewesen, dass ich den Mörder finden würde. Das T-Shirt des Toten stammte von der »Distillery«, einem Touristenlokal in Moss Beach, gleich nördlich von Half Moon Bay.
    Es war unsere einzige echte Spur – und obwohl ich den kleinen Ort und sämtliche Nachbargemeinden gründlichst durchkämmt hatte, war die Spur im Sande verlaufen.
    Zehn Jahre später war John Doe Nr. 24 nach wie vor nicht identifiziert, es hatten sich keine Angehörigen gemeldet, und der Täter war noch immer nicht seiner gerechten Strafe zugeführt. Doch für mich würde dieses Verbrechen nie lediglich einer von vielen ungelösten Fällen sein. Es war wie eine Wunde, die immer wieder schmerzt, wenn das Wetter umschlägt.
27
    Ich wollte gerade zum Essen in die Stadt fahren, als die Abendzeitung mit einem dumpfen Klatschen auf dem Rasen vor dem Haus landete.
    Ich hob sie auf, entfaltete sie – und wurde sofort von der Schlagzeile in Bann gezogen:
POLIZEI SETZTE HAUPTVERDÄCHTIGEN IM
CRESCENT-HEIGHTS-DOPPELMORD AUF FREIEN FUSS.
    Ich las den Artikel von Anfang bis Ende durch.
Nachdem Jake und Alice Daltry am 5. Mai in ihrem Haus in Crescent Heights ermordet aufgefunden worden waren, hatte Polizeichef Peter Stark erklärt, ein gewisser Antonio Ruiz habe sich zu der Bluttat bekannt. Wie Stark jedoch heute der Presse mitteilte, ließ sein Geständnis sich nicht mit den Fakten vereinbaren. »Die Anschuldigungen gegen Mr. Ruiz wurden fallen gelassen«, sagte er.
    Laut Zeugenaussagen kann sich der 34-jährige Cruz, der als Wartungsmonteur bei den Kalifornischen Gas- und Elektrizitätswerken arbeitet, am Tag der Morde nicht im Haus der Daltrys aufgehalten haben, da er zu dieser Zeit im Kraftwerk arbeitete und von vielen Kollegen gesehen wurde.
    Mr. und Mrs. Daltry wurden mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Gerüchte, wonach die Eheleute vor ihrer Ermordung gefoltert wurden, wollte die Polizei nicht bestätigen.
    Weiter hieß es in dem Artikel, Ruiz – der im Haus der Daltrys Reparaturen durchgeführt hatte – habe behauptet, sein Geständnis sei erzwungen worden. Und dann wurde noch einmal Polizeichef Stark zitiert, mit den Worten, die Polizei überprüfe nun »andere Hinweise und Verdächtige«.
    Unwillkürlich, reflexartig fühlte ich mich in den Fall hineingezogen. »Andere Hinweise und Verdächtige überprüfen« –das hieß aus dem Polizeicode übersetzt: »Wir haben rein gar nichts« – und die Polizistin in mir wollte alles wissen: Das Wie, das Warum und vor allen Dingen das Wer. Wo – das wusste ich bereits.
    Crescent Heights war eine der Siedlungen direkt am Highway 1; es lag in den Außenbezirken von Half Moon Bay. Nur fünf oder sechs Meilen von meinem derzeitigen Standort entfernt.
28
    Rein und wieder raus in weniger als fünf Minuten. Auf keinen Fall mehr als fünf Minuten
.
    Der Beobachter merkte sich die genaue Uhrzeit, als er in der Ocean Colony Road aus seinem grauen Lieferwagen stieg. Heute Morgen hatte er sich als Ableser von den Gaswerken verkleidet: graubrauner Overall mit einem rot-weißen Aufnäher über der rechten Brusttasche. Er zog den Schirm seiner Mütze tiefer ins Gesicht. Klopfte seine Taschen ab, tastete nach dem Klappmesser in der einen, der Kamera in der anderen. Griff nach seinem Klemmbrett und der Tube Abdichtmasse, steckte beides unter den Arm.
    Sein Atem wurde schneller, als er den schmalen Pfad an der Seite des O'Malley'schen Hauses entlangging. Dann blieb er an einem der Kellerfensterschächte stehen, zog Latexhandschuhe an und machte sich daran, mithilfe eines Glasschneiders und einer Saugglocke ein sechzig mal fünfzig Zentimeter großes Rechteck aus der Scheibe herauszuschneiden.
    Er erstarrte, wartete ab, bis das Kläffen des Nachbarhundes verstummt war, und schlüpfte dann mit den Füßen voran durch das Kellerfenster.
    Er war drin. Überhaupt kein Problem
.
    Die Kellertreppe führte zu einer unverschlossenen Tür, durch die er in eine luxuriös eingerichtete Küche gelangte, in der es von teuren und überflüssigen Geräten nur so wimmelte. Der Beobachter bemerkte einen Zettel neben dem Telefon, auf dem

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