Die 4 Frau
der Code für die Alarmanlage notiert war. Er prägte sich die Zahlenfolge ein.
Danke, Doc. Du Trottel
.
Dann zog er seine kleine, exzellente Kamera aus der Tasche, die er zuvor so eingestellt hatte, dass sie drei Aufnahmen hintereinander machte, und fotografierte den Raum aus allen Blickwinkeln.
Ssst-ssst-ssst. Ssst-ssst-ssst. Ssst-ssst-ssst
.
Der Beobachter sprang die Stufen zum Obergeschoss hinauf und stieß auf eine weit offene Schlafzimmertür. Er blieb einen Moment lang auf der Schwelle stehen und ließ den Blick über die typische Mädchenzimmereinrichtung schweifen: das Himmelbett, die Rüschen in Lavendel und Pastellrosa. Poster von Creed und gefährdeten Tierarten.
Caitlin, Caitlin... was bist du doch für ein süßes Mädchen
.
Er richtete die Kamera auf den Schminktisch –
ssst-ssst-ssst
– und fing Bilder von Lippenstiften und Parfümflakons ein, der offenen Tamponpackung. Er schnupperte die typischen Mädchendüfte, fuhr mit dem Finger über ihre Haarbürste, zupfte ein langes rotgoldenes Haar aus den Borsten und steckte es ein.
Der Beobachter verließ das Zimmer des Mädchens und betrat das benachbarte Elternschlafzimmer. Es war in satten Farben eingerichtet und roch schwer nach Duftsträußchen.
Am Fuß des Bettes stand ein großformatiger Plasmafernseher. Der Beobachter zog die Nachttischschublade auf, wühlte darin herum und fand ein halbes Dutzend mit Gummis zusammengehaltene Fotostapel.
Von einem der Stapel löste er den Gummi und fächerte die Fotos auf wie ein Kartenspiel. Dann legte er den Stapel zurück und schloss die Schublade. Anschließend machte er mit surrender Kamera einen Schwenk durch den Raum.
Dabei fiel ihm das kleine Glasauge auf. Kleiner als ein Hemdknopf, funkelte es ihn aus der Tür des Wandschranks an.
Der Schreck fuhr ihm in die Glieder.
Wurde er etwa gefilmt?
Er riss die Schranktür auf und fand den Videorekorder in einem Regal an der Rückwand. Er war ausgeschaltet.
Das Gerät nahm nicht auf
.
Die Angst des Beobachters verflog. Freudige Erregung trat an ihre Stelle. Er schwenkte die Kamera, fotografierte alle Zimmer im Obergeschoss, jeden Winkel und jede Fläche, ehe er wieder zu seinem Schlupfloch im Keller zurückkehrte. Er war vier Minuten und ein paar Sekunden drin gewesen.
Als er wieder vor dem Kellerschacht stand, drückte er einen Streifen Abdichtmasse auf die Kanten der herausgeschnittenen Glasscheibe und setzte sie wieder ein. Die Masse würde halten, bis er dem Haus den nächsten Besuch abstattete –
um sie zu foltern und zu töten
.
29
Ich öffnete Cats Haustür, und sofort zerrte Martha mich an der Leine hinaus in die blendende Sonne. Bis zum Strand waren es nur ein paar Minuten, und wir waren auf dem Weg dorthin, als ich aus dem Augenwinkel einen schwarzen Hund auf uns zuschießen sah. Er stürzte sich auf Martha, die sich von mir losriss und davonstiebte.
Mein Schrei wurde jäh unterbrochen, als mich etwas mit voller Wucht von hinten rammte. Ich fiel hin, und irgendetwas –
irgendjemand
– landete auf meinem Rücken.
Was zum Teufel war das?
Ich befreite mich von der Masse aus Mensch und Metall, die auf mir lastete, und sprang auf, die Fäuste geballt.
Verdammt! Irgendein Idiot hatte mich mit seinem Fahrrad umgerannt. Der Typ rappelte sich mühsam auf. Er war Mitte zwanzig, mit schütterem Haar und einer Brille mit rosa Gestell, die jetzt nur noch an einem Ohr hing.
»
So-phiiiie!
«, schrie er in Richtung der beiden Hunde, die inzwischen auf das Wasser zuflitzten. »Sophie, NEIN!«
Der schwarze Hund bremste ab und drehte sich zu dem Radfahrer um, der seine Brille zurechtrückte und mich besorgt musterte.
»T-t-tut mir echt Leid. Haben Sie sich was getan?«, fragte er. Ich merkte, wie er gegen sein Stottern ankämpfen musste.
»Das sage ich Ihnen in ein paar Minuten«, gab ich wütend zurück. Ich humpelte ein paar Schritte auf Martha zu, die schon mit flach angelegten Ohren auf mich zugetrottet kam. Die Ärmste sah aus, als hätte sie Prügel bekommen.
Während ich sie streichelte und nach Verletzungen absuchte, hörte ich nur mit halbem Ohr auf den Radler, der mir zu erklären versuchte, dass Sophie noch sehr jung sei und keinerlei böse Absichten gehabt habe.
»Hören Sie«, sagte er, »ich hole meinen W-w-wagen und fahre Sie ins Krankenhaus.«
»Was? Nein, mir fehlt nichts.« Und Martha war auch unverletzt. Aber ich war trotzdem stinksauer. Am liebsten hätte ich dem Kerl eine gescheuert, aber andererseits – so was kann ja
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