Die 4 Frau
mir gekommen – jetzt log ich schon meinen armen kleinen Hund an.
31
Während Martha Strandvögel jagte, schickte ich meine Gedanken gen Himmel und bildete mir ein, dass ich dort oben schwerelos schwebte, zusammen mit den kreisenden Möwen. Ich grübelte über die jüngste Vergangenheit nach und über meine unsichere Zukunft, und dann senkte ich den Blick und sah – ihn.
Mein Herz machte einen Satz. Sein Lächeln war strahlend, aber die blauen Augen hatte er gegen die grelle Sonne zusammengekniffen.
»Hallo, mein Schatz«, sagte er.
»O mein Gott, sieh nur, was die Flut da angeschwemmt hat!«
Ich ließ mir von ihm aufhelfen. Wir küssten uns, und ich spürte diese unglaubliche Hitze in mir aufsteigen, die mich fast verzehrte.
»Wie hast du es geschafft, heute freizubekommen?«, fragte ich schließlich, während ich ihn noch immer fest umschlungen hielt.
»Du irrst dich. Das ist meine Arbeit. Ich suche die Küste nach illegal eingeschleusten Terroristen ab«, scherzte er. »Häfen und Küsten, das ist mein Gebiet.«
»Und ich dachte, dein Job wäre, die Farbe für die Alarmstufe des Tages auszusuchen.«
»Auch das«, erwiderte er. Er wedelte mit seiner Krawatte vor meiner Nase herum. »Siehst du? Heute haben wir Alarmstufe Gelb.«
Es gefiel mir, dass Joe über seine Arbeit Witze reißen konnte. Die ganze Sache wäre sonst viel zu deprimierend gewesen. Unsere Küsten waren undicht wie ein Sieb, und Joe sah die Löcher.
»Mach dich nicht über mich lustig«, sagte er zwischen zwei Küssen. »Das ist harte Arbeit.«
Ich lachte. »Aber Arbeit allein macht nicht glücklich.«
»Du, ich hab was für dich«, sagte er, als wir zusammen am Pier entlanggingen. Er zog ein in Seidenpapier eingeschlagenes Päckchen aus der Tasche und gab es mir. »Ich hab's selbst eingepackt.«
Das Päckchen war mit Tesafilm verschlossen, und dort, wo die Schleife hingehört hätte, hatte Joe eine Reihe von Herzchen auf das Papier gemalt. Ich riss das Papier herunter, und eine glänzende Silberkette mit Medaillon fiel mir in die Hand.
»Der soll angeblich vor Gefahren schützen«, sagte Joe.
»Oh, Schatz, das ist ja ein Kokopelli! Woher hast du das gewusst?« Ich hielt die kleine Silberscheibe hoch und bewunderte sie.
»Na ja, die Hopi-Keramik in deiner Wohnung hat mich darauf gebracht.«
»Das ist wirklich fantastisch. Und ich kann es so gut gebrauchen«, sagte ich. Ich drehte ihm den Rücken zu, damit er mir die lange Silberkette um den Hals legen konnte.
Joe strich mir die Haare aus dem Nacken und küsste mich dort. Seine Lippen, seine raue Wange an dieser empfindlichen Stelle jagten mir einen Schauer der Erregung über die Haut. Ich stöhnte wohlig auf, drehte mich um und schmiegte mich wieder an seine Brust. Dort gefiel es mir einfach am besten.
Ich küsste ihn zärtlich, und der Kuss wurde zunehmend heftiger und drängender. Schließlich löste ich mich von ihm.
»Ist dir nicht zu warm in diesen Kleidern?«, fragte ich.
32
Cats Gästeschlafzimmer war in zarten Pfirsichtönen gehalten, und am Fenster stand ein großes Doppelbett. Joes Jacke flog in den Sessel, gefolgt von seinem blauen Jeanshemd und der gelben Krawatte.
Ich hob die Arme, und vorsichtig zog er mir mein dünnes rückenfreies Top über den Kopf. Ich nahm seine Hände und presste sie mit den Handflächen auf meine Brüste, und die Wärme seiner Berührung gab mir das Gefühl zu schweben. Als meine Shorts auf den Boden fielen, atmete ich schon schwer.
Vom Bett aus sah ich zu, wie Joe sich ganz auszog und zu mir unter die Decke schlüpfte. Mein Gott, er sah wirklich unverschämt gut aus. Ich sank in seine Arme.
»Ich hab noch was für dich, Lindsay«, sagte Joe. Es war nicht zu übersehen, was er hatte. Ich kicherte, das Gesicht in seine Halsbeuge geschmiegt.
»Nein, noch was anderes«, erklärte Joe. »Das da.«
Ich öffnete die Augen und sah, dass er auf die kleinen Buchstaben zeigte, die er sich in krakeliger Schrift mit Kugelschreiber auf die Brust gemalt hatte. Er hatte meinen Namen über sein Herz geschrieben.
Lindsay
.
»Du bist so lustig«, sagte ich lächelnd.
»Nein, ich bin nur romantisch«, erwiderte Joe.
33
Was mich mit Joe verband, war weit mehr als nur Sex. Er strahlte so viel Ehrlichkeit und echte menschliche Wärme aus, dass ich in ihm unmöglich nur den gut gebauten Gespielen für gelegentliche Schäferstündchen sehen konnte. Aber für dieses Mehr, das ich für ihn empfand, musste ich einen entsetzlich hohen Preis zahlen. Wenn
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