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Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
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und einen pinkfarbenen Pullover. An ihrem Hals funkelte ein dezentes goldenes Kruzifix.
    Die Plätzchenfee an ihrem freien Abend.
    Einen Sekundenbruchteil nachdem ich Carolee gesehen hatte, erkannte sie auch mich. Sie lächelte übers ganze Gesicht und winkte mich zu sich. Nachdem ich mich durch die Menge zu ihrem Tisch durchgekämpft hatte, stand sie auf, und wir begrüßten uns mit einer flüchtigen Umarmung.
    Wir bestellten zwei Gläser Pete's Wicked Ale und Linguini mit Muscheln. Und wie es manchmal so ist, wenn zwei Frauen sich treffen, kamen wir schon bald auf sehr persönliche Themen zu sprechen. Meine Schwester Cat hatte Carolee einiges über mich erzählt, und so wusste sie bereits von der Schießerei, wegen der ich in die langsam mahlenden Mühlen der kalifornischen Justiz geraten war.
    »Ich habe die Situation falsch eingeschätzt, weil es eben Jugendliche waren«, erklärte ich Carolee nun. »Nachdem sie auf meinen Partner und mich geschossen hatten, war ich gezwungen, sie unschädlich zu machen.«
    »Wirklich eine blöde Geschichte, Lindsay.«
    »Nicht wahr? Ein Kind zu erschießen. Ich hätte nie geglaubt, dass ich so etwas jemals tun würde.«
    »Sie haben Sie dazu
gezwungen

    »Es waren Mörder, Carolee. Sie hatten schon zwei Jugendliche ermordet, und als wir sie stellten, sahen sie nur noch diesen einen Ausweg. Aber man sollte doch meinen, dass Kinder, die so privilegiert aufwachsen wie diese zwei, nicht so durchgeknallte Sachen machen.«
    »Ja, ich weiß. Aber wenn ich mir die Hunderte von Kids anschaue, die meine Schule durchlaufen haben, dann kann ich Ihnen nur versichern: Psychisch geschädigte Kinder kommen aus allen Gesellschaftsschichten.«
    Als Carolee von psychisch geschädigten Kindern sprach, tauchte schlagartig ein Bild vor meinem geistigen Auge auf. Ich sah mich selbst als kleines Mädchen, wie ich quer durch mein Zimmer flog und gegen die Kommode krachte. »
Werd ja nicht frech, Fräulein!
« Die schwankende Gestalt meines Vaters im Türrahmen.
Ich war selbst ein geschädigtes Kind
.
    Mühsam riss ich mich in die Gegenwart zurück.
    »Und Sie, Lindsay?«, fragte Carolee gerade. »Sind Sie noch Single? Oder geschieden?«
    »Geschieden – von einem Mann, der für mich wie der Bruder war, den ich nie hatte«, sagte ich, erleichtert über den Themenwechsel. »Aber ich könnte mich dazu überreden lassen, mich noch einmal zu binden.«
    »Jetzt erinnere ich mich«, meinte Carolee mit einem viel sagenden Lächeln. »Wenn ich mich nicht irre, hatten Sie gerade Besuch, als ich mit meinen Plätzchen vorbeikam.«
    Ich grinste, als ich daran dachte, wie ich ihr in Joes Hemd die Tür aufgemacht hatte. Gerade hatte ich den Mund aufgemacht, um Carolee von Joe zu erzählen, da nahm eine Bewegung hinter ihrem Rücken meine Aufmerksamkeit gefangen.
    Ich hatte die drei Männer, die an der Theke saßen und ein Bier nach dem anderen in sich hineinschütteten, schon vorher bemerkt. Plötzlich standen zwei von ihnen auf und gingen. Der dritte, der zurückblieb, war eine auffallend attraktive Erscheinung: dunkles, welliges Haar, ebenmäßiges Gesicht, randlose Brille. Er trug eine gebügelte Hose und ein Polohemd von Ralph Lauren.
    Der Barmann wischte den Tresen mit einem Lappen ab, und ich hörte ihn fragen: »Darf's noch eins sein?«
    »Tja, am liebsten hätte ich jetzt diese kleine Brünette da. Und zum Dessert vielleicht noch die große Blonde.«
    Obwohl der Spruch von einem charmanten Lächeln begleitet war, hatte ich das Gefühl, dass mit dem Typen irgendetwas nicht stimmte. Er sah aus wie ein sportlicher Investmentbanker, redete aber eher wie ein Handelsvertreter, der von seiner einschmeichelnden Art lebt.
    Meine Kiefermuskeln verkrampften sich, als er auf seinem Barhocker herumschwenkte und mir in die Augen sah.
50
    Automatisch registrierte ich die Personenbeschreibung des Kerls: weiß, männlich, zirka eins neunzig, gut durchtrainierte fünfundachtzig Kilo, Anfang vierzig, keine besonderen Kennzeichen, abgesehen von einer verheilenden Wunde zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand. Wie von einem Messerschnitt.
    Er glitt von seinem Barhocker und kam auf unseren Tisch zu.
    »Mein Fehler«, flüsterte ich Carolee zu. »Ich hab ihn angeschaut.« Ich gab mir alle Mühe, den Typen abzuwimmeln, indem ich mich demonstrativ Carolee zuwandte, doch er ließ sich nicht aufhalten.
    »Na, wie geht's uns denn so, Ladys? Ihr seid beide so hübsch, da musste ich ganz einfach mal Hallo sagen.«
    »Danke«,

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