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Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
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jungen Mädchen an der Kasse einen Fünfdollarschein in die Hand, steckte das Wechselgeld für ihre Flasche Wasser ein und ging grußlos hinaus.
    Der Sucher sah ihr nach, als sie den Minimarkt verließ und dabei aus purer Gewohnheit mit ihrem kleinen Arsch wackelte. In ein paar Stunden würde er ihr Online-Tagebuch lesen, all die abartigen Sachen, von denen die Menschen in ihrem wirklichen Leben nichts wissen durften.
    Bis dann, Twisted Rose
.
52
    Als Carolee anrief und mich bat, ein paar Stunden auf Allison aufzupassen, hätte ich sie am liebsten angefleht: »
Bitte verlang nicht, dass ich für dich babysitte!
« Aber Carolee hatte mich schon beschwatzt, ehe ich überhaupt den Mund aufmachen konnte.
    »Ali hat solche Sehnsucht nach diesem Schwein«, sagte sie. »Wenn du sie zu Penelope lässt, hat sie ihren Spaß, und ich kann mir inzwischen meinen Backenzahn behandeln lassen. Ich wäre dir wirklich sehr dankbar, Lindsay.«
    Eine halbe Stunde später sprang Allison aus dem Minivan ihrer Mutter und kam auf die Haustür zugerannt. Ihr glänzendes dunkles Haar war an den Seiten zu Rattenschwänzchen gebunden, und alles, was sie am Leib trug – einschließlich der Turnschuhe –, war pink.
    »Hallo, Ali.«
    »Ich hab Äpfel mitgebracht«, sagte sie, während sie an mir vorbei ins Haus schlüpfte. »Da wirst du staunen.«
    »M-hm«, erwiderte ich mit schlecht gespielter Begeisterung.
    Kaum hatte ich die Hintertür aufgemacht, da kam Penelope schon an den Zaun getrottet und begann ausdauernd und geräuschvoll zu quieken und zu grunzen – und Allison quiekte und grunzte zurück. Als ich schon befürchtete, die Nachbarn würden den Tierschutzverein anrufen, grinste Allison mich an und sagte: »Das nennen wir Schweinesisch.«
    »Hab ich schon mal gehört«, sagte ich und grinste zurück.
    »Das ist eine richtige Sprache«, beharrte Allison. Sie kratzte das Schwein mit der Harke am Rücken, worauf Penelope sich verzückt auf den Boden warf und alle viere in die Luft streckte. »Als Penelope noch ein Ferkel war, hat sie zusammen mit anderen Schweinen aus der ganzen Welt in einem großen Haus am Meer gewohnt«, erklärte Ali mir. »Da haben sie reglmäßig den ganzen Abend zusammengehockt und sich auf Schweinesisch unterhalten, und tagsüber hat sie in einem Schönheitssalon gearbeitet – das hieß bei denen Schweinheitssalon.«
    »Tatsächlich?«
    »Schweine sind viel schlauer, als man meint«, vertraute Ali mir an. »Penelope weiß eine ganze Menge. Viel mehr, als die meisten Leute ahnen.«
    »Das wusste ich ja gar nicht«, sagte ich.
    »Pass auf«, fuhr Ali fort.»Du fütterst sie mit Äpfeln. Ich muss ihr die Nägel lackieren.«
    »Wirklich?«
    »Das will sie so.« Nachdem Allison mir hoch und heilig versichert hatte, dass es in Ordnung sei, das Schwein auf die Terrasse zu lassen, tat ich wie geheißen. Ich hielt Penelope die Granny-Smith-Äpfel hin, und während sie mampfte, plapperte Allison uns beiden die Ohren voll und malte die gespaltenen Klauen des Hängebauchscheins mit schimmerndem pinkfarbenem Nagellack an.
    »So, schon fertig, Penny.« Ali strahlte vor Stolz. »Jetzt musst du sie nur noch trocknen lassen. Sag mal«, wandte sie sich an mich, »was kann Martha denn so alles?«
    »Na ja, Border Collies haben auch ihre eigene Sprache. Martha ist darauf abgerichtet, Schafe zu hüten.«
    »Zeig's mir!«
    »Siehst du hier etwa irgendwo Schafe?«
    »Du bist ja doof.«
    »Ja, bin ich. Aber weißt du, was mir an Martha am besten gefällt? Sie leistet mir Gesellschaft, und sie warnt mich vor bösen Männern und manchmal auch vor unheimlichen Nachtgespenstern.«
    »Und du hast eine Pistole, nicht wahr?«, fragte Allison mit einem beinahe verschlagenen Ausdruck auf ihrem Engelsgesicht.
    »Stimmt. Ich habe eine Waffe.«
    »Wow Eine Waffe
und
ein Hund. Du bist echt abgefahren. Du bist wahrscheinlich der coolste Mensch, den ich kenne.«
    Da warf ich den Kopf in den Nacken und lachte schallend. Ali war so ein kluges Mädchen, und sie hatte eine unglaubliche Fantasie. Es erschreckte mich geradezu, wie sehr ich sie mochte, und das schon nach so kurzer Zeit. Ich war nach Half Moon Bay gekommen, um mein ganzes Leben neu zu überdenken. Und jetzt wurde ich plötzlich von einer lebhaften Vision heimgesucht: Ich sah mich selbst mit Joe in unserem eigenen Haus –mit einem kleinen Mädchen.
    Ich wälzte diesen schockierenden Gedanken noch im Kopf, als Carolee mit einem schiefen Novocain-Lächeln im Gesicht zu uns in den Garten kam.

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