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Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
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vermasselt hatte. Ein paar Sekunden gezögert, und schon hatte jeder im Saal meine Gedanken lesen können.
    Der Eindruck, mit dem die Geschworenen heute das Gericht verlassen hatten, war der, dass ich gezielte Todesschüsse auf diese Kinder abgefeuert hatte.
    Und damit lagen sie natürlich richtig.
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    Ein schrilles Läuten riss mich aus dem wirren Albtraum, der mich in seinem Würgegriff gehalten hatte. Ich lag da, steif und unbeweglich, und versuchte mich zu orientieren. Wieder dieses Läuten, doch diesmal klang es schon weniger laut und durchdringend.
    Ich grabschte nach dem Handy, das auf dem Nachttisch lag, und klappte es auf – doch der Anrufer hatte schon wieder aufgelegt.
    Es war sechs Uhr früh, ich war hellwach und stinksauer. Also stand ich auf und wühlte mich in Yukis kleinem Gästeschlafzimmer durch Berge von ihren Sachen, bis ich meinen Jogginganzug und meine Laufschuhe gefunden hatte. Ich zog mich leise an, legte Martha Halsband und Leine an und schlich mit ihr aus dem Crest Royal hinaus in den frischen jungen Morgen.
    Ich ging die Route im Kopf durch und war mir ziemlich sicher, dass ich auf dieser Strecke mit ihren allenfalls sanften Steigungen meine zwei Meilen schaffen würde. Langsam trabte ich mit Martha in nördlicher Richtung los, auf die lange, schnurgerade Jones Street zu. Das Zwicken in meinen Gelenken erinnerte mich daran, dass ich in Wahrheit äußerst ungern lief.
    Ich löste die Leine von Marthas Halsband, damit sie sie nicht um meine Beine wickeln und mich in ihrem irregeleiteten Hüteeifer zu einer Polandung zwingen konnte. Auf dem abschüssigen Abschnitt der Jones Street zwang ich mich zu einer Tempoverschärfung, bis die immer noch sehr lästigen Schmerzen in Schulter und Bein sich in dem allgemeinen dumpfen Ziehen meiner eingerosteten Muskeln auflösten.
    So sehr ich mich dazu überwinden musste, das Laufen war meine einzige Chance, mich von der zwanghaften Grübelei über den Prozess zu befreien, denn es war nun einmal die beste Methode, um das Schwergewicht von der geistigen auf die leichter beeinflussbare körperliche Ebene zu verlagern. Und auch wenn meine Sehnen vor Qual aufschrien, genoss ich das rhythmische Stampfen meiner Sohlen auf dem Asphalt und die kühle Luft, die den Schweiß auf meiner Haut trocknete, während das Morgengrauen allmählich dem hellen Tag wich.
    Ich überquerte die Vallejo Street und lief weiter die Jones Street entlang, bis ich den höchsten Punkt von Russian Hill erreicht hatte. Vor mir erblickte ich Alcatraz mit seinem blinkenden Leuchtturm, und ich genoss die herrliche Aussicht auf Angel Island.
    Nun war ich endlich so weit, dass ich den Kopf frei hatte und mein Herz nur noch von der körperlichen Anstrengung hämmerte und nicht mehr vor Stress und Angst.
    Als ich die Straße überquerte und auf der Hyde weiterlief, durchbrach ich die »Schallmauer«, und die wundertätigen Endorphine wärmten mich von innen. Zu meiner Rechten zweigte die kurvige Lombard Street ab, eine entzückende kleine Straße, die zur Leavenworth hinunterführt. An einer roten Ampel trat ich auf der Stelle und ruderte mit den Armen, heilfroh, dass ich der morgendlichen Rushhour zuvorgekommen war, die in einer halben Stunde sämtliche Straßen und Gehsteige verstopfen würde.
    Die Ampel sprang auf Grün, und ich sprintete los. Die Route, die ich mir zurechtgelegt hatte, führte mich durch ein paar der schönsten Ecken der Stadt, Straßen mit prächtigen alten Gebäuden und Postkarten-Panoramen, selbst wenn sich in der Bucht noch letzte Nebelschwaden hielten. Martha und ich waren schon an der Grenze von Chinatown angelangt, als ich hinter mir das Geräusch von Reifen auf Asphalt hörte. Das Auto musste mir dicht auf den Fersen sein.
    Jemand rief: »Miss, Sie müssen Ihren Hund an die Leine nehmen!«
    Genervt von der Störung meines mühsam errungenen Zustands der Glückseligkeit, wirbelte ich herum und erblickte einen schwarz-weißen Streifenwagen, der mir im Schritttempo folgte. Ich blieb stehen und rief Martha bei Fuß.
    »Ach, Lieutenant, Sie sind das!«
    »Guten Morgen, Nicolo«, begrüßte ich keuchend den jungen Officer auf dem Beifahrersitz. »Hallo, Friedman«, sagte ich zum Fahrer.
    »Wir stehen alle wie ein Mann hinter Ihnen, Lieutenant«, versicherte mir Friedman. »Äh, ich meine, die Frauen natürlich ebenfalls«, stammelte er. »Ich will sagen, Sie fehlen uns wirklich, Mann – Lieutenant, wollte ich sagen.«
    »Danke.« Ich lächelte. »Das bedeutet mir sehr

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