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Die 4 Frau

Titel: Die 4 Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson , Andrew Gross
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meinen Blick erwiderte. Er reckte aufmunternd den Daumen in die Höhe, und ich wollte ihm zulächeln, doch in diesem Moment kam Mason Broyles bereits auf mich zu.
    Er verschwendete keine Zeit mit Höflichkeiten.
    »Lieutenant Boxer, als Sie auf meinen Mandanten und seine Schwester schossen, handelte es sich da um gezielte Todesschüsse?«
    Es dröhnte in meinen Ohren, als ich mich mühte, seine Frage zu verstehen.
Hatte ich gezielt geschossen? Ja. Aber wie konnte ich behaupten, ich hätte die Absicht gehabt, diese Kinder zu töten?
    »Verzeihung, Mr. Broyles. Könnten Sie die Frage bitte wiederholen?«
    »Ich will sie ein wenig anders formulieren. Angenommen, der Vorfall hat sich so ereignet, wie Sie ihn geschildert haben, und Sara und Sam Cabot haben sich tatsächlich geweigert, ihre Waffen fallen zu lassen – wieso haben Sie sie dann nicht einfach kampfunfähig gemacht? Und zum Beispiel auf die Arme oder Beine gezielt?«
    Ich zögerte, während ich mir die Situation zu vergegenwärtigen suchte. Sara, wie sie ein paar Schritte vor mir auf dem Gehsteig stand. Wie die Kugeln in meinen Körper einschlugen. Wie mir die Knie wegknickten und ich zu Boden ging. Der Schock. Der Schmerz. Die Scham.
    »Lieutenant?«
    »Mr. Broyles, ich habe in Notwehr geschossen.«
    »Erstaunlich, wie gut Sie gezielt haben, so betrunken, wie Sie waren.«
    »Einspruch! Der Klägeranwalt schüchtert die Zeugin ein.«
    »Stattgegeben. Mäßigen Sie sich, Mr. Broyles.«
    »Jawohl, Euer Ehren. Lieutenant, ich verstehe das nicht. Sie haben zwei Kugeln in Saras Herz geschossen – ein ziemlich kleines Ziel, finden Sie nicht auch? Warum konnten Sie nicht so schießen, dass sie es überlebt hätte? Warum haben Sie Sam Cabot nicht die Waffe aus der Hand geschossen?«
    »Euer Ehren! Die Frage ist bereits beantwortet.«
    »Ich ziehe die Frage zurück. Es ist uns sehr wohl klar, was Sie getan haben, Lieutenant.« Broyles grinste höhnisch. »Wir wissen
ganz genau
, was passiert ist.«
98
    Ich hörte Yuki sagen: »Ich beantrage die erneute Vernehmung der Zeugin, Euer Ehren.«
    Sie kam mit raschen Schritten auf mich zu und wartete, bis ich ihr in die Augen sah.
    »Lindsay, als Sie auf Sam und Sara Cabot feuerten, war Ihr Leben da in Gefahr?«
    »Ja.«
    »Welches ist das vorgeschriebene Verhalten für einen Polizeibeamten in einer solchen Situation? Was sagt die Vorschrift?«
    »Es ist auf den Rumpf des Gegners zu zielen, um die unmittelbare Gefahr abzuwenden; sobald dies erreicht ist, ist das Feuer einzustellen. Solche Schüsse auf den Rumpf sind oftmals tödlich. Man darf aber kein Risiko eingehen, indem man auf die Extremitäten zielt. Der Schuss könnte sein Ziel verfehlen, und auch wenn der Gegner getroffen wird, ist er vielleicht noch in der Lage zurückzuschießen. Sie müssen aber sicherstellen, dass er Sie oder andere nicht mehr gefährden kann.«
    »Hatten Sie irgendeine Wahl, als so zu zielen, wie Sie es getan haben?«
    »Nein. Ganz sicher nicht. Nicht, nachdem von den Cabots eine lebensgefährdende Aggression ausging.«
    »Danke, Lieutenant. Jetzt wissen wir
wirklich
ganz genau, was passiert ist.«
    Ich war ganz kraftlos vor Erleichterung, als ich den Zeugenstand verließ. Kaum hatte ich mich gesetzt, da hörte ich, wie die Richterin die Verhandlung für geschlossen erklärte.
    »Wir sehen uns morgen früh um neun«, sagte sie.
    Yuki, Mickey und mehrere seiner Anwaltskollegen bildeten einen menschlichen Schutzwall um mich, als wir das Gerichtsgebäude durch die Hintertür verließen und in die schwarze Lincoln-Limousine stiegen, die auf der Polk auf uns wartete.
    Durch die getönten Wagenfenster sah ich die wütende Menge, die Parolen skandierte und Plakate mit meinem Bild und Slogans wie »Tickende Zeitbombe« und »Dirty Harriet« schwenkten.
    »Sie haben sich glänzend geschlagen«, sagte Mickey und tätschelte meinen Arm. Aber seine braunen Augen lächelten nicht, und die untere Hälfte seines Gesichts wirkte wie erstarrt.
    »Ich hätte nicht zögern dürfen. Ich – ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte.«
    »Nicht weiter schlimm. Wir gehen jetzt erst mal essen. Yuki und ich müssen ihr Abschlussplädoyer noch einmal durchgehen. Sie können gerne mitkommen.«
    »Wenn Sie mich nicht brauchen, setzen Sie mich doch einfach bei Yukis Haus ab. Dann können Sie beide in Ruhe arbeiten.«
    Ich hielt Yukis Schlüssel in der Hand und sah die Stadt, die ich so gut kannte, an den dunklen Autofenstern vorüberziehen. Ich wusste, dass ich es

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