Die 5 Plage
steilen Straßen der City hinauf und hinunter, bis schließlich der gewaltige Komplex des Municipal Hospital Yukis Windschutzscheibe ausfüllte.
Sie setzte den Blinker, um dem Mercedes auf den Krankenhausparkplatz zu folgen, als sie den Streifenwagen im Rückspiegel entdeckte. Sie packte das Lenkrad fester und stieg auf die Bremse.
War sie zu schnell gefahren?
Sie lenkte den Wagen auf einen freien Platz am Bordstein und hielt den Blick starr nach vorne gerichtet, während das Polizeiauto langsam an ihr vorüberfuhr.
Mit zitternder Hand stellte sie den Motor ab und wartete, bis ihr Herzschlag sich wieder beruhigt hatte.
Dummes Mädchen. Dummes, dummes Mädchen.
Ihr Pyjama war mit Schweiß getränkt, der Satinkragen und die Manschetten lugten unter dem Trenchcoat hervor. Mein Gott. Wenn der Cop sie angesprochen hätte, was hätte sie ihm erzählt?
Sie hatte Garza nachgestellt!
An der roten Ampel vor ihr überquerten Fußgänger die Straße. Büroangestellte mit Aktentaschen und dampfenden Kaffeebechern in der Hand. Schwestern und Ärzte, die Mäntel über ihren Kitteln zugeknöpft, die Füße in bequemen Gesundheitsschuhen.
Alle auf dem Weg zur Arbeit.
Yuki schaltete in Gedanken zwei Wochen zurück. Sie sah sich zu ihrem Hochhausbüro gehen, eine Teilhaberin in einer Top-Anwaltskanzlei, eine junge Prozessanwältin auf der Überholspur.
Sie liebte ihre Arbeit. Doch im Moment war ihr der Gedanke an das Büro und die Arbeit so fremd wie nur irgendetwas. Sie konnte an nichts mehr denken als nur an diesen Dennis Garza. Daran, dass dieses Monster in Menschengestalt ihre Mutter getötet hatte - auf welche Weise auch immer.
75
Ich sah den dunkelbraunen Umschlag aus dem Stapel Post in meinem Eingangskorb hervorlugen. Sofort fischte ich ihn heraus und schlitzte ihn mit dem Taschenmesser auf, das ich in der obersten Schublade aufbewahre.
Ich las den Bericht. Und las ihn noch einmal, um sicherzugehen, dass ich alles richtig verstanden hatte. Die Kriminaltechnik hatte auf den Knöpfen mit dem aufgeprägten Äskulapstab fünfzig Millionen unvollständige, verschmierte latente Fingerabdrücke sichtbar machen können.
Und keiner davon war auch nur im Entferntesten brauchbar.
Ich stand von meinem Schreibtisch auf und ging hinüber zu Jacobi, der gerade ein Eiersalat-Sandwich auspackte und sich dazu Krautsalat und eingelegten Knoblauch auf einen Teller häufte.
»Leistest du mir Gesellschaft?«, fragte er und hielt eine Sandwichhälfte hoch.
»Okay.«
Ich zog mir einen Stuhl heran und schob einen Stapel von seinem Krempel beiseite, um mir Platz zu schaffen.
Während wir aßen, lud ich ein paar der Gedanken, die mir im Kopf herumschwirrten, bei ihm ab. Ich erzählte ihm von Yukis Vorwurf, ihre Mutter sei in einem der renommiertesten Krankenhäuser der Stadt ermordet worden.
Und ich erzählte ihm auch den ganzen Rest - von meiner Unterhaltung mit der Krankenschwester im Municipal und von den Knöpfen mit dem aufgeprägten Äskulapstab, die ich Carl Whiteley bei unserem Geplänkel in der Chefetage abgeschwatzt hatte.
Ich redete und redete, und Jacobi unterbrach mich nicht. Als ich auf den Kunstfehlerprozess zu sprechen kam, hatte er schon eine Schachtel Doughnuts aufgemacht und mir einen mit Schokoladenglasur auf eine Serviette gelegt.
»Also, was denkst du, Boxer? Denkst du wie ein Lieutenant oder wie eine Ermittlerin?«
»Der einzige Autopsiebericht, den wir haben, ist der von Keiko.«
»Und zu welchem Ergebnis ist Claire gelangt?«
»Ohne jegliche Beweise für das Gegenteil? Ungeklärt, bis alle Fakten vorliegen.«
»Aha. Habe ich da vielleicht irgendetwas übersehen? Wo ist die Verbindung zu Garza? Gefällt euch Mädels vielleicht seine Nase nicht?«
»Im Gegenteil, er sieht sogar sehr gut aus.«
Ich erzählte Jacobi, dass Keiko, genau wie die anderen Patienten, um die es bei der Klage gegen das Municipal ging, über die Notaufnahme eingeliefert worden war - Garzas Reich.
Das galt auch für die Vielzahl von Patienten, die überlebt hatten, entlassen worden waren und - nach allem, was wir wussten - keine Folgeschäden davongetragen hatten.
»Ich muss mir die Namen sämtlicher Ärzte, Schwestern und sonstiger Angestellter des Municipal vornehmen und irgendetwas finden, was entweder mein ungutes Gefühl zerstreut oder es bestätigt«, sagte ich.
»Und was willst du nun von mir, Boxer?« Er knüllte den Abfall von unserem Lunch zusammen und warf ihn in den Mülleimer.
»Du musst für mich Überstunden
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