Die 5 Plage
ernährt«, erklärte er.
»Bitte, nur zu«, sagte Claire. »Nimm dir doch gleich zwei, Warren.«
Jacobi parkte seinen Hintern auf einem Hocker. Sein Gesicht war von Erschöpfung gezeichnet, doch seine Augen unter den schweren Lidern blitzten lebhaft.
»Das musst du dir anhören, Boxer. Ein Lkw war mit einer Ladung Teppichboden vom Rangierbahnhof zum Kongresszentrum unterwegs. Auf der Folsom hielt der Fahrer kurz an, um an eine Hauswand zu pinkeln. Da dürfen eigentlich keine Lkws halten, aber sie tun’s trotzdem immer.«
»Der Laster wurde also entführt?«
»Ja. Der Täter hat sich von hinten an den Fahrer rangeschlichen und ihm einen pistolenähnlichen Gegenstand an den Rücken gehalten.«
Jacobi fing an zu lachen.
»Was ist? Ich kapier den Witz nicht.«
»’tschuldigung. Es ist bloß die Vorstellung, dass der Typ da steht mit seinem Gerät in der Hand, und dann spürt er plötzlich die Knarre im Rücken. Kannst du als Frau wahrscheinlich nicht verstehen, Boxer. Na, ist ja auch egal. Jedenfalls bringt der Täter den Fahrer in seine Gewalt und zwingt den Beifahrer, ebenfalls auszusteigen. Er setzt sie beide mit einer Betäubungspistole außer Gefecht. Dann bugsieren er und sein Komplize sie auf die Ladefläche des Lkws, fesseln sie mit Klebeband und knebeln sie.«
»Jetzt haben sie also einen Lkw mit registriertem Kennzeichen und die Ausweise der Fahrer«, warf ich ein. »Du denkst, dass sie unser Opfer in den Lkw geladen haben? Vielleicht hatten sie die Leiche in irgendeinen Behälter gepackt?«
»Du denkst mal wieder schneller, als die Polizei erlaubt, Lieutenant.«
»Ich versuche nur, mit dir Schritt zu halten, Jacobi. Ich höre. Los, erzähl weiter.«
Jacobi nickte. »Sie fahren also an die Verladerampe des Kongresszentrums, laden den Behälter mit dieser jungen Dame drin auf eine Sackkarre und passen den günstigsten Moment ab. Drinnen packen sie sie aus und setzen sie in den Ferrari.«
»Vielleicht handelte es sich bei dem Behälter um einen Koffer«, sagte ich. »Einen großen Lederkoffer. Mit Rädern.«
»Das ist durchaus denkbar.«
»Unglaublich«, meinte Claire. »Dass die Kerle die Chuzpe haben, vor aller Augen mit einer Leiche herumzuhantieren, und sie dann auch noch mitten auf der Autoausstellung in einen Wagen zu setzen!«
»Jeder, der sie sah, hätte angenommen, dass es sich um eine Schaufensterpuppe handelt - aber es hat sie niemand bemerkt«, erklärte Jacobi. »Ich habe mir die ganzen Videos angeschaut. Da ging es gestern Abend drunter und drüber. Überall sind Gabelstapler rumgekurvt, Autos wurden von Lkws geladen. Hunderte von Typen in identischen Overalls, die die Stände aufgebaut haben.«
»Können die Fahrer die Männer identifizieren, die sie überfallen haben?«, fragte ich.
»Es war dunkel. Sie wurden völlig überrascht. Und die Typen trugen Strumpfmasken.«
Jacobi trat näher an den Leichnam der Frau heran. »Riecht ihr das? Da ist es wieder. Dieser Duft nach Sumpfmagnolien.«
»Black Pearl.«
Ein Gedanke durchbrach die Oberfläche meines Bewusstseins wie eine Luftblase, die vom Grund eines Sees aufsteigt. Es war so einfach, so offensichtlich. Wieso hatte es so lange gedauert, bis ich die Verbindung hergestellt hatte?
»Sie haben sich alles aus einer Hand besorgt«, sagte ich laut.
»Wie meinst du das, Boxer?«
»Die Designerklamotten und die Schuhe. Die Killer haben sich alles geschnappt, was sie kriegen konnten, Kleider von der Stange, Sachen für ein Mädchen, das sie noch gar nicht kannten. Deshalb haben sie sich manchmal in der Größe geirrt. Der echte Schmuck, die guten Sachen, waren sicher verwahrt, aber billige Perlen und Strass? Kein Problem.«
»Das Parfum, das sie auf diese Mädchen gesprüht haben«, nahm Jacobi den Faden auf, »ist exklusiv. Es wird nur in einem einzigen Laden verkauft.«
»Unsere Killer hatten dort ungehinderten Zugang«, sagte ich. »Sie haben sich alles in ein und demselben Kaufhaus besorgt.«
83
Am Montagmorgen um acht saß ich am Steuer einer neuen Lincoln-Limousine. Mein Chef kauerte neben mir auf dem Beifahrersitz und schien sich alles andere als wohl in seiner Haut zu fühlen. Er trug Uniform, hatte die Haare nach hinten geklatscht und schwitzte.
Mit einer Karawane von einem Dutzend Streifenwagen hinter uns kurvten wir über die Berg-und-Tal-Bahn der Straßen von San Francisco. Und es würde eine heiße Fahrt werden.
»Wir bringen eine Menge wichtige Leute gegen uns auf, und das alles wegen einer toten
Weitere Kostenlose Bücher